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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe
Autoren: Ulrich Clement
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Beziehungsanbahnung und sämtliche Bemühungen, korrigierend in den Beziehungsverlauf einzutreten, sind künstlich und deplatziert.
    Es gibt nur die eine wahre Liebe mit dem einen Menschen.
    Diese Liebe gibt die Chance, in seiner Einzigartigkeit anerkannt zu werden, verbunden mit einer sehr hohen Glückserwartung an die Beziehung.
    Erst eine wechselseitig erwiderte Liebe wird zur »wahren« Liebe.
    Die Romantiker erheben die emotionale Verbundenheit zwischen den Partnern zum entscheidenden Kriterium. Die »wahre« Liebe zwischen zwei Auserwählten begründet einen »Bund fürs Leben«. In freier Wahl gibt das mächtige Liebesgefühl den Ausschlag, wer für wen bestimmt ist. Dabei erfüllt der Partner oder die Partnerin sämtliche Wünsche, befriedigt alle Bedürfnisse und stillt die Sehnsucht, mit dem einen Wesen zu verschmelzen, das genauso denkt und fühlt und handelt.
    Diese Aussicht, diese Hoffnung auf den einen erfüllenden, den »wahren« Traumpartner bewegt uns auch heute noch. Der Wunsch nach der oder dem einen, der oder die uns rundum glücklichmacht, wirkt als großer Ansporn für eine oft intensive Suche. Die idealisierende Vorstellung setzt die Maßstäbe dafür, ob wir eine Partnerschaft als erfüllend wahrnehmen oder nicht. All die Vorstellungen, dem einen »Traumpartner« zu begegnen, eine »Hochzeit in Weiß« zu feiern, einander »blind« zu verstehen, sich dabei aber die Wünsche »von den Augen abzulesen«, »bis dass der Tod uns scheide«, üben eine große Macht auf unsere Sehnsüchte aus.
Unterschiede ziehen sich an

    Sich darauf einzulassen, anders als der geliebte Partner zu sein, bedeutet nicht, dem romantischen Liebesideal abzuschwören. Vielmehr ist es sinnvoll, die Gleichheit durch die Unterschiede zu ergänzen. Die sichere Nische des kleinsten gemeinsamen erotischen Nenners zu verlassen, ist kein leichter Schritt. Eventuell sind wir verunsichert – und möchten doch lieber bei der vertrauten Lustlosigkeit bleiben. Sie ist ein Hort der Stabilität. Damit kennen wir uns aus. Wir haben uns ja die ganze Zeit darin eingerichtet.
    Verunsicherung spüren wir aber auch, weil wir nicht wissen, wie wir mit der Reaktion des Partners umgehen sollen. Vielleicht reagiert er unerwartet verstört und zurückweisend – oder aber drastisch uneinfühlsam: »Sehr schön, dass auch du endlich drauf kommst, was wirklich gut ist. Hab ich es dir nicht schon immer gesagt?« So sehr wir versuchen, die Reaktion des Partners vorwegzunehmen, so sehr ist der Partner für Überraschungen gut. So vertraut eine Beziehung auch ist, es gibt keine obere Kennenlerngrenze. Genauer betrachtet werden wir nie an den Punkt gelangen, an dem wir alles vom Partner wissen. Stattdessen können wir sicher sein, dass der andere Facetten hat, die uns bisher verborgen geblieben sind. Das können erotische Ressourcen und Fähigkeiten sein, aber auch unangenehme und schwache Seiten.
Die bisherigen Muster verlassen
    Mit dieser Sicht auf den Partner lassen wir die uns bekannten, gemütlichen Wahrheiten hinter uns. Nun erwarten wir neue Einblicke – und plötzlich stellen sich wieder unbehagliche Gefühle und bange Fragen ein. Fast so wie damals, als wir uns ineinander verliebten. Lassen sich Paare auf den Unterschied ein, können sie mit einem Mal nicht mehr erwarten, dass der Partner jede Idee gleich mit Begeisterung aufnimmt. Dennoch muss unsere Einladung, sich sexuell weiter zu entwickeln, über die bisherigen, vertrauten Muster hinausweisen. Die haben ja zur sexuellen Langeweile geführt. Nur im Aufbruch zu neuen Ufern können wir damit rechnen, dass sich das erotische Leben langfristig verändert. Nur dann machen wir wirklich einen Unterschied zu vorher.
    Ich will hier nicht verschweigen: Sich auf den Weg zu machen und sich zu verändern, ist anstrengender, als sich nicht zu verändern. Ein solcher Schritt enthält auch das Risiko, damit zu scheitern. Wägen Sie ab: Erotische Entwicklung gibt es nicht mit Sicherheitsgarantie. Wie wir das Andere in unsere Liebesbeziehung einlassen, hängt auch von den Antworten auf folgende Fragen ab:
    Kann ich es mir vor meinem Partner erlauben, anders zu sein? Anders, als mein Partner mich kennt?
    Was denke ich, wie mein Partner reagiert?
    Reagiere ich gekränkt und beleidigt, wenn sich mein Partner anders zeigt als
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