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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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zu hellem Entsetzen. »Um Gottes willen«, flüsterte ich. »Sie sind rausgegangen!«
    »Vielleicht sind sie nur rüber zum Büfett.«
    Ich schob mich durchs Gedränge der Gäste, in der Hoffnung, dass Thomas Recht hatte. Doch weder von Klaus noch von Serena war auch nur der kleinste Zipfel zu sehen.
    »Um Gottes willen!«, rief ich erschrocken aus. »Sie tun es schon wieder!«
    »Bist du nicht vielleicht ein bisschen hysterisch?«
    »Wie kannst du das sagen!«, rief ich. »Du warst doch damals auch dabei!«
    »Meine Güte, das ist doch ewige Jahre her. Diese dämliche alte Geschichte. Du kannst doch nicht ernsthaft denken, dass die beiden da wieder anfangen, wo sie damals aufgehört haben!«
    Ich dachte nicht, ich wusste. Und zwar mit unumstößlicher Gewissheit. Ohne großartig nachzudenken, setzte ich mich in Bewegung.
    »Wo willst du hin?« Thomas folgte mir. »Was hast du vor?«
    »Ich suche die Besenkammer.«
    Pauline kreuzte meinen Weg, ein Glas Sekt in der Hand und ein gut gelauntes Grinsen im Gesicht. Als sie mich sah, blieb sie stehen und hörte auf zu lächeln. »Was ist?«
    »Serena«, sagte ich knapp.
    »Ach du Scheiße«, meinte sie in der ihr eigenen prägnanten Art.
    Zu allem Unglück gesellte sich in diesem Moment auch noch die glückliche Braut zu uns. Sie hatte das Brautkleid gegen bequemere Klamotten eingetauscht. Das Restaurant ihres Schwagers verfügte im oberen Stockwerk über ein paar Zimmer für Übernachtungsgäste, wo sie sich umgezogen hatte. Strahlend kam sie die Treppe runter, so fröhlich und hübsch wie schon lange nicht mehr.
    Sie warf nur einen einzigen Blick auf Pauline und mich und erstarrte.
    »Nein«, flüsterte sie. »Bitte nicht.«
    »Aber hallo«, sagte ich mit einem breiten, künstlichen Grinsen. »Diese Jeans stehen dir toll! Da soll noch mal einer sagen, dass die Ananas-Diät nichts taugt!«
    »Hey, hast du schon das komische Geschenk von diesem Justus gesehen?«, fragte Pauline. Sie hakte Annabel unter und wollte sie nach nebenan ziehen, wo in einem kleinen Seitenraum die Tische mit den Geschenken aufgebaut waren.
    Annabel riss sich los. Ihre blonden Locken flogen, während sie in hektischer Suche den Kopf von einer Seite auf die andere drehte und schließlich wild losstürzte und die Tür ganz am Ende des Ganges aufriss.
    Hinter mir murmelte Pauline irgendetwas, es klang wie ein ziemlich obszöner Fluch. Ich selbst hatte so eine Art Stoßgebet auf den Lippen, was vermutlich daran lag, dass sich in Momenten größter psychischer Belastung die streng katholische Erziehung meiner Mutter Bahn bricht, obwohl ich sonst keineswegs zur Frömmigkeit neige.
    Was auch immer Pauline und ich von uns gegeben hatten – wir verstummten exakt im selben Augenblick. Das war genau der Moment, in dem Annabel mit einem keuchenden Laut des Entsetzens zurückprallte und wir alle einen hervorragenden Ausblick in den Raum hatten, der hinter der von Annabel aufgerissenen Tür lag. Es war eine Besenkammer und sie war nicht leer. Außer einem großen Bohnerbesen gab es dort noch einen Staubsauger, mehrere Schrubber und Besen, zahlreiche Flaschen mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, eine Klappleiter und ein Riesensortiment Lappen und Schwämme. Und einen umgedrehten Putzeimer, auf dem Serena saß. Ihr Kleid war bis zu den Hüften herabgezogen und ihr Silikonvorbau drückte sich heftig gegen Klaus Knie. Ihr Kopf drehte sich in unsere Richtung, als die Tür aufging, sodass Klaus nun in voller Länge zu sehen war. Buchstäblich.
    Er stand dicht vor Serena, aufrecht, aber schwankend, und seine Augen waren so weit aufgerissen, dass fast nur noch das Weiße zu sehen war. Sein Mund klappte auf und zu, als hätte er Probleme mit dem Luftholen.
    »Ihr habt echt ein Gespür für Timing«, sagte Serena sarkastisch. »Wenn ihr wenigstens eine Minute später gekommen wärt! Jetzt habt ihr ihm das ganze Hochzeitsgeschenk verdorben.«
    Annabel gab einen gepressten Schluchzer von sich, dann floh sie mit Riesensätzen in Richtung Ausgang.
    Hinter mir hörte ich ein bedrohliches Geräusch: Es war das Knacken von Paulines Fingerknöcheln. So klang es immer, wenn sie ihre Gelenke lockerte, kurz bevor sie zuschlug. Im Normalfall zog sie vorher ihre Boxhandschuhe an – der Sandsack bei uns zu Hause war ziemlich hart –, aber die hatte sie natürlich jetzt nicht dabei.
    Serena zog in einer flüssigen Bewegung ihr Kleid nach oben und stand von dem Eimer auf.
    »Schönen Dank für die Einladung«, sagte sie zu Klaus.
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