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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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und der Wunder endgültig vorbei. Vielleicht müssen erst die Sterne vom Himmel fallen, bis sich alles zum Guten wendet.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. „Leb wohl, Gwydion Desert.“
    „Merlin?“, rief Gwyn. „So einfach kommt Ihr mir nicht davon! Merlin!“
    Der alte Mann verschwand zwischen den Bäumen. Gwyn stieß einen wütenden Schrei aus und schleuderte Excalibur in hohem Bogen in den See. Aber bevor das Schwert ins Wasser fiel, reckte sich eine Hand empor und fing es auf. Ein letztes Mal glänzte die Klinge im Licht der untergehenden Sonne, dann versank Excalibur für alle Zeiten im See.
    Schwer atmend stand Gwyn am Ufer und schaute zu, wie sich die Wasseroberfläche allmählich wieder glättete. Stille kehrte ein. Schließlich ballte er die Fäuste und ging mit weit ausgreifenden Schritten zurück zu Pegasus. Als er sich in seinen Sattel geschwungen hatte, bemerkte er, dass Lancelot noch immer wie angewurzelt am Ufer stand.
    „Er hat mir vierzehn Jahre meines Lebens gestohlen“, sagte Lancelot.
    „Vielleicht hat er sie nicht gestohlen. Vielleicht habt Ihr ihn angefleht, er möge sie Euch nehmen. Vierzehn Jahre in Mordreds Händen müssen die Hölle sein.“
    „Ich traue Merlin nicht“, sagte Lancelot, der noch immer auf den See hinausstarrte.
    „Ich auch nicht“, sagte Gwyn und umklammerte die Zügel fester. „Wie sieht es aus? Wollt Ihr hierbleiben?“
    Lancelot zwang sich zu einem Lächeln. „Nein. Ich verbringe meine letzten Jahre lieber mit einem guten Freund.“
    Nun musste Gwyn lächeln. „Ihr nennt mich einen Freund?“
    „Ja“, sagte Lancelot und stieg auf sein Pferd. „Du hast mich von meinem Treueid entbunden. Ab heute bist du kein König mehr. Wohin reiten wir jetzt? Nach Anderida?“
    „Ja. Doch zuvor möchte ich noch einen letzten Abstecher nach Camelot machen.“

 
    Zu neuen Ufern
     
     
     
    Gwyn hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, als sie durch Cadbury ritten, doch was sie auf den Feldern vor Camelot sahen, übertraf selbst die grausamste Vorahnung. Ob Freund oder Feind, überall Tote, so weit das Auge reichte. Gwyn hatte die Hoffnung gehabt, die Ritter und Knappen, die für Artur ihr Leben gelassen hatten, anständig begraben zu können. Angesichts der riesigen Zahl von Opfern musste er erkennen, wie einfältig dieses Ansinnen gewesen war.
    „Es war eine weise Entscheidung, nicht gegen die Sachsen zu kämpfen“, sagte Katlyn bedrückt und schaute zu dem Hügel, auf dem Camelot einst gestanden hatte. Nichts außer einigen Mauern, die erahnen ließen, wo die Türme einst gestanden hatten, war von der einstmals stolzen Festung übrig geblieben.
    Lancelot, Katlyn und Gwyn banden ihre Pferde an der alten Linde fest, in der noch immer die Raben hockten, die das Grab von König Bran bewachten. Gwyn hob die Kiste mit dem Gral vom Sattel, und gemeinsam traten sie durch die Reste des Tores in den Burghof.
    „Ich hätte niemals gedacht, diesen Anblick einmal erleben zu müssen“, sagte Lancelot schwermütig. „Hier gibt es nichts mehr, was sich wieder aufzubauen lohnt.“
    „Vielleicht hat ja doch etwas diesen unglückseligen Tag überstanden“, sagte Gwyn und schaute sich um. Es fiel ihm nicht leicht, sich in all dem Durcheinander zu orientieren. Schließlich entdeckte er in den Trümmern eine Lampe, hob sie auf und ging zu der Stelle, an der einst der Brunnen gestanden hatte. Ein finsteres Loch tat sich vor ihm auf.
    „Du willst doch da nicht etwa hinunterklettern?“, fragte Katlyn entsetzt.
    „Es ist nicht tief. Vertraue mir. Ich möchte euch etwas zeigen.“
    „Hat es etwas mit diesem falschen Gral zu tun, den du mit dir herumträgst?“, fragte Lancelot.
    „Stellt keine Fragen, sondern folgt mir.“
    Gemeinsam stiegen sie den Schacht hinab. Auf halber Höhe stießen sie auf einen schmalen Durchbruch, in den Gwyn kletterte. Er zündete die Lampe an.
    „Die unterirdischen Geheimgänge Camelots scheinen noch weitestgehend intakt zu sein“, sagte er und seine Stimme hallte an den grob behauenen Wänden wider. „Ich habe sie einige Male erkunden können und bin dabei auf etwas Merkwürdiges gestoßen.“ Er führte Katlyn und Lancelot zu jenem Brunnen, den ein Drache zierte, der mit einem Einhorn kämpfte.
    „Was ist das?“ fragte Lancelot überrascht, als er sich in einer Halle wiederfand.
    „Ich glaube, dass dies die Reste des alten Dianatempels sind, auf dem Camelot errichtet worden ist. Merlin hat die Stelle damals ausgewählt. Und ich
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