Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
notierte den Namen. »Und welchen Verdacht haben Sie genau?«
    »Dass Ivan sie umgebracht hat«, antwortete Shareen leise.
    »Das hab ich Ihnen ja schon gesagt!«, mischte sich Lodestone ein.
    »Das sagten Sie.« Decker machte eine Pause. »Ich habe vorhin mit West Air telefoniert. Sie haben bestätigt, dass Roseanne an Bord des Flugzeugs war.«
    »Ja wie: bestätigt? Sie haben ihren Leichnam nicht gefunden.«
    »Die Gerichtsmediziner haben ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen.«
    »Sie sind aber fast durch damit. Bis jetzt wurden achtunddreißig Opfer identifiziert.«
    »Dann sollten wir vielleicht abwarten, bis alle siebenundvierzig Opfer identifiziert sind.«
    »Die werden keine siebenundvierzig Leichen finden, Lieutenant«, sagte Farley. »Außerdem ist es völlig egal, ob die jeden finden, der auf der Passagierliste war. West Air hat Roseanne kein Ticket ausgestellt.«
    Für einen Moment war Decker überrumpelt. »Kein Ticket?«
    »Nein, es gibt kein Ticket!« Farley kostete seinen Triumph aus. »Wie wollen die also verdammt noch mal wissen, dass Roseanne in diesem Flugzeug saß?«
    Decker antwortete ihm zunächst nicht und schrieb Kein Ticket? auf seinen Notizblock, um Zeit zu gewinnen.
    Shareen rettete ihn. »Lassen Sie mich von vorne anfangen, Lieutenant. Roseanne war Flugbegleiterin bei der West Air. Als wir Roseanne nach dem Absturz nicht erreichen konnten, haben wir bei West Air angerufen. Dort sagte man uns, dass sie für den Flug 1324 gar nicht eingeteilt gewesen war. Doch dann meldete sich West Air nach ein paar Tagen bei uns und nahm alles zurück. Nein, hieß es auf einmal, sie hätte zwar nicht auf dem Flug 1324 gearbeitet, sei aber an Bord gewesen, um dann von San Jose aus einige Flüge zu bedienen. Und deshalb hätten sie ihr kein Ticket ausgestellt.«
    »Moment mal.« Decker machte sich jetzt ernsthaft Notizen. »Ich dachte immer, dass jeder Passagier ein Ticket braucht.«
    »Das dachte ich auch«, sagte Shareen, »aber es stimmt nicht. Eine von Roseannes Freundinnen hat es mir erklärt, und ich hoffe, ich gebe es korrekt wieder.« Sie holte tief Luft. »Das Ganze läuft folgendermaßen: Wenn man für eine Airline arbeitet und mit ihr zu einem Einsatzort fliegt, von dem aus man den Dienst beginnt, wird kein Ticket ausgestellt, auch wenn man auf diesem Flug nicht arbeitet und nur Passagier ist.«
    Decker nickte. »Also kann sie tatsächlich an Bord gewesen sein, und West Air kann dafür tatsächlich keinen Beweis haben. Dann sollte es wenigstens einen Dienstplan für den Einsatz ab San Jose geben, oder?«
    »In der Tat«, sagte Shareen, »aber sie sagen weder ja, es gibt einen, noch nein, es gibt keinen.«
    »Zurzeit sagen die sowieso nichts mehr ohne ihre Anwälte«, bemerkte Lodestone.
    »Roseanne hatte schon öfters von San Jose aus gearbeitet«, fuhr Shareen fort, »vielleicht hatte West Air dort zu wenig Personal. Ich hab also da angerufen und nachgefragt, ob Roseanne in ihren Plänen auftaucht. Erst sagten sie nein, dann sagten sie ja, dann sagten sie nur noch, dass sie mich, sollte ich noch einmal anrufen, an ihre Anwälte weiterleiten.«
    »Immer das Gleiche, immer das Gleiche«, schimpfte Lodestone.
    Shareen klopfte ihrem Mann beruhigend aufs Knie. »Eigentlich hat uns ihre Herumdruckserei erst richtig misstrauisch gemacht.«
    Decker nickte wieder. Es klang natürlich komisch, aber West Air war vermutlich mit der ganzen Sache völlig überfordert.
    »Ich habe auch mit Ivan gesprochen«, fügte Shareen hinzu, »aber was er mir sagte, gefiel mir gar nicht.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Roseanne hätte sich angeblich in letzter Minute entschieden, ab San Jose zu arbeiten. Er bestand richtig darauf, dass sie an Bord gewesen sei, und außerdem sei das alles auch schon ohne meine Behauptungen schlimm genug. Dann meinte er, wir würden auf lange Sicht nur noch mehr Schaden anrichten, denn er und einige andere hätten schon Prozesse am Hals, und deshalb sollten wir doch freundlicherweise die Klappe halten.«
    »Das hat er so zu Ihnen gesagt?«
    »Nicht wortwörtlich, aber zwischen den Zeilen. Und dann hat er mir noch gesagt, ich würde die Realität verleugnen.« Die Augen der alten Frau füllten sich mit Tränen. »Ich verleugne gar nichts. Roseanne ist tot, ich spüre es tief in meinem Herzen. Ich glaube nur nicht, dass sie bei dem Absturz ums Leben kam.«
    »Sie sagten, Roseanne hätte schon öfters von San Jose aus gearbeitet«, überlegte Decker. »Könnte sie dort auch jemanden besucht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher