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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht
Autoren: J.M. Soedher
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Schlüssel für die Zugangstüre zur Garage. Ein wenig mulmig war ihm schon, doch wäre es ihm nachgerade peinlich gewesen, die Streife für die kurze Nachschau in der Garage nochmals zurückzurufen.
    Es kamen nur einige der Schlüssel infrage und tatsächlich passte der dritte, den er ausprobierte, ins Schloss und mit einem lauten Klack sprang der Schließbolzen zurück. Robert Funk tastete nach der Pistole unter dem Jackett und drückte die Tür vorsichtig auf. Der Lichtschalter im Gang setzte eine flackernde Neonröhre in Betrieb. Im zuckenden Schein des kalten Lichts erfasste Robert Funk die Gegebenheiten in der Garage – nichts Ungewöhnliches fiel ihm auf. Trotz aller Unwahrscheinlichkeit, dass sich jemand in der Garage hätte verstecken können, spürte er die Anspannung, als er sich eng am Türstock in den Raum schob. Ein Auto stand darin, was nicht unerwartet war und an sich wenig Grund für Überraschungen bot. An den Wänden lehnten Regale, gefüllt mit Werkzeugen, Packtaschen, Zeltstangen, Behältern mit Flüssigkeiten, wie man sie für Fahrzeuge benötigte. Der Strahl seiner Taschenlampe blieb etwas länger auf einer Holzplatte haften, die an der Wand zwischen den Regalen befestigt war, und auf der Werkzeugteile hingen. Die Umrisse jedes einzelnen Stückes waren mit einem dunklen Stift auf der Platte nachgezeichnet worden. Ein Schraubschlüssel fehlte. Der Eindruck, den Robert Funk eher unterbewusst gewonnen hatte, als er die Räume des Hauses betrachtet hatte, wurde durch dieses im Grunde unscheinbare Detail gewiss – wer hier gewohnt hatte, war mehr als ordentlich: Er war pedantisch.
    Das Auto besaß noch eine gültige Zulassung, wie er an den Nummernschildern mit Lindauer Kennzeichen erkennen konnte. Noch mehr überraschte ihn allerdings der Fahrzeugtyp: ein RO80 mit Wankelmotor. Nachdem er sicher war, dass sich hier niemand versteckt hatte, ging er bewundernd um das bestens gepflegte Fahrzeug herum. Der dunkelrote Lack würde beinahe wie neu leuchten und strahlen, wenn die Staubschicht entfernt wäre.
    Fast ein wenig wehmütig schraubte er anschließend wieder die Sicherungen heraus und verließ den Tatort, der ihn so früh in den Tag gebracht hatte. Inzwischen war es draußen hell geworden. Die aufgebrochenen Türen schlossen leidlich. Er klebte Siegelband an beide Türen und machte sich auf den Weg zurück zur Dienststelle, immer noch in Gedanken mit diesem merkwürdigen Einbruch befasst, bei dem ein ungeübter Täter mit roher Gewalt die Türen aufgebrochen hatte, im Haus selbst jedoch nicht geringste Spuren von Vandalismus zu erkennen waren und nichts darauf hinwies, was jemand dort hätte stehlen können. Seltsam.

    Lydia Naber sprang auf, als sie sah, wie Robert Funk in den Hof einfuhr. Schielin nahm es still zur Kenntnis. Auch er hatte sich nicht so ganz auf die Arbeit konzentrieren können, weil seine Gedanken immer wieder zu Robert Funk gewandert waren. Es war nicht gut, alleine unterwegs zu sein, das war nicht gut. Lydia lief die paar Schritte zum Fenster und verfolgte, wie Robert Funk den Koffer und seine Aktentasche auslud und zum Gebäude lief. Durch das Aufstehen und die wenigen Schritte hatte sich ihre Anspannung gelöst. Scheinbar ruhig setzte sie sich wieder vor den Bildschirm. Jetzt fehlte nur noch Kimmel, dann wären sie komplett und konnten die Sachlage vielleicht zielführender und mit mehr Informationen angereichert führen, als dies am Morgen geschehen war, wo alle noch unter dem Eindruck des Geschehenen, der beißenden Kälte und der nahen Adventszeit gestanden waren.
    Entgegen dem angespannten Warten auf Funk fiel die Begrüßung eher beiläufig und lakonisch aus, als er kurz an der Bürotür erschien.
    *
    Bald darauf betrat Kimmel die Dienststelle. Lydia Naber stand gerade mit Wenzel im Gang vor dem Drucker und sah, wie er hinkend und mit mürrischer Miene in seinem Büro verschwand; gerade dass er einen Gruß herausbekommen hatte.
    Sie schnitt Wenzel eine Grimasse. Seit einiger Zeit fiel Kimmels schlechte Laune auf und alle wussten von der Ursache: Es war die Hüfte, die ihn plagte und sie hatten schon eindringlich mit ihm geredet, sie doch endlich operieren zu lassen, weil es heute eine reine Routinesache sei. Doch er ließ und ließ sich einfach nicht überzeugen und probierte alles Mögliche und Unmögliche aus. Einmal war Wenzel zufällig in sein Büro gekommen und hatte am Bildschirm die Webseite eines Schamanen aus Ratzenried gesehen. Da dies kaum mit Ermittlungen
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