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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest
Autoren: Katri Dietz
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Stuhl.
    Ich hatte nicht das Bedürfnis, etwas zu sagen, ich wartete noch auf mein Stichwort. Und darauf, dass meine Atmung sich normalisierte.
    »Sophie ist meine Frau, und ich liebe sie! Das weißt du auch! Was zwischen uns ist oder nicht ist, das geht dich einfach nichts an.«
    Jessica traten die Tränen in die Augen.
    »Warum hast du mich denn dann geküsst? Du bist die ganze Zeit so lieb zu mir!«
    Ja, das war nun mal seine Art. Er war lieb und nett zu allen Menschen auf der Welt, und mit hübschen Frauen flirtete er auch gerne – schon früher hatte so manches Mädel gedacht, er wäre verliebt. Da ich wusste, dass er eine charmante Art an sich hatte, die er aber nicht so meinte, hatte ich das nie ernst genommen. Nur bei Jessica war es irgendwie anders gewesen.
    »Das hast du falsch verstanden!«, sagte er jetzt. »Und ich würde dich bitten, ab Montag dein Praktikum in einem anderen Bereich fortzusetzen, das wollte ich dir seit Dienstag sowieso sagen.« Jetzt sah er ganz schön verlegen drein. Ich nahm an, dass ihm wirklich leidtat, was da passiert war. Zu Jessica sagte er: »Ich schreib dir noch ein gutes Zeugnis. Das ist wohl das Beste so.«
    Jessica schniefte und stand auf. An der Tür drehte sie sich noch mal um und rief: »Weißt du was, Jonas, so leicht würde ich mir das an deiner Stelle nicht machen. Deine Frau wollte dich mit mir teilen, nur damit du das weißt! Sie will dich gar nicht mehr!«
    Okay, mein Stichwort! Das konnte ich nicht zulassen, dass sie solche Lügen verbreitete!
    »Moooment, du weißt ganz genau, dass das nicht ernst gemeint war! Das war mein kleines Theaterstück mit dem Titel  Wie angle ich mir meinen Mann zurück!  Und wie du siehst, hat es ja funktioniert.«
    Würde ich jetzt all die Sachen sagen, die mir im Kopf herumspukten, müsste man mich wohl auch überpiepen, so wie die beiden Protagonisten im  Treuetest  bei Megaradio. Aber ich konnte mich beherrschen.
    Konnte sie nicht einfach abhauen, ohne dass ich erst verbal gewalttätig werden musste? Nein, Jessica kam wieder ein paar Schritte in den Raum hinein, und ich ballte meine Fäuste. Ich hatte Boxen im Fernsehen gesehen – wenn sie wollte, dass wir uns schlugen, meinetwegen, ich war bereit!
    Sie stampfte aber nur an mir vorbei und fing schimpfend an, ein paar Sachen in ihre Tasche zu stopfen. Dabei schimpfte sie vor sich hin. »Ihr habt sie ja nicht alle … Beide verrückt geworden!«
    Wie schön, sie räumte ihren Platz! Sie gab auf, ich hatte gewonnen! Ich ließ die Hände wieder locker, und stellte mich dichter neben Jonas, der den Arm um mich legte. Mit einem Riesenknall schlug Jessica die Tür hinter sich zu. Die Wände und Fenster wackelten.
    Abgang Jessica. Vorhang. Applaus.
    Jonas schaute mich an. Ich setzte mich. Jetzt musste ich ihm erklären, dass ich in seinem Namen eine Mail an Jessica geschrieben und mich mit ihr getroffen hatte. Als ich fertig war, war »Ich versteh das nicht« alles, was er dazu sagte.
    Nein, Schatz, das ist mir schon klar. Du bist ja auch ein Mann! Statt ihn anzuschreien: » WAS  genau verstehst du denn nicht?«, wie es eigentlich unserem Verhaltensmuster der letzten Zeit entsprach, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und murmelte: »Das macht nichts. Hauptsache, es ist vorbei.«
    Er streichelte mir über den Kopf, mein Bandana war verrutscht, den Friseurtermin hatte ich erst am Montag, und er wickelte sich meine blondierten Strähnen um den Finger.
    »Sag mir mal eins«, sagte ich und sah ihm in die Augen. »Du liebst mich doch.«
    Das hatte er ja immerhin gesagt. Und zumindest musste es früher gestimmt haben, sonst hätten wir nicht geheiratet. Und seine Ansage von heute Abend Jessica gegenüber sprach auch dafür. Aber ich fühlte es einfach nicht.
    »Na klar«, erwiderte er.
    »Und warum?«
    Er seufzte.
    »Nein, ich meine das ernst. Das ist keine Bin-ich-die-tollste-Frau-der-Welt?-Frage, weil mir langweilig ist, sondern weil es wichtig für mich ist. Ich weiß vom Verstand her, dass du mich liebst. Aber in der ganzen letzten Zeit hast du dich nicht so verhalten. Und mein Gefühl  merkt  nicht, dass du mich liebst. Also bitte, sag mir einfach, wenn du mich noch liebst, warum. Vielleicht hilft mir das.«
    Jonas sah mich wieder an und legte den Kopf schief.
    Dann legte er seine Hände um meine Taille. »Ich liebe dich, weil du einfach du bist. Weil du so anders bist als andere. Du bringst mich zum Lachen und manchmal zum Weinen vor Glück. Du bist mein Leben. Mein
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