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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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ankam.
    »Die Polizei von Lubbock konnte ihn gestern um zweiundzwanzig Uhr vierzig verhaften. Ich bin hier, um Ihnen das mitzuteilen.«
    »Shorter flog nach Texas?«
    »Er hat eine Ex, die in Lubbock lebt.«
    »Kooperiert er?«, fragte Pete.
    »So lala.« Gullet wackelte mit der Hand. »Shorter behauptet, er betreibt einen legalen Shuttle- und Charter-Service. Gibt zu, Transporte für Marshall übernommen zu haben, leugnet aber, irgendwas über die Fracht gewusst zu haben. Marshall rief ein, zwei Tage im Voraus an und brachte zur vereinbarten Zeit eine Kühlbox zum Flugplatz. Shorter flog nach Mexiko, landete in der Wüste außerhalb von Puerto Vallarta und übergab die Kühlbox an einen Mexikaner namens Jorge. Marshall zahlte pro Transport zehntausend Dollar in bar. Shorter sagt, er habe keine Fragen gestellt.«
    »Warum die überstürzte Flucht am Donnerstag?«
    »Shorter behauptet, Marshalls Verhaftung habe ihm Angst eingejagt, schließlich sei er schon früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
    Einen Augenblick lang schwiegen wir und dachten darüber nach.
    Dann sagte ich: »Bei Shorters Vorgeschichte dürfte es wohl das Wahrscheinlichste sein, dass er Organe von Charleston nach Mexiko transportierte und auf dem Rückweg Drogen von Mexiko in die Vereinigten Staaten mitnahm.«
    »Die Kollegen in Lubbock denken ähnlich, deshalb haben sie die Drug Enforcement Administration eingeschaltet, die Strafverfolgungsbehörde für Drogendelikte. Die DEA nimmt die Maschine auseinander. Selbst wenn Shorter nur mal unter einer Tragfläche einen Joint geraucht hat, nageln sie ihn fest. Außerdem dürfte seine Geschichte nicht lange standhalten. Sieht ganz danach aus, dass das Heck der Maschine mehrmals übermalt wurde, wahrscheinlich um falsche Kennziffern für die illegalen Flüge anzubringen. Außerdem haben die mexikanischen Behörden keine Hinweise darauf, dass er sich je bei der dortigen Flugsicherung angemeldet hätte, um legal Zugang zu ihrem Luftraum zu erhalten.«
    »Hat Marshall sich darüber ausgelassen, wie die ganze Sache am anderen Ende funktionierte?«, fragte Pete.
    »Marshall rief Rodriguez an, wenn er einen Ambulanzpatienten hatte, der mit einem von Rodriguez’ potenziellen Empfängern kompatibel war. Das Opfer war immer obdachlos oder jemand, dessen Verschwinden niemand bemerken würde.
    In Mexiko benachrichtigte Rodriguez seinen Empfänger, und der setzte sich sofort in eine Maschine nach Puerto Vallarta. Unterdessen schlug Marshall hier in Charleston zu, und Shorter flog das Organ über Nacht in den Süden.«
    »Wie kam Marshall auf Shorter?«
    »Shorter wohnt in derselben Anlage wie Daniels. Die beiden tranken ab und zu ein Bier miteinander. Daniels erzählte Marshall von Shorter, oder Marshall bekam mit, wie Daniels über einen vorbestraften Piloten redete. Wie auch immer, Shorter klang nach einem guten Kandidaten für die neue Unternehmung.
    Marshall informierte sich über den Kerl, legte einen Köder aus, und Shorter biss an.«
    »Und Daniels bekam nie mit, dass sein Nachbar für seinen Chef den Transporteur spielte?«
    »Hatte nicht die geringste Ahnung.«
    »Was meinen Sie, wie viel wusste Shorter tatsächlich?«
    »Marshalls Version deckt sich mit Shorters Behauptung, er sei nur der Kurier gewesen. Auch er gibt an, Shorter hätte nie nach dem Inhalt der Kühltaschen gefragt.«
    »Genau«, sagte ich. »Der ehrbare Pilot kommt gar nicht auf die Idee, dass er Konterbande transportieren könnte.«
    Gullet zuckte die Achseln. »Für zehntausend kriegt man ’ne Menge Desinteresse.«
    »Was ist mit Rodriguez? Wusste er, wie Marshall sich die Organe beschaffte?«
    »Aber sicher doch. Nach Marshall schmiedeten die beiden bereits seit fünfundneunzig Pläne.«
    »Rodriguez und Marshall schlossen ihr Medizinstudium einundachtzig ab. Wie kamen die beiden wieder zusammen?«
    »Die beiden blieben die ganze Zeit über in Verbindung. Da Marshall wusste, dass sein alter Kommilitone in der medizinischen Welt ebenfalls zur Persona non grata geworden war, rief er ihn an als den einzigen anderen betrügerischen Arzt, den er kannte, und flog dann nach Mexiko. Rodriguez arbeitete damals bereits ein paar Jahre in der Kurklinik in Puerto Vallarta und betrieb nebenbei noch eine kleine Privatpraxis. Eins führte zum anderen, und die beiden heckten etwas aus, was sie damals als risikoarme Lizenz zum Gelddrucken betrachteten. Sie hatten vor, sich auf eine Handvoll ›Supplementär‹-Spender pro Jahr zu beschränken, ein-
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