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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Godine aus ihrem behelfsmäßigen Grab befreien. Ein leichter Gestank stieg auf, und Tausendfüßler huschten in die Dunkelheit zurück, als wir das traurige Bündel heraushoben und zu dem wartenden Transporter trugen.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Marshall sich die Hand vor den Mund hielt.
     
    Am Freitagmorgen stand ich um neun auf, zog einen dunkelblauen Rock und eine frisch gebügelte, weiße Bluse an und fuhr zur St. Michael’s Episcopal Church. Ich stellte mein Auto auf dem Parkplatz ab, ging zu Fuß zum Old Market, kaufte etwas ein und kehrte zur Kirche zurück.
    Die versammelte Gemeinde in der Kirche war größer, als ich erwartet hatte. Emmas Schwester Sarah Purvis, stumm und blass. Sarahs Mann und die Kinder. Gullet mit einigen seiner Leute. Lee Ann Miller und Emmas Angestellte aus dem Büro des Coroners. Außerdem noch einige Dutzend Menschen, die ich nicht kannte.
    Während des ganzen Gottesdienstes schaute ich mir die Trauernden an, sang aber nicht und sprach auch die Gebete nicht mit. Ich wusste, wenn ich nur versuchte, den Mund zu öffnen, würde ich weinen.
    Auf dem Friedhof stand ich ein wenig abseits des Grabes und sah zu, wie der Sarg hinabgelassen wurde. Die Anwesenden defilierten am Grab vorbei und warfen jeder eine Handvoll Erde auf den Sarg. Erst als sich die Menge zerstreut hatte, trat ich ans Grab.
    Einige Augenblicke stand ich nur da und ließ die Tränen über die Wangen laufen.
    »Ich bin hier, um Lebwohl zu sagen, meine alte Freundin.« Meine Brust bebte. »Du weißt, man wird dich vermissen.«
    Mit zitternden Händen warf ich den Strauß aus Schleierkraut und Immortellen auf Emmas Sarg.
     
    Jetzt ist Freitagabend, und ich liege allein in meinem zu leeren Bett. Die Trauer um Emma lastet mir schwer auf dem Herzen. Morgen werde ich Birdie und Boyd ins Auto packen und nach Charlotte zurückkehren. Es wird mir schwer fallen, die Lowlands zu verlassen. Ich werde den Geruch der Kiefern, der Algen und der Salzluft vermissen. Das ewig sich wandelnde Spiel von Sonne und Mond auf dem Wasser.
    In Charlotte werde ich mithelfen, Pete wieder gesund zu pflegen. Für Emma hatte ich das nicht tun können, ich konnte ihr keine gesunden Zellen in den Körper zaubern und auch die Staphylokokken nicht vertreiben, die sie letztendlich das Leben gekostet hatten. Nie werde ich vergessen, dass mein Mann mich hintergangen hatte, aber auch nicht, dass ich mich auf verwirrende Weise noch immer mit ihm verbunden fühle. Ich werde versuchen, diese Gefühle zu trennen von dem Gefühl der zärtlichen Liebe gegenüber der Tochter, die ebenso viel von ihm hat wie von mir.
    In wenigen Wochen werde ich meine Koffer packen, zum Flughafen fahren und in eine Maschine nach Kanada steigen. In Montreal werde ich durch den Zoll gehen und mit einem Taxi zu meiner Eigentumswohnung im Centre-ville fahren. Am nächsten Tag werde ich mich in meinem Institut zurückmelden. Ryan wird dann elf Stockwerke unter mir sein. Wer weiß?
    Eins weiß ich allerdings genau: Emma hat Recht. Wie es auch ausgeht, ich gehöre zu den Glücklichen. Ich habe Menschen in meinem Leben. Menschen, die mich lieben.

Aus den forensischen Akten von Dr. Kathy Reichs
    Manchmal kratze ich mir verwirrt den Kopf. Nach einem jahrelangen Schattendasein ist mein Fachgebiet plötzlich ein ganz heißes Eisen.
    Als ich mein Studium abschloss, gab es nur sehr wenige Polizisten oder Staatsanwälte, die je etwas von forensischer Anthropologie gehört hatten, und noch weniger, die sie bei ihren Ermittlungen tatsächlich einsetzten. Meine Kollegen und ich bildeten einen winzigen Club, den kaum einer kannte, geschweige denn begriff. Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden wussten nur wenig über uns. Die Öffentlichkeit wusste rein gar nichts.
    Bekanntheitsgrad und Einsatz haben im Lauf der Jahre deutlich zugenommen, aber noch immer gibt es in Nordamerika nur eine Handvoll zugelassener forensischer Anthropologen, die als Berater für Ermittlungsbehörden, Coroner und Leichenbeschauer tätig sind. Das Militär setzt einen ganzen Zug solcher Spezialisten ein.
    Doch plötzlich standen wir im Licht der Scheinwerfer. Zuerst kam die Unterhaltungsliteratur: Jeffery Deaver, Patricia Cornwell, Karin Slaughter und, natürlich, Kathy Reichs. Dann kam das Fernsehen: Den Anfang machte die Mega-Erfolgserie C.S.I. – Den Tätern auf der Spur , die Millionen von Zuschauern vor den Bildschirm lockte. Plötzlich war die forensische Wissenschaft in aller Munde – und auf allen
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