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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Zentimeter vor mir blieb er stehen, verschränkte die Arme und blinzelte zu mir hoch.
    »Ich gehe davon aus, Sie werden morgen fertig?« Eher eine Aussage als eine Frage.
    »Werden wir.« Ich trat einen Schritt zurück.
    »Und dann?« Duprees Gesicht hatte etwas Vogelartiges, scharfe Knochen unter rosiger, durchscheinender Haut.
    »Ich werde nächste Woche dem Büro des staatlichen Archäologen einen vorläufigen Bericht übermitteln.«
    Der Basset kam dazu und beschnupperte mein Bein. Er sah aus, als wäre er mindestens achtzig Jahre alt.
    »Colonel, sei nicht unhöflich zu der kleinen Dame.« Und zu mir: »Colonel wird langsam alt. Er vergisst seine Manieren.«
    Die kleine Dame kraulte Colonel hinter einem struppigen Ohr.
    »Wäre doch eine Schande, die Leute nur wegen ein paar alter Indianer zu enttäuschen.« Dupree schenkte mir, was er zweifellos als sein charmantes Südstaaten-Gentleman-Lächeln betrachtete. Wahrscheinlich übte er es vor dem Spiegel, wenn er sich die Nasenhaare schnitt.
    »Viele betrachten das historische Erbe dieses Landes als etwas Wertvolles«, sagte ich.
    »Aber man kann doch nicht zulassen, dass diese Dinge den Fortschritt behindern, oder?«
    Ich erwiderte nichts.
    »Sie verstehen meine Position, Ma’am?«
    »Ja, Sir, das tue ich.«
    Ich verabscheute Duprees Position. Sein einziges Ziel war Geld, und er war bereit, es mit allen Mitteln zu verdienen, die ihn nicht ins Gefängnis brachten. Zur Hölle mit dem Regenwald, den Feuchtgebieten, Meeresküsten, Dünen und der Kultur, die bereits hier war, als die Engländer ankamen. Dickie Dupree würde den Artemis-Tempel sprengen, falls er dort stand, wo er Eigentumswohnungen hinklatschen wollte.
    Winborne hinter uns war verstummt. Ich wusste, dass er zuhörte.
    »Und was wird in diesem vorzüglichen Dokument stehen?« Noch ein Lächeln wie vom Sheriff von Mayberry.
    »Dass sich unter diesem Gelände eine präkolumbische Begräbnisstätte befindet.«
    Duprees Lächeln zitterte kurz, blieb aber. Colonel, der Spannung spürte oder vielleicht nur gelangweilt war, ließ von mir ab und wandte sich Winborne zu. Ich wischte mir die Hände an meinen abgeschnittenen Jeans ab.
    »Sie kennen diese Leute oben in Columbia ebenso gut wie ich. Ein Bericht dieser Art wird mich für eine ziemliche Zeit lahm legen. Und die Verzögerung wird mich Geld kosten.«
    »Eine archäologische Stätte ist eine nicht erneuerbare kulturelle Ressource. Ist sie erst einmal verschwunden, dann bleibt sie es für immer. Ich kann nicht ruhigen Gewissens zulassen, dass Ihre Bedürfnisse meine Funde beeinflussen, Mr. Dupree.«
    Das Lächeln verschwand, und Dupree betrachtete mich kalt.
    »Darum werden wir uns kümmern müssen.« Diese verhüllte Drohung wurde von seinem sanft säuselnden Lowcountry-Akzent kaum abgemildert.
    »Ja, Sir. Das werden wir.«
    Dupree zog eine Packung Kools aus der Tasche, riss in der hohlen Hand ein Streichholz an und zündete sich eine Zigarette an. Dann warf er das Streichholz achtlos weg, inhalierte tief und machte sich auf den Rückweg über die Dünen. Colonel watschelte hinter ihm her.
    »Mr. Dupree«, rief ich ihm nach.
    Dupree blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Es ist ökologisch unverantwortlich, über die Dünen zu laufen.«
    Dupree winkte nur kurz und ging einfach weiter.
    In mir stiegen Wut und Abscheu hoch.
    »Dickie ist wohl nicht Ihre erste Wahl für den Mann des Jahres?«
    Ich drehte mich um. Winborne wickelte eben einen Juicy Fruit aus. Ich sah zu, wie er sich den Kaugummi in den Mund schob, und warnte ihn mit einem Blick, das Papier nicht so wegzuwerfen, wie Dupree es mit seinem Streichholz gemacht hatte.
    Er kapierte die Botschaft.
    Wortlos drehte ich mich um und ging auf Drei-Ost zu.
    Die Studenten verstummten, als ich bei ihnen war. Ich sprang in den Graben. Acht Augen folgten mir. Topher gab mir eine Kelle. Ich kauerte mich hin, und sofort umfing mich der Geruch frisch umgegrabener Erde.
    Und noch etwas anderes. Süß. Faulig. Schwach, aber unbestreitbar.
    Ein Geruch, der eigentlich nicht da sein dürfte.
    Mein Magen zog sich zusammen.
    Ich ging auf alle viere und untersuchte Tophers komisches Ding, ein Stück Wirbelsäule, die sich etwa in der Mitte der westlichen Wand nach außen wölbte.
    Von oben riefen mir die Studenten Informationen zu.
    »Wir waren eben dabei, die Seiten zu säubern, Sie wissen schon, damit wir Fotos der Stratigraphie machen können.«
    »Wir haben verfärbte Erde entdeckt.«
    Topher fügte noch ein
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