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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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Betreibergesellschaft des Flughafens dahinterstecken könnte.“
    Bettina presste die Lippen zusammen und blickte sich um. Erst, als sie sicher sein konnte, dass sich keiner der anderen anwesenden Gäste für ihr Gespräch interessierte, sagte sie leise: „Der Verdacht ist nicht unberechtigt.“
    „Das musst du mir erklären“, forderte Kaltenbach. Er war also doch auf eine heiße Story angesetzt worden. Längst hatte er Lunte gerochen und war wild entschlossen, sich die Geschichte jetzt nicht mehr von Prangenberg abnehmen zu lassen. Und wenn er seinen längst fälligen Urlaub dafür opfern würde, um an der Story dranzubleiben – er war sicher, dass das malerische Dorf ein Geheimnis barg.
    „Ich fürchte, das geht nicht in ein, zwei Sätzen“, antwortete Bettina.
    „Dann versuch es in vier, fünf Sätzen“, ermunterte Kaltenbach sie.
    „Ich bin sicher, dass der Mord an Gerber damit zu tun hat. Wilfried Gerber war ein geachteter und beliebter Mann im Dorf. In seiner Eigenschaft als Ortsbürgermeister setzte er sich vorbildlich für die Belange der Bürger ein.“
    „Du klingst wie ein sprechender Wahlprospekt.“
    „Ist aber so“, erwiderte sie trotzig. „Und er kämpfte für den Umweltschutz.“
    „Dann ist es auch klar, dass er ein Problem mit toten Fischen im Bach hatte.“ Kaltenbach massierte sich den Nasenrücken.
    Bettina nickte eifrig. „Er ging auf die Barrikaden und hat eine Bürgerinitiative gegen den Hahn gründen wollen. Erste Gespräche sind schon gelaufen. Und dann ist Wilfried Gerber zum Hahn gefahren und hat sich mit der Flughafenleitung angelegt.“
    „Und nun ist er tot“, schlussfolgerte Kaltenbach bewusst kühn. „Du glaubst also, man hat ihn aus dem Weg geräumt, weil er einigen Leuten in der Verwaltung unbequeme Fragen stellte?“
    Bettina nickte, trank einen Schluck und stellte das Glas ein wenig hart auf dem Tisch ab. „Es ist vielleicht weit hergeholt, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass sein Mord mit der Geschichte in Zusammenhang steht.“
    „Was war er für ein Mensch?“
    „Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun und hat sich für das Wohlergehen von Enkirch aufgeopfert. Wie gesagt: Im Dorf war er beliebt und geachtet, Feinde hatte er bestimmt keine.“
    „Das sehe ich anders, denn sonst wäre er wohl noch am Leben“, stellte Kaltenbach klar.
    „Das muss die Kripo herausfinden.“
    Kaltenbach widersprach nicht. Vielleicht sollte er zur Mordkommission Kontakt aufnehmen. In ihm reifte ein Plan. Nun griff Bettina doch zum Besteck und versuchte den Flammkuchen zu genießen. Und Bernd verabschiedete sich von dem Gedanken, etwas davon abzubekommen, denn jetzt aß sie mit Heißhunger.

    Zell-Kaimt, 15.50 Uhr

    Am Nachmittag war Bettina mit einer alten Freundin verabredet. Bernd kam das sehr gelegen; er setzte sich auf die Honda und fuhr nach Zell. Über die große Moselbrücke gelangte er in den Ortsteil Kaimt, wo die zuständige Polizeiinspektion ihren Sitz hatte. Vielleicht gab es zum Mord an Gerber schon erste Erkenntnisse. Zuvor hatte Kaltenbach mit der Redaktion in Koblenz telefoniert und Simon Dietz mitgeteilt, dass er heute nicht mehr ins Büro kommen werde.
    Nachdem er die Honda vor dem weißen Polizeigebäude in der Winzerstraße abgestellt hatte, betrat er das Gebäude und stand Polizeioberkommissar Peter Stürzenbecher gegenüber. Der uniformierte Polizist führte ihn in sein einfach eingerichtetes Büro. Hier standen sich zwei graue Schreibtische gegenüber; während sich der uniformierte Polizist hinter seinem Schreibtisch verschanzte, machte er eine einladende Geste und bedeutete Kaltenbach, sich an den verwaisten Schreibtisch zu setzen. Kaltenbach nickte und blickte sich um. Auf den dunkelgrünen Blättern des Benjaminbaums in der Ecke hatte sich eine gelbliche Schicht Blütenstaub gebildet. Eine Wand wurde von deckenhohen Aktenschränken eingenommen, auf der gegenüberliegenden Seite flatterte eine vergilbte Landkarte der Umgebung im Luftzug, der durch das auf Kipp stehende Fenster in das Büro drang. Ein Plakat warb für die Aktion „Wachsamer Nachbar“.
    Der Polizeioberkommissar, ein großer Mann Anfang fünfzig und mit grau melierten Haaren, hörte geduldig zu. Er stellte keine Zwischenfragen und wartete, bis Kaltenbach seine Ausführungen abgeschlossen hatte. Dann winkte er ab.
    „Sie werden alles Wissenswerte zum Stand der Dinge auf der Pressekonferenz erfahren, zu der Sie schon jetzt recht herzlich eingeladen sind“, machte
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