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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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nie sicher. Aber wem erzähle ich das.“
    Gwyn wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich nahm er seine Schwester in den Arm.
    „Leb wohl.“ Muriels Stimme zitterte, aber sie versuchte tapfer zu lächeln.
    „Ich wünsche euch beiden alles Gute“, sagte Gwyn und reichte Rowan die Hand, doch der schlug sie aus und drückte seinen Freund so heftig, das Gwyn beinahe die Luft wegblieb.
    „Gwydion Desert. Du bist der erstaunlichste Mensch, dem ich je begegnet bin. Was wirst du tun, wenn du erst einmal in Gallien bist?“
    Gwyn lächelte schief. „Schweinehüten vielleicht?“
    „Oh nein“, sagte Rowan lachend und schüttelte den Kopf. „Das nehme ich dir nicht ab. Ich glaube, man wird noch von dir hören. Und wenn nicht von dir, dann von deinen Kindern.“
    Auch Lady Wenna umarmte Gwyn herzlich zum Abschied. „Denkt dran, junger König. An der Tafel von Caer Goch wird immer ein Ehrenplatz für Euch reserviert sein.“
    „Ich danke Euch“, erwiderte Gwyn, doch er wusste, dass der heutige Abschied ein endgültiger sein würde.
    „Lebt wohl“, sagte Roderick und ergriff Gwyns Hand.
    „Auch Ihr bleibt in Britannien?“
    „Irgendjemand muss diesen Heiden etwas Gottesfurcht lehren.“
    „Ihr wollt als Wanderprediger durch das Land ziehen?“, fragte Gwyn.
    „Und Kirchen errichten, wo ich kann. Wer weiß, vielleicht kehre ich auch eines Tages nach Londinium zurück. Den Schlüssel zur Kirche habe ich noch.“
    „Ich wünsche euch allen viel Glück“, sagte Gwyn und sprang an Bord. Lancelot setzte die Segel. „Und kümmere dich gut um Pegasus, Rowan. Wenn er nicht gehorcht, so rede mit ihm. Das hilft.“
    Rowan und Muriel hoben zum Abschied die Hand. Gwyn schaute zu der alten römischen Festung hinüber, auf der jetzt eine sächsische Fahne wehte. Neben ihr stand ein Mann, der nun sein Schwert erhob – ob zur Drohung oder zum Abschied, wusste Gwyn nicht zu sagen. Vielleicht war es ja beides.
    Der Wind erfasste das Segel und blähte es mit einem Ruck auf. Es dauerte nicht lange, dann waren die Menschen an der Mole nur noch vereinzelte dunkle Punkte. Gwyn holte tief Luft und setzte sich. Beinahe andächtig holte er ein leeres Stück Pergament aus seiner Tasche und zückte einen Stift.
    „Was tust du da?“, fragte Lancelot.
    „Ich löse ein Versprechen ein, das ich Guinevra gegeben habe.“
    „Du willst die Geschichte der Tafelrunde festhalten“, sagte Katlyn.
    Gwyn nickte.
    „Da wird aber dieses eine Blatt nicht ausreichen“, sagte Lancelot.
    „Ich weiß“, sagte Gwyn und schrieb mit seiner schönsten Handschrift das erste Wort nieder.
    Es lautete „Camelot“.

 
    Epilog 1066
     
     
     
    „Die Astrologen hatten also Unrecht“, jubelte Guy de St. Claire. „Dieser Feldzug steht unter einem guten Stern.“ Er deutete mit dem Finger auf den Abendhimmel, an dem ein hell leuchtender Komet seine Bahn zog.
    Guillaume saß auf einem Felsen und hielt sich seine blutende Seite. „Ja, in der Tat. Der Himmel ist uns nicht auf den Kopf gefallen“, sagte er ächzend. „Aber das habe ich auch meinen tüchtigen Hauptleuten zu verdanken.“
    St. Claire verbeugte sich mit einem fröhlichen Grinsen. „Die Angelsachsen haben ihren Teil dazu beigetragen, um uns den Sieg zu ermöglichen. Selten habe ich einen Haufen so schlecht kämpfen sehen. Sagte ich es Euch nicht? Ist Harold erst einmal gefallen, so gebärdet sich der Rest des Haufens wie eine Schar kopfloser Hühner. Wir sollten die Verwirrung nutzen und ohne Verzögerung Richtung London marschieren. Nach dieser Schlacht wird uns die Stadt wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen.“
    Guillaume wollte etwas darauf erwidern, doch er brachte keinen Ton heraus. Der Schmerz, der in seiner Seite wütete, raubte ihm den Atem.
    „Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch, Herr?“, fragte St. Claire besorgt und zog die Hand beiseite, mit der Guillaume seine Wunde hielt. Als er das viele Blut sah, stieß er einen lauten Fluch aus’ „Verdammt, warum habt Ihr nichts gesagt? Ihr braucht dringend einen Wundarzt!“
    St. Claire legte sich Guillaumes Arm um die Schulter und zerrte ihn in ein Zelt, wo er erschöpft auf eine Liege fiel.
    „Wir ziehen nicht nach London“, wisperte er. „Ich würde die Schlacht um diese Stadt nicht lebend überstehen.“
    „Also wollt Ihr hierbleiben, um Eure Wunden zu pflegen?“, fragte St. Claire.
    „Dies ist keine Verletzung, die sich so ohne Weiteres auskurieren lässt, mein treuer Freund. Das wird Euch auch der Wundarzt
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