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Hahn im Korb.

Hahn im Korb.

Titel: Hahn im Korb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wissen?«
      »Bei dem Rummel, der wegen des Fests im Dorf herrscht …«
    »Wieviel Uhr ist es?« fuhr Corbo plötzlich auf.
    »Halb eins.«
    »Du guter Gott! Tognin!« schrie der Maresciallo.
    Tognin stürzte aus dem anderen Raum herbei.
      »In einer halben Stunde kommt der Heilige heraus«, sagte Corbo, »und es wird wieder den üblichen Aufstand geben. Spute dich, daß du auf die Piazza kommst, stell dich gegenüber dem Kirchenportal auf. Später komme ich nach.«
    Tognin salutierte und ging.
      »Ich will dir helfen«, sprach Corbo weiter. »Geh ans Ende des Dorfs, in die Bahnhofsgegend, wo das Schwefellager ist. Dort steht eine Baracke, auf die paßt ein gewisser Peppi monacu auf. Versuch's mal dort, es könnte sein, daß du in der Gegend auf Foti stößt. Wenn er nicht dort ist, stell dich auf den Kopf und wackle mit den Beinen, leg vor der Madonna ein Gelübde ab, oder mach sonst irgendeinen Quatsch, aber finde Foti. Lös ihn ab und sag ihm, er soll mir schleunigst Bericht erstatten. Du bleibst dort und läßt Vito keine Sekunde aus den Augen, auch nicht, wenn es der Allmächtige persönlich von dir verlangt.«
    Manzella erhob sich mißmutig. Als er an der Tür war, rief Corbo ihn zurück.
      »Ah, Manzè, noch etwas. Wenn du herkommst und mir sagst, du hast Vito aus den Augen verloren, dann geh vorher noch bei dir zu Hause vorbei und pack die Koffer. Ich laß dich dann nach Bozen versetzen, so kannst du die Sonne sommers wie winters genießen.«

    »Noch einen Schritt, und ich stech' dich ab«, sagte Peppi monacu und ging rückwärts, bis seine Schultern die Mauer berührten.
      Friedlich wie ein Mondkalb war er gerade dabeigewesen, sich gesalzene Sardinen mit Zwiebeln und Essig zuzubereiten, als die Tür mit einem Schlag aufsprang und Vito, dem die Augen bald aus dem Kopf traten, auf der Bildfläche erschien. Zum Glück hatte er gerade das Brotmesser in der Hand, für den Fall, daß Vito über ihn herfallen wollte.
      »Du Elender«, stieß dieser keuchend hervor. Peppi hatte er immer schon die Stirn geboten, und jetzt machte er ihm, wütend wie er war, nicht mal mit dem Messer in der Hand angst. »Du gehörnter Hurensohn!«
      »Danke für die netten einleitenden Worte«, sagte Peppi, »doch wenn du zufällig über mich sprichst, kann ich dir sagen: Ich bin zwar gehörnt, elend vielleicht auch, aber ein Hurensohn bin ich nicht. Und nachdem du Dampf abgelassen hast, kannst du mir vielleicht sagen, was du von mir willst?«
    »Weißt du das nicht? Weißt du das wirklich nicht?«
    »Ich weiß von nichts.«
      Vito trat einen Schritt vor, Peppi tat es ihm gleich, das Messer vor sich ausgestreckt.
    »Ich durchlöchere dich«, sagte er.
    »Aus heiterem Himmel fällt dir plötzlich ein, daß du ein
    Hahnrei bist«, griff Vito ihn an, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Fünf Jahre schon besorgen ich und das halbe Dorf es deiner Ehefrau, und ausgerechnet jetzt und ausgerechnet mit mir willst du Zoff anfangen?«
      »Wer bist du überhaupt? Wer will denn überhaupt was von dir?«
      »Du willst sehr wohl was von mir, wenn du auf mich schießt, und auch, wenn du meine Hühner abschlachtest …«
    »Ich? Ich?!«
      »Ja, genau, du. Mir die Hälfte der Hühner abzustechen, das bringen nur erbärmliche Gestalten wie du zuwege. Es ist, als hättest du deine Unterschrift daruntergesetzt. Was wolltest du eigentlich? Geld? Du hättest mich darum bitten können, und ich hätte es dir gegeben. Für mein Vergnügen mit deiner Frau war ich ohne weiteres bereit zu bezahlen, was glaubst du denn? Jetzt aber kannst du von mir aus auch abkratzen, von mir kriegst du keine einzige Lira, auch wenn du dir die Haare einzeln ausreißt. Zuerst schlage ich dir die Fresse ein, und dann bringe ich dich in den Knast. Und da du ein Rückfalltäter bist, kannst du dich dort gleich häuslich einrichten.«
      »Du willst mich hinter Gitter bringen, um dich ungestörter meiner Frau zu widmen? Wer sollte denn etwas dagegen haben? Oder willst du mir etwa verbieten, auch ab und an Maß zu nehmen?«
      »Von mir aus kannst du ihn dieser alten Schlampe von Giovannina so tief reinstecken, daß er ihr zur Nase rauskommt!«
    »Ja also?«
    »Was, ja also?«
    Sie hielten beide etwas verwirrt inne. Ihre Unterhaltung war falsch eingefädelt und nahm eine andere Richtung an, als Vito ursprünglich angepeilt hatte. Dieser Peppi war ein richtig durchtriebener Kerl, mit allen Wassern gewaschen.
      »Warte mal«, sagte Peppi, als wäre

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