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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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hin gearbeitet hatten, meinte Sandra: »Es tut mir sehr leid, so einfach bei Ihnen hereinzuplatzen.«
    »Ich bitte Sie, hier geht es zu wie auf dem Busbahnhof«, antwortete Rina, »ein ständiges Kommen und Gehen, immer dem Essen nach.«
    »Ja, wo eine Familie ist, gibt es dauernd was zu essen.« Die alte Frau würfelte gekonnt die Tomaten. »Bitte haben Sie Verständnis für die direkte Art meines Mannes. Er mag kein Fast Food. Ich koche liebend gerne und vor allem für ihn. Und er hat recht, es riecht alles sehr gut.«
    »Danke.«
    »Was bereiten Sie da zu?«
    »Das hier ist eine Art Auflauf, die man auf Jiddisch kugel nennt. Jiddisch ist die Sprache der Juden in Europa. Ich habe für heute Abend zwei Sorten kugel zubereitet – einen süßen Nudelauflauf und einen Kartoffelauflauf.«
    »Das sieht alles wunderbar aus!«
    »Und in diesem großen Topf köchelt ein Eintopf für das morgige Mittagessen, ein chulent . Wir Juden dürfen am Samstag nicht kochen, aber wenn wir den Eintopf schon am Freitag aufsetzen, können wir ihn am Samstag heiß essen.«
    »Das klingt interessant, was ist denn da drin?«
    »Fleisch, Kartoffeln, Bohnen, Gerste... man tut genau das hinein, was man will.«
    »Also isst Ihr Mann nichts davon?«
    »Im Gegenteil, Peter liebt chulent .«
    »Aber wie kann er das essen, wo er doch Vegetarier ist?«
    Hoppla . Rina lächelte. »Er ist kein wirklicher Vegetarier, Mrs. Devargas. Wir ernähren uns koscher. Wir dürfen kein Fleisch essen, wenn das Tier nicht nach unseren strengen Regeln geschlachtet wurde. Deshalb behauptet Peter, Vegetarier zu sein, wenn er sich in einer Zwickmühle befindet und niemanden beleidigen möchte.«
    »Ah... ja, ich verstehe.« Sandra nickte. »Also war es sehr nett von ihm, die Sache so darzustellen.«
    »Er hat mir erzählt, wie fantastisch er bei Ihnen gegessen hat. Und wenn Sie schon mal hier sind, werde ich Sie nachher nach den Rezepten fragen.«
    »Es waren nur ganz einfache Gerichte.«
    »Das sind oft die besten.«
    Sandra lächelte und wurde rot. »Dampfgaren, das nutzen wir auch viel, besonders an Festtagen. Für die Santa-Clara-Indianer ist das vor allem der 12. August. Sollten Sie jemals an diesem Tag in Santa Fe sein, müssen Sie uns besuchen und mit uns essen, damit wir uns revanchieren können.« Sie machte eine kurze Pause. »Und ich werde dafür sorgen, dass jede Menge vegetarische Gerichte da sind, die Sie beide essen.«
    »Ja, das wäre toll. Was gibt es dann normalerweise?«
    »Unvorstellbar viel zu essen, und wir tanzen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Der Höhepunkt ist ein traditioneller Tanz, der Corn Dance . Meine Töchter...« Sandra blickte in die andere Richtung. »Meine Töchter waren sehr gute Tänzerinnen.«
    »Und Sie, tanzen Sie auch?«
    Ein angedeutetes Lächeln. »Manchmal, und Sie?«
    »Auf Hochzeiten bin ich ein Wirbelsturm.«
    »Der beste Anlass, um zu tanzen.«
    »Unbedingt.«
    Sandra würfelte die letzte Tomate und ging zu den Gurken über. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, nicht nach dem Grund unseres Hierseins zu fragen.«
    »Ich versuche«, antwortete Rina, »mich aus der Arbeit meines Mannes herauszuhalten.«
    »Aber Sie wissen, wer wir sind.«
    »Ja. Der Fall kam in die Schlagzeilen, und Peter... Lieutenant Decker war stark involviert.«
    »Er hat uns so sehr geholfen... dabei...«
    »Ich danke Ihnen, und ich bin mir sicher, er würde sich freuen, das zu hören.«
    »Ja, ich glaube, ich habe mich noch gar nicht richtig bei ihm bedankt.«
    »Das wollte ich damit nicht sagen«, meinte Rina, »ich bin mir sicher, Sie haben ihm ausgiebig gedankt und können sich nur nicht daran erinnern.«
    »Vielleicht haben Sie recht.« Sandra legte das Messer aus der Hand. »Aber wir sind nicht hier, um uns zu bedanken, Mrs. Decker. Wir sind hier, weil...« Sie seufzte tief. »Wir benötigen seine Hilfe.« Sandra blickte Rina ernst an. »Vielleicht können schon Sie mir helfen. Ich gebe zu, dass es einfacher für mich ist, darüber mit einer Frau statt mit einem Mann zu reden... selbst wenn es Ihr Mann ist. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne mit Ihnen reden.«
    »Es macht mir gar nichts aus.«
    Sandra richtete sich auf. »Wie Sie ja wissen, wurde meine Tochter Beth ermordet. Das steht fest. Weniger klar ist wohl, wer es getan hat. Der Fall kam noch nicht mal vor Gericht. Belize Hernandez bekannte sich viel geringerer Verbrechen schuldig und sitzt jetzt für ein paar Jahre hinter Gittern... aber nicht so lange wie für eine
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