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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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Gedanken mehr daran verschwendet. Bis Ihre Leute angefangen haben, rumzuschnüffeln und zu behaupten, Roseanne sei nicht bei dem Absturz ums Leben gekommen. Als die Polizei aufkreuzte, war mir sofort klar, dass mein Schwiegervater was gesagt hatte. Der Typ hasst mich wie die Pest. Schon okay, denn ich kann ihn auch nicht leiden. Ich war nicht beunruhigt, warum auch? Ich hatte nichts getan... na ja, ich habe meine Frau betrogen, und sie mich. Aber ich habe ihr sicher nichts angetan. Selbst als die Polizistin das Handy fand, dachte ich noch: Na und? Ist doch bloß ein Handy.«
    »Warum haben Sie es nicht der Polizei überreicht, sondern zerstört?«
    »Weil, keine Ahnung... Ich bekam einen Schreck, als ich es sah. Wie gesagt, es muss bei dem Schubser aus Roseannes Handtasche gefallen sein. Ihr hattet mich doch schon im Visier, da wollte ich nicht noch einen üblen Streit an dem Tag zugeben, an dem sie starb. Das verstehen Sie doch.«
    »Sicher.«
    »Nach Ihrer erfolglosen Durchsuchung der Wohnung dachte ich: Endlich, das war’s! Und dann fingen Sie mit dem Auto von vorne an... Ich habe meinen Anwalt angerufen, kaum dass Sie an dem Auto dran waren. Er wollte wissen, ob ich was zu befürchten hätte, und ich sagte nein. Also riet er mir, keine Fragen der Polizei zu beantworten und ihn sofort zu kontaktieren, sollte die Sache brenzlig werden. Als Sie angerufen haben und meinten, Sie wollten mir nur ein paar Routinefragen stellen, überlegte ich mir, warum sollte ich dem Idioten deswegen zweihundertfünfzig die Stunde zahlen?«
    Im Raum herrschte Stille.
    »Ich hätte ihn wohl besser angerufen.« Er machte eine kurze Pause. »Aber ich habe überhaupt gar nichts getan. Warum brauche ich einen Anwalt? Ich weiß nicht, was Roseanne zugestoßen ist!«
    »Sie wurde in ihrem Auto ermordet.«
    »Ich war nicht dabei, und ich bin ihr nicht hinterhergerannt. Marina lief hinter ihr her. Warum fragen Sie nicht sie, was passiert ist? Vielleicht hat sie ja eine Antwort für euch alle parat!«

46
     
    Wie sich herausstellte, hatte Patricia Childress alias Marina Alfonse überhaupt nichts zu sagen. Nach nur dreißig Sekunden Verhör war sie ausgenüchtert genug, um einen Anwalt zu verlangen – genau das, was Dresden hätte tun sollen. Decker überlegte, ob er vielleicht deshalb keinen Rechtsvertreter gefordert hatte, weil er tatsächlich überzeugt war, nichts verbrochen zu haben. Und da es keine Beweise gab, die ihn mit dem Mord im Auto in Verbindung brachten, sagte er möglicherweise sogar die Wahrheit, wenn er darauf beharrte, nicht dabei gewesen zu sein. Dresden wurde Vertuschung der Beweismittel zur Last gelegt – das bedeutete zwei Jahre auf Bewährung. Aber auch wenn das Gesetz ihm Schlupflöcher bot – die Versicherung würde ihn wohl kaum mit Samthandschuhen anfassen. Ihm standen Jahre vor Gericht ins Haus, bevor er durch den Tod seiner Frau auch nur einen roten Heller zu sehen bekäme.
    Patricia Childress kam aus der Sache nicht mehr heraus. Die Polizei hatte ihre blutigen Fingerabdrücke am Tatort. Am wichtigsten war jedoch, dass das Messer, das Oliver aus Childress’ Handtasche gezogen hatte, mit Spuren bedeckt war, die exakt zu Roseannes Blut passten. Sie wurde des vorsätzlichen Mordes angeklagt, und weil ihr die Todesstrafe drohte, bekannte sie sich der vorsätzlichen Tötung schuldig und plädierte für die Mindeststrafe von vierundzwanzig Jahren Haft im Austausch für ein umfangreiches Geständnis, in dem sie der Polizei genau sagte, was in Roseannes BMW vorgefallen war und wo sie die Leiche begraben hatte.
    Auf die persönliche Einladung der Lodestones hin flog Decker nach Fresno zu Roseannes Beerdigung. Farley, in einem unbequemen schwarzen Anzug und mit düsterer Miene, bedankte sich im Anschluss daran mit festem Händedruck und undeutlichem Gemurmel für die gute Arbeit. Shareen, tränenüberströmt, quetschte seine Hand und dankte Decker vielmals. Er flog am selben Tag wieder zurück nach Los Angeles und hörte nie wieder etwas von den beiden.
     
    Bis zum Schabbes dauerte es noch eine Stunde, als Rina aus der Küche zur Tür eilte, weil es geklopft hatte. Sie erwartete jede Menge Gäste: Hannah hatte zwei Freundinnen über Nacht eingeladen, und Jacob war mit ein paar Collegefreunden während der Semesterferien zu Besuch. Außerdem hatte sie noch ihre Eltern und ein Ehepaar, das neu in der Nachbarschaft wohnte, dazugebeten. Mit Koby und Cindy und Peter – wenn er es rechtzeitig vom Revier nach Hause schaffte
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