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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Hochzeit und diese Ehe würde natürlich ewig halten. Es war ihr sogar von einer Zigeunerin geweissagt worden.
    Die Zeremonie auf dem Drachenfels war der Traum einer Trauung, und ich klopfte mir ständig im Geiste auf die Schulter, weil ich es so gut hingekriegt hatte. Mit allen Schikanen, von Anfang an. Kein Mensch, der nicht selbst mindestens einmal geheiratet hat, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit so eine Hochzeit macht. Der Typ von vorhin zum Beispiel. Dieser Sven Bruckner. Hätte er auch nur den Hauch einer Vorstellung davon gehabt, welchem Stress ich hier ausgesetzt war, hätte er bestimmt nicht ausgerechnet heute versucht, über seine eigene Hochzeit mit mir zu reden.
    Mittlerweile war er verschwunden. Dafür entdeckte ich Pauline. Sie löste sich aus der Menge und kam zu mir herüber.
    »Wie findest du es bis jetzt?«, fragte ich sie.
    »Ganz okay«, meinte sie. »Da könnte ich direkt auch Lust zum Heiraten kriegen.« Aus Paulines Mund bedeutete das höchstes Lob. Sie war nicht gerade der Typ, der es mit Komplimenten übertrieb. Und vom Heiraten hatte sie bisher eigentlich nie besonders viel gehalten.
    Annabel kam herangeschwebt, ein Traum in champagnerfarbener Seide, umgeben von Wolken aus Tüll. »Es ist wundervoll«, rief sie überschwänglich aus. »Die schönste Hochzeit, die ich je erlebt habe!«
    Darauf brauchte ich mir nicht viel einzubilden, weil es nachweislich sowieso die erste Hochzeit war, die sie bisher erlebt hatte, zumindest live. Aber ich freute mich über ihr Lob und reichte ihr ein Glas Sekt, um mit ihr auf den frisch geschlossenen Bund fürs Leben anzustoßen, bevor sie weitertänzelte, von Gast zu Gast, jedem eine Kostprobe ihres lieblichen Lächelns gewährend.
    Es war eine ganz schöne Plackerei gewesen, den Stand für die kleine Sektbar hier oben aufzubauen, und noch mühseliger war es, die ganzen Zaungäste fern zu halten. Ohne Pauline hätte es nur halb so gut geklappt. Sie war zwar nicht im Dienst, aber auch privat und ohne Uniform war sie in solchen Dingen unschlagbar. Für alle Fälle hatte sie ihre Dienstmarke in der Tasche, auch wenn wir nicht damit rechneten, dass jemand von der Polizei hier oben aufkreuzte und irgendwelche Genehmigungen für diese Veranstaltung sehen wollte.
    »Das ist hier privat«, blaffte sie einen Spaziergänger an, der sich fröhlich vor der Sektbar angestellt hatte, offenbar in der Meinung, hier gebe es Freibier für jeden, der gerade zufällig des Weges kam.
    Anschließend scheuchte sie ein paar Leute vom Gelände, die sich bei meinem Vater um eine Statistenrolle beworben hatten, weil sie irrtümlich glaubten, auf einen Filmset geraten zu sein. Mein Vater kam herangeschlendert, ein Glas Sekt in der Hand. »Sehe ich aus wie ein Filmproduzent?«, wollte er wissen.
    »Sie sehen besser aus, Herr Paulsen«, sagte Pauline. »Ehrlich. Kompetent. Männlich.«
    Mein Vater warf sich geschmeichelt in die Brust und stolzierte von dannen.
    »Sag mal«, meinte ich misstrauisch. »Kann es sein, dass du dich in letzter Zeit ziemlich bei meinem Vater einschleimst?«
    »Ich sage nur die Wahrheit«, behauptete Pauline ungerührt. »Das tue ich immer.«
    »Er ist alt genug, um unser Vater zu sein! Genauer gesagt, er ist mein Vater!«
    »Aber nicht meiner«, sagte sie.
    Thomas trat von hinten an mich heran, ein Bollwerk an verlässlicher, solider Männlichkeit.
    »Na, alles in Butter auf’m Kutter?«, fragte er.
    Ich nickte strahlend. Er sah so gut aus! Im Smoking war er einfach umwerfend, er wirkte viel größer, als er tatsächlich war. Nicht, dass ich je Anstoß daran genommen hatte, dass er drei Zentimeter kleiner war als ich. Dafür kannte ich ihn viel zu lange, ich wusste ja, dass er innere Werte hatte, die seine Körpergröße völlig unwichtig machten. Ich konnte es gar nicht erwarten, dass er das nächste Mal in diesem Outfit erschien. Unsere eigene Hochzeit in drei Monaten würde ein rauschendes Fest der Sinne werden. Die Planung war so gut wie abgeschlossen, alle Termine und Lokalitäten waren unter Dach und Fach. Das Ganze würde unter einem orientalischem Motto steigen. Serailkulisse, Bauch- und Schleiertanz, Wasserpfeifen, Haremsmusik. Die Wahl war mir nicht leicht gefallen, ich hatte lange überlegt, ob ich lieber eine Berg-, Bauern-, Fluss- oder Haremshochzeit feiern wollte, aber am Ende hatte der Orient gesiegt. Es würde auch vom Wetter her gut passen, weil man im Hochsommer gut bauchfrei gehen konnte. Nicht die Braut natürlich, aber alle anderen,
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