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Habiru

Titel: Habiru
Autoren: Dirk Gerhardt
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alles zu bedeuten hatte. Sie schienen sich ähnlich zu sein. Beide brachte das zum Grübeln, aber ohne dass es ihnen Angst machte, es weckte eher ihre weitere Neugier auf den anderen.
    »Du Schena ...« Sagte sie schon mit beginnender Vertrautheit.
    »Euer Wald ist merkwürdig. Ich kann ihn richtig spüren. Ich rieche die Düfte des Waldes, ich kann sie gar nicht alle einordnen, aber es ist schön. Vorhin dachte ich, der Baum auf der Insel hätte mit mir geredet.«
    »Du warst auf der Insel?«, rief Schena leicht erblasst.
    »Ja, wieso? Was ist denn dabei? Ist es verboten? Ich bin rübergeschwommen und habe mir den Apfelbaum näher angeschaut. Ich dachte, er redet mit mir. Aber es war angenehm.«
    »Das glaube ich gern. Nun, es ist nicht verboten herüberzuschwimmen, nur machen wir das nicht sehr häufig. Es ist ein Platz der Älteren, den sie aufsuchen, wenn sie verliebt sind. Es ist ein Granatapfelbaum. Seine Früchte sind sehr süß, aber noch nicht reif. Komm mit, ich erzähle dir alles auf dem Weg zum Dorf.«
    Sie waren ungefähr 20 Minuten gegangen, als sich der Wald lichtete und der Pfad nun von grünen Wiesen gesäumt wurde. Die Gegend hier war noch ebener als im Wald, und kurz darauf sah Sarah bestellte Felder mit hüfthohem Getreide. Sie hörte eine liebliche Melodie, die ein paar Leute bei der Arbeit sangen. Als man sie sah, winkte man ihnen zu. Endlich kam auch das Dorf ins Sicht.
    Unterwegs, als Schena die Geschichte des Granatapfelbaumes erklärte, hatten sie noch mehr Unterschiede festgestellt. So kannte Schena viele Wörter, die Sarah benutzte, überhaupt nicht. Alles sehr merkwürdig. Aber trotzdem fühlte sie sich nicht unwohl. Sarah kannte andererseits viele Wörter nicht, die Schena im Zusammenhang mit dem Granatapfelbaum verwendete. Bei den Wörtern, die der jeweils andere nicht kannte, versuchten sie nach kurzem Überlegen zu beschreiben, was sie meinten. Sarah war nicht auf den Kopf gefallen. Sie bemerkte schnell, dass Schena keine Ausdrücke kannte, die ihr modernes Leben betrafen. Für andere Begriffe wiederum hatten sie die gleichen Worte. Sie machten bald schon eine Art Spiel draus, was bestimmte Wörter jeweils bedeuteten und machten dazu wilde Grimassen und Armbewegungen. Es amüsierte beide. Bär konnten zum Beispiel beide einordnen. Die dazugehörigen Bewegungen Schenas, nämlich die Pranken des Bären mit ihren Armen nachzumachen und dabei eine fürchterliche Grimasse zu schneiden, brachten Sarah zum Lachen, bis ihr die Tränen in den Augen standen.
    »Sieht aus wie ein echter Bär.« Sagte sie, als sie wieder etwas Luft bekam. »Es war ja auch neulich einer in unserem Dorf, wohl auf der Suche nach Nahrung.« erwiderte Schena.
    Das konnte Sarah kaum glauben, sie sollte wohl auf den Arm genommen werden. Sie lächelte verkniffen, und ließ sich nichts anmerken.

2. Beim Essen
    Nun waren sie im Dorf angekommen, es bestand aus einer Vielzahl runder Hütten, die alle um einen zentralen Platz angeordnet waren. Schena nahm ihre Hand und führte sie zur einer Hütte am Rand des Dorfes. Es gab gepflasterte Wege, aber sie trafen nicht viele Menschen. Ein weiß-schwarz gefleckter Hund einer wolfsähnlichen Rasse kam auf sie zugelaufen und schnupperte an ihnen, um sich dann kurz kraulen zu lassen.
    »Oh, ihr habt hier ja niedliche Hunde. Wie heißt er denn, und was für eine Rasse ist das?« fragte Sarah.
    Schena rollte mit den Augen. »Na ein Wolf. Er ist eine Sie und heißt Linga. Sie sind von Natur aus recht freundliche Tiere, und die zahmsten Tiere sind freiwillig unsere treuen Begleiter geworden, seit wir sie hier leben lassen und mitversorgen. Vorher haben sie regelmäßig unsere Hühner gerissen, da zähmen wir doch lieber diese Tiere und schützen uns so vor den gefährlicheren Artgenossen.«
    Na danke. Ein Wolf. Unbewusst hatte Sarah ihre Hand zurückgezogen, ein Wolf war ihr entschieden zu gefährlich, wenngleich Linga nicht gefährlich aussah. Welche Überraschung Schenas Volk wohl noch auf Lager hatte? Zu ihrer bisherigen, wissensbegierigen, positiven Grundstimmung mischte sich erstmals ein
    mulmiges Gefühl. Sie versuchte, es so gut wie es ging zu ignorieren. Schena lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung: »Wir sind da. Das ist die Hütte, in der wir leben.«
    Sarah blieb stehen, um diese genauer zu betrachten. Sie bestand aus Lehm und Stroh und sah richtig nett aus. Die Hütte hatte eine rundliche Form und war recht groß. Sie traten beide ein. Von innen war es noch
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