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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Rolle. Allein entscheidend war, dass sie sich sofort in Bewegung setzte und zu uns herüberkam.
    »Was ist los?«
    Dezent zeigte ich mit dem Kopf auf den Schrecken aus unserem letzten Schuljahr, in der Erwartung, dass Annabel als Nächstes einen empörten Aufschrei hören lassen würde.
    »Wenn du willst, verhafte ich sie«, erbot sich Pauline. »Oder so was Ähnliches.«
    »Aber warum denn?« Annabel wirkte erstaunt. »Sie hat doch gar nichts gemacht!«
    Ich starrte sie an. »Das ist ja wohl nicht dein Ernst!«
    Pauline leistete mir Schützenhilfe. »Soweit ich mich entsinne, hat sie das letzte Mal, als wir sie gesehen haben, mit Klaus in der Besenkammer gehockt. Oder besser: auf ihm drauf.«
    »Er auf dem Staubsauger und sie auf ihm drauf«, bestätigte ich. »Das kannst du unmöglich schon verdrängt haben.«
    Annabel schluckte und plötzlich stand in ihren Augen ein feuchtes Glänzen. »Habe ich nicht«, sagte sie leise. »Dafür war es zu schrecklich für mich.«
    »Ich schmeiß die Tussi vom Berg.« Pauline setzte sich entschlossen in Bewegung, ein rachsüchtiges Glimmen im Blick.
    »Warte!«, rief Annabel. Sie straffte die Schultern und warf ihr sorgfältig onduliertes blondes Lockengeriesel zurück. »Klaus war damals noch gar nicht mit mir verlobt.«
    »Ihr wart seit der achten Klasse zusammen!«, rief ich verständnislos aus.
    »Ja, aber er war doch erst neunzehn, als das in der Besenkammer passiert ist! Fast noch ein Junge! Er musste sich doch die Hörner abstoßen!«
    »Du meinst wohl eher ein bestimmtes Horn«, sagte Pauline abfällig. »Das hätte er auch mit dir machen können.«
    Annabel senkte den Kopf. »Ich wollte doch bis zur Verlobung warten.«
    Die hatte dann auch tatsächlich ungefähr ein halbes Jahr später stattgefunden. So lange hatte Annabel gebraucht, um Klaus die Nummer in der Besenkammer zu verzeihen. Seitdem waren die beiden unzertrennlich, genau wie schon seit Urzeiten.
    »Wusstest du denn, dass sie herkommt?«, wollte Pauline wissen.
    Annabel schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehört, dass sie wieder in der Gegend ist, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie hier aufkreuzt. Jemand muss ihr von der Hochzeit erzählt haben. Vielleicht hat sie’s auch aus der Zeitung. Wie auch immer. Meinetwegen kann sie gerne mit uns feiern.«
    »Du hattest schon immer ein weiches Herz«, sagte ich. »Aber dass du sie auf deiner Hochzeit duldest – ich finde, das geht irgendwie zu weit.«
    Annabel presste die Lippen zusammen. »Tja, vielleicht finde ich gerade das aber einfach passend.«
    Pauline wurde wütend. »Seit wann bist du masochistisch veranlagt?«
    Ich hob die Hand, um sie am Weiterreden zu hindern. »Lass sie in Ruhe. Ich glaube, sie weiß, was sie will.«
    Ein zögerndes Lächeln erhellte Annabels hübsches rundes Gesicht, dann nickte sie langsam. »Ja«, sagte sie leise. »Sie soll sehen, dass ich gewonnen habe. Dass sie mir nichts anhaben konnte.«
    Pauline murmelte irgendetwas Unverständliches. Ihr war anzusehen, dass sie Serena Busena oder wie immer dieses Weib jetzt hieß, am liebsten mit einem gewaltigen Tritt über die Klippe des Drachenfelsen befördert hätte. Doch stattdessen trat sie auf Annabel zu und umarmte sie heftig. »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie supertoll du in diesem Brautkleid aussiehst?«
    Annabel lachte unter Tränen und erwiderte die Umarmung. »Ja, gerade eben. Und jetzt los, ihr zwei. Ich will endlich feiern.«
    *
    Die Hochzeitsfeier fand im Goldenen Kalb statt, einer Gaststätte, in der es ungefähr so aussah, wie man dem Namen nach schon vermuten konnte, nämlich vorsintflutlich.
    Ich hatte mit meiner Dekoration das Bestmögliche getan, um den ländlich-gediegenen Touch mit Hollywoodflair zu überziehen, doch gegen die massive Eichenvertäfelung und die großblumig gepolsterten Bänke und Stühle kamen auch meine liebevoll komponierten Blumenarrangements und die mit selbst gebastelten Tüllrosen verzierten Tischkärtchen kaum an.
    Mir wäre natürlich lieber gewesen, wir hätten für die Party ein etwas edleres Ambiente zur Verfügung gehabt, doch in dem Fall musste ich nehmen, was zur Verfügung stand, oder genauer, was Annabel und Klaus zur Verfügung stand. Und das war nun mal das Goldene Kalb, das zufällig Klaus’ Bruder gehörte und deshalb kostenfrei für die Feierlichkeiten genutzt werden konnte. Mitsamt dem kompletten Kücheninventar, der Musikanlage und dem so genannten Rittersaal, einem ungemütlichen, großen Raum mit
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