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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben
Autoren: Ernest Hemingway
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tun verspricht, und noch mehr. Dankbare Konsumenten aus der ganzen Welt schreiben dauernd von neuen Verwendungsmöglichkeiten, und alte Kunden sind ihm so treu ergeben wie Harold Tompkins, der Verlobte, der ‹Totenkopf-S.-O.› oder Stanley Baldwins Schule, Harrow. Es gibt keine Selbstmorde, wenn Geld auf diese Art und Weise verdient wird, und alle schlafen tief und fest auf der Yacht ‹Alzira III›, mit Kapitän Jon Jacobson, einer Mannschaft von vierzehn und dem Eigner mit Familie an Bord.
    Am Landungssteg 4 liegt eine 34 Fuß lange, als Jolle getakelte Yacht mit zwei von den 3 24 Estländern an Bord, die in den verschiedenen Weltgegenden mit Booten, die zwischen 28 und 36 Fuß lang sind, herumsegeln und an die estnischen Zeitungen Artikel einschicken. Diese Artikel sind in Estland sehr beliebt und bringen ihren Autoren zwischen einem Dollar und einem Dollar dreißig für die Spalte. Sie entsprechen den Baseball-oder Footballberichten in den amerikanischen Zeitungen und laufen unter der Überschrift Saga unserer beherzten Seefahrer. Kein Bootshafen in südlichen Gewässern, der etwas auf sich hält, ist komplett ohne mindestens zwei sonnengebräunte Estländer, deren Haar vom Salzwasser gebleicht ist und die auf den Scheck für ihren letzten Artikel warten. Wenn er kommt, segeln sie nach einem anderen Bootshafen und schreiben eine neue Saga. Auch sie sind glücklich, beinahe so glücklich wie die Leute auf der ‹Alzira III›. Es ist schon was Fabelhaftes, ein beherzter Seefahrer zu sein.
    Auf der ‹Irydia IV› liegen ein berufsmäßiger Millionärsschwiegersohn und seine Mätresse, die Dorothy heißt, in ihren Betten. Sie ist die Frau von dem hochbezahlten Direktor in Hollywood, John Hollis, dessen Gehirn im Begriff ist, seine Leber zu überdauern, so daß er sich schließlich selbst als Kommunisten bezichtigen wird, um seine Seele zu retten, da seine anderen Organe zu zerfressen sein werden, um den Versuch zu machen, sie zu retten. Der Schwiegersohn, stattlich, gutaussehend wie ein Plakat, liegt schnarchend auf dem Rücken, aber Dorothy Hollis, die Frau des Direktors, ist wach, und sie zieht einen Morgenrock über und geht an Deck und sieht über das dunkle Wasser des Bootshafens auf die Linie, die der Wellenbrecher macht. An Deck ist es kühl, und der Wind verweht ihr Haar, und sie streicht es aus der sonnengebräunten Stirn zurück und zieht ihr Gewand enger um sich, und ihre Brustwarzen richten sich in der Kälte auf, und sie bemerkt die Lichter eines Bootes, die außerhalb des Wellenbrechers herankommen. Sie beobachtet, wie sie sich stetig und schnell vorwärtsbewegen, und dann wird am Eingang des Hafens der Scheinwerfer angestellt und fegt über das Wasser, so daß sie geblendet wird, als das Licht über sie hinwegstreicht und den Küstenschutzpier heraushebt und eine Gruppe wartender Männer beleuchtet und das glänzende Schwarz des neuen Krankenwagens vom Beerdigungsinstitut, der bei Begräbnissen auch die Rolle eines Leichenwagens spielt.
    Wahrscheinlich wär’s besser, ich nähme etwas Luminal, dachte Dorothy. Ich muß schlafen. Der arme Eddy ist so besoffen wie ein Schwein. Und ihm liegt so viel daran, und er ist so nett, aber er betrinkt sich so, daß er sofort einschläft. Er ist so süß. Natürlich würde er, wenn ich ihn heirate, mit einer anderen herumziehen. Aber süß ist er. Mein armer Süßer. Er ist so betrunken. Hoffentlich fühlt er sich morgen früh nicht elend. Ich muß hinuntergehen und mein Haar einlegen und dann schlafen. Es sieht schrecklich aus. Ich möchte doch gern schön für ihn aussehen. Er ist süß. Ich wünschte, ich hätte ein Zimmermädchen mitgenommen. Aber das konnte ich nicht. Nicht mal Bates. Wie es wohl dem armen John gehen mag? Ach, der ist auch süß. Hoffentlich geht es ihm besser. Seine arme Leber. Ich wünschte, ich wäre bei ihm, um für ihn zu sorgen. Ich muß mich jetzt hinlegen und schlafen, damit ich morgen nicht zu entsetzlich aussehe. Eddy ist süß, und John mit seiner armen Leber auch. Ach, seine arme Leber. Eddy ist süß. Ich wünschte nur, er hätte sich nicht betrunken. Er ist groß und lustig und fabelhaft und so. Vielleicht wird er sich morgen nicht so schrecklich betrinken.
    Sie ging hinunter und ertastete sich den Weg zu ihrer Kajüte und setzte sich vor ihren Spiegel und begann ihr Haar zu bürsten, hundertmal. Sie lächelte sich im Spiegel zu, während die langborstige Bürste durch ihr wunderschönes Haar glitt. Eddy ist süß. Ja, das
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