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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos
Autoren: Cornelia Koenig
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Tessa kaum. Das war ein seltener Luxus. Es gab immer irgendjemanden, der sie etwas fragte. Sei es, es ging um etwas, wozu man gerne ihre Meinung hörte, oder um den Ablauf einer Veranstaltung bei der Tessa im Komitee saß oder wie das Besprochene realisiert werden sollte. Dann waren da noch die anderen Cheerleader, mit denen sie sonst die Pausen verbrachte. Mit ihnen saß sie gerne zusammen und redete über Jungs, Klammotten und ließ sich von ihnen immer auf den neuesten Stand der Klatsch und Tratsch Gerüchteküche bringen. Aber heute war es ein Segen Amber als Freundin an ihrer Seite zu wissen. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihr alle anderen vom Hals zu halten. Mit den Nerven fast am Ende ließ sich Tessa erschöpft auf einen der unbequemen, harten Cafeteria-Holzstühle sinken. Sie hatte gerade einmal Zeit das Tablett zurechtzurücken und sich bei Amber mit einem Kopfnicken zu bedanken als diese auch schon lospolterte „Was wollte er hier?“ Tessa stocherte unwillig in ihrem Essen herum „Wen meinst Du?“ Es war eigentlich unsinnig Amber etwas vorzumachen, aber Tessa hatte nicht die geringste Lust über ihren Bruder zu sprechen bzw. über das, was in den Toilettenräumen der Jungs vorgefallen war. „Na den heiligen Geist!“ Amber rollte entnervt die Augen. „Lukas natürlich. Sein Auto stand auf dem Parkplatz. Da er höchstwahrscheinlich nicht seinen Abschluss nachholen will, sofern er dies hier überhaupt dürfte, was ja bekanntlich durch sein Hausverbot erschwert werden würde, wollte er irgendetwas. Von Dir?“ Tessa lachte schnippisch. „Klar von mir. Ihm fällt nach zehn Jahren einfach mal ein, dass er noch ´ne kleine Schwester hat, die er seit ein paar Jahren äußerst freundlich und zuvorkommend behandelt hat und da dachte er sich, er kommt mal auf ´nen Smalltalk vorbei und riskiert gleichzeitig noch in den Jugendknast einzufahren.“ Tessas Worte tropften nur so vor Ironie. „T., Im Ernst.“ Ambers Stimme wurde versöhnlicher und Tessa hatte keinen Grund alles auf Amber abzuwälzen. Sie hatte ihr schließlich nichts getan. Im Gegenteil, sie war die Einzige, die immer wusste wie es ihr gerade ging. „Drogen verticken.“ Sie sagte es so nüchtern, als teilte sie Amber gerade mit, dass die liebe alte Granny Dae von nebenan mit ein paar selbstgebackenen Keksen zum Tee vorbei gekommen ist. „Jetzt dreht er vollkommen durch, oder? Was wäre, wenn sie ihn dabei erwischt hätten. Denkt er auch nur ein einziges Mal an euch? Schon gut, du brauchst nicht zu antworten, ich weiß ja die Antwort: Nein, tut er nicht.“ Auch Ambers Stimmung war nun bedrückt. Bedrückt war wohl nicht ganz das richtige Wort um ihre Stimmung zu beschreiben. Sie war wütend, hilflos und litt mit Tessa und Josh. Sie wusste, was sich Lukas alles so leistete, dennoch verstand sie Tessa, dass sie ihm nicht wirklich lange böse sein konnte. So waren eben Familienbande. Wer einmal in Tessas Herz war hatte es überhaupt schwer, dort seinen Platz wieder zu verlieren, auch wenn man sich mehr als daneben benahm. Und das tat Lukas definitiv stets und ständig. „Alles ok? Geht es dir gut?“ Amber klang nun eher besorgt. „Klar, nur ein weiteres Kapitel der Familientragödie von Tessa Samuels. Reden wir nicht mehr drüber.“ „Also gut, du hast es ja nicht anders gewollt. Hier kommt der gute Launemacher Nummer zwei an diesem wunderschön verschrobenen Tag. Welches Motto hast du dir dieses Jahr für deine Geburtstagsfeier überlegt? Ich meine man wird schließlich nur einmal im Leben 18 Jahre alt. Erwachsen. Wir müssen eine unglaublich große, einmalige und unvergessliche Party geben, mit allem drum und dran. Ein Liveact? Zu übertrieben?“ „Du bist wohl gar nicht zu bremsen. Ich dachte meine Sweet Sixteen Party hätte Dir gereicht und deine Planungswütigkeit im Keim erstickt? Und der Kater am nächsten Morgen? Ich erinnere mich an eine ziemlich desorientierte Amber.“ „Du spinnst wohl. So ‘nen kleiner Kater am nächsten Morgen haut doch eine Amber Moore nicht um.“ Etwas eingeschnappt schwelgte sie in ihren Erinnerungen an die Party des Jahrhunderts. „Ich werde mit Mike schlafen“, platzte es aus Tessa heraus. Sie schaute Amber direkt in die Augen, damit diese den Ernst dieser Ansage verstand. Amber antwortete nicht. „Amber? Ambrosia? Sag doch was!“ Tessa wusste zum ersten Mal in ihrem Leben nicht, was ihre Freundin dachte. Sie rechnete schon fast wieder mit einer ihrer Moralpredigten oder lapidareren
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