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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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Monika natürlich gar nicht daran dachte, sich ein Gestüt zuzulegen, sondern nicht einmal wußte, wie sie ein einziges Pferd erwerben konnte. Es gab einen Wasserhahn und einen steinernen Trog zum Futtermischen. Monika und Liane begutachteten alles fachmännisch.
    „Das ist wirklich großartig“, stimmte die Mutter in ihre Begeisterung ein, „ihr braucht nur eine Box abzutrennen, und ihr habt genug Raum für das Heu! Und ich... ich übernehme dann die ganze Scheune für meine Töpferei! Max, nicht wahr, so können wir es doch machen?“ Sie strahlte ihren Mann an.
    „Es tut mir leid, Hilde!“ Er legte den Arm um ihre Schultern. „Ich fürchte, dieser Traum wird nicht in Erfüllung gehn.“
    „Aber warum nicht? Was hast du auszusetzen?“
    „Es stimmt etwas nicht mit diesem Anwesen! Hilde, bitte, du bist doch eine kluge Frau! Wie kann ein solcher Besitz für einen so niedrigen Preis zu mieten sein?“
    „Das werde ich Ihnen gleich erklären“, versprach Herr Graunke beflissen, „wenn ich Ihnen erst noch die Garage und die Scheune...“
    „Nein“, entschied der Vater, „ich lasse mir nicht länger den Mund wäßrig machen. Ich will endlich die Wahrheit wissen. Dieses Anwesen wäre der ideale Landsitz für einen Industriellen. Hier könnte man große Partys feiern, eigene Pferde halten, in Pracht und Herrlichkeit leben. Ein simpler kaufmännischer Angestellter wie ich kann sich so etwas nicht leisten!“
    „Aber, Max, es ist doch so billig!“
    „Das ist es eben, was mich stört, Hilde! Ich glaube nicht an einen reichen Gönner, der ein nettes Ehepaar mit drei Kindern glücklich machen will.“ Er zog seine Frau mit sich zur Tür. „Gehn wir. Gleich fängt es wieder an zu regnen.“
    Aber es regnete schon, als sie den Stall verließen, und sie mußten sich die Jacken und Mäntel über die Köpfe ziehen, um nicht pitschnaß zu werden. Es war nur gut, daß Herr Graunke vorhin sein Auto vor das Haus gefahren hatte, so daß sie jetzt rasch einsteigen konnten.
    „Ein Glück! Das wäre geschafft!“ rief Monika.
    Tatsächlich aber war sie alles andere als glücklich. Die Überlegungen des Vaters waren auch auf sie nicht ohne Eindruck geblieben. Sie wußte, er konnte sehr hartnäckig sein, wenn er von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt war. Es war ihm glatt zuzutrauen, daß er das Haus am Teich nicht mietete, bloß weil er den Preis zu billig fand.
    Auch die anderen waren niedergedrückt. Schweigend warteten sie, bis der Makler den Motor angelassen hatte. Der Regen trommelte auf das Autodach, und auf einmal sah die Welt grau in grau aus.

Wer glaubt schon an Gespenster?

    Durch strömenden Regen fuhren sie nach München zurück. Die Scheibenwischer führten ihren rhythmischen Tanz auf. Monika drehte sich einmal um 'und lugte durch das Rückfenster; von den fernen Alpen war nichts mehr zu sehen. In Heidholzen waren die Katzen von den Schwellen verschwunden und hatten sich in Sicherheit gebracht.
    „Ich kann Sie ja völlig verstehen“, gab Herr Graunke zu, „das niedrige Angebot mußte Sie mißtrauisch machen. Ich habe auch Herrn Gröbner gewarnt...“
    „Wer ist Herr Gröbner?“ wollte Monika wissen. „Wahrscheinlich der Besitzer“, erklärte ihr Vater.
    „Sehr richtig. Aber Herr Gröbner hat es satt. Der Besitz hat, müssen Sie wissen, in den letzten zwei Jahren siebenmal den Mieter gewechselt!“
    „Du große Güte!“ rief Liane.
    „Und warum?“ fragte ihr Vater.
    „Es hat sich dort niemand wohl gefühlt... bitte, ich mache keine Ausflüchte, lassen Sie mich mal erzählen. Die Sache ist wirklich sehr schwer zu erklären. Die Leute wollen nächtliche Geräusche gehört haben.“
    „Ratten! Hab ich’s mir doch gedacht!“ rief die Mutter.
    „Weder Ratten noch Mäuse, das versichere ich Ihnen, gnädige Frau! Wir hatten einen Kammerjäger dort, der das Haus gründlich untersucht und zusätzlich vergast hat. Nicht ein einziges Tier war aufzuspüren, weder tot noch lebendig. Er beschwört, daß das Anwesen völlig sauber ist.“
    „Aber dann...“
    „Wir nehmen an, daß das alte Holz arbeitet, die Böden, die Treppenstufen, die Dachbarren können schon unheimliche Geräusche verursachen.“
    „Aber dann stopft man sich doch einfach Watte in die Ohren!“ rief Monika.
    Herr Graunke ging nicht darauf ein. „Herr Gröbner war schon bereit, das Holz, soweit es eben möglich ist, herausreißen zu lassen, jedenfalls die Böden und die Treppe... wenn, ja, wenn wenigstens die
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