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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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gerettet werden konnte, und jetzt stellte sich heraus, dass alles umsonst gewesen war.
    „Der Zauber, der Dinas Emrys beschützte, ist gebrochen. Es ist vorbei. Alle, die mir einen Treueid geschworen haben, sind hiermit von ihm entbunden.“ Gwyn beugte sich über Artur und Mordred, packte den Schaft der Lanze und zog sie mit einem Ruck aus den leblosen Körpern. Agrippina nahm sie ihm aus der Hand.
    Jeder ahnte, dass sich mit Arturs Tod eine Epoche für immer dem Ende zuneigte. Das alte Britannien war endgültig verloren und niemand wusste, ob Colgrins Reich ein Ort sein würde, an dem sich unter menschenwürdigen Umständen leben ließ. Selbst der alte Decimus Aemilius hatte jede Hoffnung aufgegeben.
    „Ein Entschluss wie dieser fällt niemandem leicht. Man feiert nur die närrischen Helden, die den aussichtslosen Kampf suchen, und gedenkt nicht der weisen Könige, die wissen, wann ein Krieg verloren ist. Manchmal muss man den Rückzug antreten, damit man später umso heftiger zurückschlagen kann.“ Decimus Aemilius legte seine Hand auf Gwyns Schulter. „Auch ich werde Britannien endgültig verlassen. Ich kehre zurück nach Gallien, wo ich geboren bin und wo ich auch begraben werden möchte. Diese regnerische Insel hat mir die besten Jahre meines Lebens geraubt, doch war ich bereit, diesen Preis zu zahlen, solange ich die Hoffnung hatte, dass sich die Dinge zum Guten wenden würden. Nun, mit dem Sieg der Sachsen hat sich diese Hoffnung zerschlagen.“
    „Und Euer Sohn Marcus?“
    Decimus seufzte. „Er ist hier geboren. Meine Heimat ist ihm fremd. Dennoch wird er mich begleiten, weil er keine andere Wahl hat.“
    Nun hatten sich auch Lancelot, Tristan, Degore, Cecil und Rowan um Gwyn versammelt. Agrippina hielt noch immer die Lanze in der Hand. Lady Wenna stand mit Odgar und Daffydd bei Muriel und Katlyn. Alle waren müde, erschöpft und enttäuscht.
    „Ich werde nach Gallien gehen und nicht nach Dinas Emrys zurückkehren“, sagte er schließlich. „Wer mich über das Meer begleiten möchte, der ist willkommen. Es gibt keinen anderen Weg für mich, auch wenn es mir im Herzen wehtut, mein Erbe und die Menschen in Dinas Emrys im Stich zu lassen.“ Bei diesen Worten trat Katlyn neben ihn und er ergriff ihre Hand. „Doch bevor ich gehe, gibt es noch etwas zu erledigen.“
    Sie bestatteten in Glastonbury nicht nur einen König und dessen Sohn. Gwyn spürte, dass an diesem Tage eine ganze Epoche zu Grabe getragen wurde. Er wusste nicht, was die kommenden Jahrhunderte bringen würden. Mit Camelot waren die Reste der alten, von den Römern etablierten Ordnung endgültig untergegangen. Die Sachsen waren Kämpfer und Bauern, die nur von Krieg zu Krieg oder von Ernte zu Ernte lebten. Sie gründeten keine Städte und hatten auch kein Interesse daran, ihre Geschichte in Wort und Bild festzuhalten. Colgrin mochte vielleicht aus einem anderen Holz geschnitzt sein als seine Gefolgsleute, doch war es nur eine Frage der Zeit, bis man auch ihn vom Thron stoßen würde. Sächsische Herrscher lebten in der Regel nicht lange und starben meist eines unnatürlichen Todes. Noch konnte sich Colgrin der Treue seiner Männer sicher sein, denn der Sieg über Artur und die Eroberung Britanniens würde sie für einige Zeit berauschen. Aber das konnte sich schon bald ändern. Schon jetzt stieß seine Entscheidung, Artur die letzte Ehre zu erweisen, auf Unverständnis. Dass es ein Akt der Ritterlichkeit war, den unterlegenen Feind auf diese Weise zu ehren, verstand kaum einer der sächsischen Krieger. Für die meisten war dieses Handeln ein Ausdruck von Schwäche. Dennoch entzündete Colgrin gemeinsam mit Gwyn die Fackeln, mit denen die Boote erleuchtet wurden, die Artur und Mordred nach Avalon bringen sollten. Niemand sprach ein Wort, als die beiden Nachen von der Strömung des Brue erfasst wurden und im Dunst verschwanden, der die Insel von Avalon umgab. Keiner sang ein Lied, das die Taten des größten Königs rühmte, den Britannien je gesehen hatte. Zu tief saß der Schock der Erkenntnis, dass nun alles verloren war.
    Als die beiden Boote außer Sicht geraten waren, nickte Colgrin nur, als hätte er ein anstrengendes Werk vollendet und wandte sich ohne ein Wort von Gwyn und seinen Gefährten ab, die noch immer hinaus in den Nebel starrten.
    „Excalibur muss zurückgegeben werden“, murmelte Gwyn und umfasste Arturs Schwert, das er all die Zeit nicht losgelassen hatte, so fest, dass die Knöchel seiner Hand weiß
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