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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest
Autoren: Katri Dietz
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Herz wird zu einem saftigen Steak, wenn ich dich sehe.«
    Ich war immer noch skeptisch. Das hatte er schon hundertmal gesagt. Alles bloß Phrasen.
    Was  meinte  er denn bloß? Was er sagte, erreichte mein Herz nicht. Vielleicht hatte ich, seit er so viel mehr arbeitete, auch die Tür zugemacht und abgeschlossen.
    »Sag mir Beispiele«, bat ich ihn.
    »Okay, das ist leicht. Warte mal.« Er überlegte nur kurz.
    »Das erste Mal hab ich das gemerkt, als wir zusammen Moby Dick geguckt haben, weißt du noch?« Ich erinnerte mich. Da waren wir ungefähr drei Monate zusammen gewesen und hatten einen Sonntag auf seinem Sofa verbracht. Es kam mir vor wie eine Szene aus einem anderen Leben. Aber was meinte er?
    »Ich hab mich unsterblich in dich verliebt, weil du zum Schluss geweint hast, weil der Wal stirbt.« Oje. Das kam mir bekannt vor. Für jemanden, der Wale und Delfine schützen möchte wie ich, ist dieser Film aber auch wirklich brutal. Jonas lächelte.
    »Und ich liebe dich, weil wir zusammen Biene Maja gucken können, auch wenn Maja nicht dabei ist.« Ja, ein paarmal hatten wir, als Maja schlief, abends im Bett  DVD  gesehen und aus Faulheit gleich die geguckt, die noch im  DVD -Player war. Aber unsere Gemeinsamkeiten konnten doch nicht nur daraus bestehen, dass wir zusammen fernsahen? Das war ja erschreckend.
    »Ich bin total glücklich, wenn ich dich mit Maja im Garten lachen höre. Letztes Jahr im Sommer habt ihr zusammen Seifenblasen gepustet. Da warst du glücklich und hast gelacht. Da wusste ich, dass alles mit uns richtig ist.«
    Ich schluckte. Ja, damals hatte ich das Gefühl auch gehabt.
    Ich konnte nur hoffen, dass es irgendwann mal wiederkehrte. »Süße, es berührt mich auch, dass du dir Sorgen machst, die es noch gar nicht gibt. Und ich will jede Minute meines Lebens für dich da sein, damit du dir nicht so viele Sorgen zu machen brauchst!« Das war wahnsinnig lieb von ihm. So kannte ich ihn. Aber es war lange her, dass wir so miteinander gesprochen hatten.
    Ich hatte ihn so sehr vermisst. Langsam erlosch das Wutfeuer in meinem Bauch. Was blieb, war eine angenehme Wärme, die mir Kraft und Zuversicht gab. Jonas küsste mich sanft, und ich ließ es zu. »Ich liebe dich, weil du mich brauchst und ich dich.«
    Okay, es kam langsam bei mir an. Wir küssten uns wieder, und ein dicker Knoten löste sich. Seit Monaten hatte Jonas nicht so sanft mit mir gesprochen. Mir stiegen die Tränen in die Augen.
    Aber er war noch nicht fertig.
    »Ich liebe dich, weil du so unheimlich sensibel bist.« Ich schniefte und nickte.
    »Weil du alles gibst, um uns ein schönes Heim zu schaffen. Weil du für uns kämpfst. Weil du die beste Lasagne auf der Welt machst. Weil du keine perfekte Hausfrau bist und dir das egal ist.« Ich nickte heftig und lachte. Das war mir so was von egal.
    »Ich liebe dich, weil du mich nicht aufgibst, obwohl ich manchmal so ein Ekel war und mich nicht richtig um dich gekümmert habe …«
    Mir wurde fast schwindelig von so viel Liebe, aber ich hatte es ja so gewollt. Nur hätte ich nie damit gerechnet, dass er mich wirklich  so sehr liebte.  Und tatsächlich war er ein absolutes Ekel gewesen, sogar ein richtiges Arschloch.
    Ich drückte mich ganz fest an ihn. So standen wir eine kurze Weile. Ich hörte seinen Herzschlag, er beruhigte mich so wie früher, als wir noch jung, kinderlos, unversehrt und nicht im Alltagstrott gefangen waren. Langsam, ganz langsam kam ich bei ihm zur Ruhe. So standen wir eine Weile und genossen die Nähe und Wärme des anderen.
    »Und außerdem wirst du mal eine berühmte Autorin und verdienst so viel Geld, dass ich den Job hier schmeißen kann.Ich wäre ja blöd, dich nicht zu lieben!«
    Er lachte und ich boxte ihn gegen die Schulter.
    So witzig war das alles gar nicht. Wir waren mit unserem Gespräch noch nicht fertig. Zum Beispiel wüsste ich gerne, wie es weiterging.
    Bevor ich etwas sagen konnte, ging ein Beben durch das Theater, und diesmal spürte ich es wirklich. Es war nicht mein Handy in der Hosentasche. Etwas rumpelte unter unseren Füßen. Ich hatte das Gefühl, die Wände würden gleich wackeln, oder das Glas Wasser, das auf dem Tisch stand, würde im Rhythmus des Stampfens kreisförmige Wellen schlagen. Ein Dinosaurier?
    »Ach, das ist nur auf der Bühne. Das Stück fängt gleich an«, erklärte Jonas.
    »Und warum musst du nicht hin?«, fragte ich. Was machte er noch hier, wo er doch für alles zuständig und verantwortlich war?
    »Nein, das machen
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