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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Autoren: Paul F. Wilson
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Krückstocks hinter ihm her. Benno folgte ihr.
    »Ich will zuerst von Johnny erzählen.«
    »Johnny? Wie alt?«
    »Dreiunddreißig. Er ist ein guter Junge. Wirklich.
    Ich weiß, dass alle Mütter das über ihre Kinder sagen, aber er ist tatsächlich ein guter Kerl, trotz seiner besonderen Lebensumstände. Ich habe mein Vermögen auf die altmodische Art und Weise erworben.«
    Sie lächelte ein wenig verkniffen. »Geerbt. Kurz vor seinem Ableben hat Johnnys Vater für ihn ein Treuhandvermögen angelegt, das ihm nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums zur Verfügung stehen sollte. Als er seine Prüfungen ablegte – cum laude –, wurde er sofort Millionär.«
    Na wunderbar, dachte Jack. Er sollte also ein verwöhntes Jüngelchen von über dreißig suchen. Was nun als Nächstes käme, konnte eigentlich nur noch schlimmer sein. Am liebsten wäre er gleich zur Tür gegangen, doch er hatte ihr schon eine Tasse Tee versprochen. Daher ließ er sie weiterreden.
    »Aber er hat es nicht verplempert. Er besaß einen ausgeprägten Geschäftssinn, daher wurde er Börsenmakler bei Merill Lynch, Paine Webber, Morgan Stanley oder wie immer diese großen Firmen heißen.
    Ich kenne mich in solchen Dingen nicht sehr gut aus.
    Es ist ohnehin egal. Wichtig bleibt nur, dass er überaus erfolgreich war. Er verwaltete sowohl mein als auch sein Geld und hatte Ende der neunziger Jahre mein Vermögen auf einen Stand gebracht, den ich nur als unanständig bezeichnen kann.« Ein weiteres verkniffenes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Na ja, fast unanständig. Gott allein weiß, wie viel Johnny selbst wert war.«
    Das ist ja noch besser, dachte Jack säuerlich. Sie möchte, dass ich einen Gordon-Gekko-Klon suche.
    Die Küche war klein, jedoch mit einer Dacor-Kochzeile und einem Sub-Zero-Kühlschrank samt Glastür ausgestattet. Sie deutete auf einen Eckschrank. »Der Tee steht im ersten Fach.«
    Jack fand eine Dose mit der Aufschrift Green Tea in roten Lettern. Es waren die einzigen englischen Worte, der Rest war Chinesisch. Während er die Dose aus dem Schrank nahm, bemerkte er ungefähr ein Dutzend Tablettenfläschchen auf der Anrichte. Maria musste seinem Blick gefolgt sein.
    Sie hob eine ihrer verkrümmten Hände. »Rheumatische Arthritis. Das ist kein Spaß. Die Medikamente, von denen mir nicht schlecht wird, verhelfen mir zu diesem Mondgesicht.«
    Aus der Nähe konnte Jack jetzt ein Netz roter Flecken um ihre Nase und auf ihren Wangen erkennen.
    Er verspürte einen Anflug schlechten Gewissens, weil er auf ihre Bitte, Tee zuzubereiten, so ablehnend reagiert hatte. Marias Hände sahen aus, als wären sie nicht mehr zu allzu viel zu gebrauchen. Nur gut, dass sie Geld hatte.
    »Wie kommen Sie an Lebensmittel, wenn Ihre Haushälterin nicht da ist?«
    »So wie alle anderen Leute. Ich lasse sie hierher liefern.«
    Während er den Wasserkessel füllte, sagte Jack:
    »Zurück zu Ihrem Sohn. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn jemand verschwindet, der solchen Einfluss hat, eine ganze Menge Leute nach ihm suchen.
    Vor allem seine Kunden.«
    »Er ist nicht verschwunden. Er hat aufgehört. Trotz des Geldes, das er verdiente, überkam ihn irgendwann eine große Ernüchterung. Er erzählte mir, er sei es leid, ständig belogen zu werden – und zwar sowohl von den Firmen als auch von den verschiedenen Abteilungen seines eigenen Betriebs. Er hatte das Gefühl, niemandem in der Branche mehr trauen zu können.«
    Demnach war Johnny wahrscheinlich doch kein Gekko. Es klang, als besäße er so etwas wie ein Gewissen.
    »Ich nehme an, dieser Wandel fand vor Enron statt.«
    Sie nickte. »Nachdem ich durch Johnny von all diesen betrügerischen Geschäftspraktiken erfahren hatte, konnte mich der Enron-Skandal kaum noch überraschen.«
    Jack fand zwei goldgeränderte Porzellantassen – offenbar aus alter chinesischer Herstellung – und legte in jede einen Teebeutel.
    »Er machte also Schluss, und was tat er dann?«
    »Ich glaube, er … er hatte eine Art Zusammenbruch oder schnappte über, wie immer man es ausdrücken will. Er verteilte einen großen Teil seines Vermögens an wohltätige Organisationen, arbeitete in Suppenküchen für Obdachlose, trat für einige Zeit zum Buddhismus über, doch er schien nicht finden zu können, wonach er suchte. Dann ging er zu den Dormentalisten, und plötzlich änderte sich alles.«
    Die Dormentalisten … wer hatte nicht schon mal von ihnen gehört? Man konnte ja keine Zeitung aufschlagen und keinen Meter mit der
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