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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Leute erst mal mitkriegen, was da abgelaufen ist, kommen sie womöglich auf die Idee, das ganze Zeug wieder wegzuschleppen. Obwohl sie sich für einen Haufen Geld Champagner reingeschüttet und ein Vermögen an Schnittchen gefressen haben.«
    An dem, was sie sagte, war was dran. Auf die Idee, dass jemand sein Geschenk wieder mit nach Hause nehmen könnte, war ich gar nicht gekommen. Ich hatte nur wieder zurückfahren wollen, um die Band auszuzahlen. Und natürlich, um ganz allgemein die Lage zu peilen.
    »Ich könnte das für dich erledigen«, sagte Pauline.
    Der hilfsbereite Tonfall in ihrer Stimme konnte nicht über das ganz und gar nicht gutmütige Glitzern in ihren Augen hinwegtäuschen. Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass es in der Gaststätte noch wesentlich gefährlichere Gegenstände gab als diesen blöden Teppichklopfer. Zum Beispiel all die vielen scharfen Messer in der Küche.
    »Kommt nicht infrage. Du bleibst hier.« Ich holte meine Jacke von der Garderobe und klemmte mir die Handtasche unter den Arm. »Was immer da noch zu erledigen ist – ich kriege das ganz allein hin.«
    Zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, wie sehr ich mich irrte.
    *
    Als ich in der Gastwirtschaft von Klaus’ Bruder ankam, hatte die Feier sich bereits mehr oder weniger in Wohlgefallen aufgelöst. Als Erstes flitzte ich in den Raum, wo die Gäste ihre Geschenke deponiert hatten. Mit raschen Blicken überflog ich die Höhe der Stapel und hatte sofort den Eindruck, dass ein paar Pakete fehlten. Na gut, das würde ich später noch genauer in Augenschein nehmen.
    Die Band hockte im Rittersaal herum und wartete auf ihr Geld. Ich hatte sie von unterwegs angerufen und ihnen gesagt, dass sie ihr Honorar noch bekämen. Anderenfalls hätten sie so schnell auf keiner von mir organisierten Hochzeit mehr aufgespielt. In dieser Branche galt der Grundsatz cash auf die Kralle, und dementsprechend hatte ich mit der Gruppe ausgemacht, die Hälfte vor dem Auftritt zu zahlen und die andere Hälfte in der Pause. Nachdem die Pause jetzt schon ein paar Stunden dauerte, konnte ich ihnen nicht verdenken, dass sie ziemlich miese Laune hatten.
    Ich drückte dem Bandleader den fehlenden Teil des Honorars in die Hand, und als er meckerte, dass sie schon seit Stunden dämlich hier rumhockten, machte ich ihn freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam, dass sie sich dadurch mindestens zwei Stunden Arbeit gespart hätten.
    Anschließend machte ich mich auf die Suche nach Klaus. Ich fand ihn im Gastraum, wo er mit seinem Bruder an der Theke saß, zusammengesunken wie ein Häufchen Elend. Ob seine jammervolle Haltung an dem Eklat lag, den er heute fabriziert hatte, oder an den diversen Schnäpsen, die er seitdem konsumiert hatte, war schwer zu sagen. Jedenfalls fing er auf der Stelle an zu heulen, als er mich sah.
    »Ich bin so ein Schawa… Schwa… Schwein«, lallte er. »Ich habe sie nicht v-verdient! Sie wird mich b-bestimmt nicht mehr angucken!«
    »Das wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird«, sagte sein Bruder tröstend.
    »Manchmal helfen solche Sprüche vielleicht, aber nicht immer«, sagte ich.
    »Ich hätte das nicht tun d-dürfen«, greinte Klaus. »Das war echt ein F-Fehler!«
    »Da hast du völlig Recht«, meinte ich angewidert. Er hätte ja wenigstens mal fragen können, wie es Annabel ging.
    Kühl informierte ich ihn, dass ich die Geschenke mitnehmen würde, für alle Fälle.
    Welche Fälle ich damit meinte, ließ ich offen. Wenn Annabel sich tatsächlich scheiden lassen wollte, konnte es nicht schaden, den Zugewinnausgleich auf diese Weise vorträglich positiv zu beeinflussen.
    Als ich mit der ersten Ladung Geschenkpakete im Arm zu meinem Wagen marschierte, sah ich meinen Vater. Er stand mit zwei Typen zusammen auf dem Parkplatz und unterhielt sich. Genauer gesagt sah es danach aus, als sei er in einen handfesten Streit verwickelt.
    Ich deponierte die Geschenke in meinem Kofferraum und ging anschließend hinüber zu meinem Vater und den beiden Männern.
    »Du bist ja noch hier«, sagte ich.
    »Ja, ich habe noch ein paar Bekannte getroffen.« Er hüstelte. »Was war denn eigentlich genau los vorhin? Das sind ja tolle Gerüchte, die man da hört!«
    Seine Unterhaltung mit den zwei Typen war schlagartig verstummt. Der eine war ziemlich groß und dünn und hatte Ähnlichkeit mit einem Frettchen, der andere war klein und drall und war gebaut wie eine Bowlingkugel. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, das vage
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