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Hahn im Korb.

Hahn im Korb.

Titel: Hahn im Korb.
Autoren: Andrea Camilleri
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Reihe italienischer Erzähler, Dichter und Essayisten. Er ließ mich jedoch wissen, daß das Buch frühestens in zwei Jahren erscheinen würde. Im Sommer 1971 starb Nicolò völlig überraschend. Die von ihm betreute Reihe wurde eingestellt. In der Zwischenzeit war es mir nicht gelungen, etwas anderes zu schreiben, ich fühlte mich wie blockiert – es war dringend notwendig, daß mein Roman auf irgendeine Weise das Licht der Welt erblickte. Ich schickte ihn beim Literatur wettbewerb »Rapallo Prove« ein, den der Schriftsteller Nino Palumbo organisierte. Mein Buch bekam eine Auszeichnung, und Palumbo schrieb mir, daß das Buch seiner Meinung nach gut sei und er es beim Verleger Lacaita veröffentlichen wolle. Wieder verstrichen Monate sinnloser Warterei. Dann rief ich Lacaita an, und der teilte mir mit, daß er keinerlei Absicht hätte, belletristische Werke zu veröffentlichen, das sei nur ein frommer Wunsch von Palumbo. Franco Scaglia bot sich an, dem Marsilio-Verlag meinen Roman zu empfehlen: Auch bei dieser Gelegenheit dauerte das Schweigen drei Monate und endete in einer klaren Absage. Auch von Bompiani bekam ich ein klares Nein zu hören, ein zweites von Garzanti, ein drittes von Feltrinelli. Und von anderen Verlagen. Die Editori Riuniti waren anderer Meinung: Sie schrieben mir, daß sie den Roman veröffentlichen wollten. Dann, nach fast einem Jahr, gab es Veränderungen in der Verlagsleitung, und der neue Direktor teilte mir mündlich mit, daß mein Roman nicht ins Programm passe, das er für den Verlag vorgesehen hatte. Ich hatte die Grenze meiner Widerstandskraft erreicht und beschloß, niemanden mehr wegen des Romans zu belästigen. Offensichtlich war Schreiben nicht mein Ding, ich widmete mich wohl besser weiterhin meiner Arbeit als Regisseur. Als im Hörfunk die Programmreihe »Unmögliche Interviews« geschaffen wurde, wollte Lidia Motta, die Verantwortliche für die Prosaprogramme im Radio, unbedingt, daß ich zwei davon schrieb. Das machte ich auch, und die Texte wurden von Bompiani in den zwei Bänden, die jeweils 1975 und 1976 erschienen, veröffentlicht. Ich bemerkte, daß sich mein Schreibstil verbessert hatte – eigenwilliger, ausgewogener geworden war. Aber wem sollte das etwas bedeuten? Dante Troisi schlug Sergio Amidei meinen Roman als Vorlage für ein Drehbuch vor; der hielt den Stoff für ungeeignet, da »zu wenig gewalttätig«. Dante versuchte es noch einmal beim Fernsehen, und sein Vorschlag wurde angenommen. Zusammen mit Ninì Suriano alias Antonio Saguera, auch er Richter von Beruf, begann er, den Roman zu einem Drehbuch umzuarbeiten. Einige Zeitungen berichteten darüber, und ein Verleger, der gegen Bezahlung veröffentlichte, kam auf mich zu und schlug mir vor, das Buch zu drucken, ohne daß ich dafür eine Lira aus der Tasche zu ziehen hätte (was ich im übrigen niemals gemacht hätte), unter der Bedingung, daß im Nachspann der Name seines Verlags erschien. Die Fernsehbearbeitung in drei Teilen unter der Regie von Pino Passalacqua bekam den Titel Die Hand vor den Augen, der reizvoller als der Originaltitel klang. Der Roman wurde 1978 von Lalli mit dem Originaltitel Der Lauf der Dinge gedruckt, fast zehn Jahre nachdem ich ihn zu Ende geschrieben hatte. In diesen Jahren hatte ich abgesehen von den zwei »Unmöglichen Interviews« eine regelrechte Schreibblockade.

    Dieser Roman ist so gut wie unveröffentlicht, in der Tat gelangte er nicht in den Vertrieb. Einige Exemplare machten halb im Untergrund ihre Runde. Wer eines davon besitzt, wird manche Unterschiede zwischen dieser Ausgabe und der von Lalli feststellen: Hier wird er Dialoge, Wörter, Verben, Sätze, Szenen finden, die wie eine Art »Aktualisierung« meiner Sprache erscheinen mögen. Doch die Dinge verhalten sich nicht so: Diese »Neuheiten« stammen aus dem Originalmanuskript und sind zum Teil Ergebnis der Anmerkungen von Nicolò Gallo.

    Andrea Camilleri
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