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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde
Autoren: Elke Reichart
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gar nicht!!«
    Phase Eins:
Das Interview vor dem Entzug
    Facebook hatte seinen festen Platz an zwei bis drei Tageszeiten im Leben »meiner« Studienteilnehmer. Für die meisten war die Nutzung ritualisiert:

    »Facebook schleicht sich langsam und unbemerkt in deinen Alltag ein, und man verwendet eigentlich fast ungewollt immer mehr Zeit dafür.«
24, männlich
    »Ich will am Morgen einfach nur schnell wissen, was über Nacht so gelaufen ist.«
27, männlich
    »Mich interessiert Facebook mehr als das, was in der Welt passiert. Deshalb lese ich am Morgen gar keine konventionelle Zeitung mehr.«
31, männlich

    Abends wird Facebook am längsten und intensivsten genutzt, oft parallel zu anderen Medien:

    »Ich komme nach Hause und das Erste, was ich mache, ist meinen Laptop einzuschalten. Dann gebe ich meinen Katzen zu fressen, hole mir ein Glas zu trinken, und währenddessen ist mein Computer hochgefahren, sodass ich mich nun direkt auf Facebook einloggen kann.«
    21, weiblich
    »Bevor ich ins Bett gehe, gehe ich zu 90 % noch kurz auf Facebook. Früher hat man noch den TV angemacht oder Musik gehört, heute ist es halt Facebook.«
    31, weiblich
    »Häufig schaue ich abends TV und surfe gleichzeitig auf Facebook.«
    23, männlich
    Ein großer Teil der StudienteilnehmerInnen bezeichnen sich als passive Facebook-Besucher. Sie sind nicht so sehr daran interessiert, eigene Inhalte zu produzieren, sondern möchten wissen, was die anderen so machen – »soziale Aktualitätsjunkies«. Für auffallend viele Freunde ist es gang und gäbe, gerade neue Bekanntschaften gründlich auszuspionieren:
    »Vor einem Date ist es Pflicht, den Typen auf Facebook auszuchecken. Postet er z. B. nur inhaltlosen Schrott oder hat das Witz und Stil?«
28, weiblich
    »Mir wird es im kommenden Monat fehlen, dass ich meine Ex-Freundin nicht mehr ausspionieren kann und nicht mehr mitbekomme, was in ihrem Leben so läuft.«
27, männlich
    |34| Ein Teil der Befragten nutzt die Möglichkeit, sich innerhalb ihres Netzwerkes möglichst gut zu präsentieren:
    »Ich poste vor allem dann viele Status-Updates, wenn ich mit meinem Sohn unterwegs bin. Zum Beispiel: ›… bewundert mit seinem Sohn den Zeppelin im Technorama.‹ Wenn ich ehrlich bin, geht es darum, meinem Netzwerk zu vermitteln, dass ich ein guter Papa bin.«
41, männlich
    »Facebook ist eine Art öffentliches Tagebuch von mir geworden: Ich schreibe alles in meinen Status, z. B. auch, wenn ich grad wieder mal meine Wohnung putze.«
    21, weiblich

    Und schließlich bei einigen eindeutige Suchtkriterien:

    Einengung des Verhaltensraums:
    »Ich verbringe seit Längerem einen Großteil meiner Freizeit auf Facebook.«
21, weiblich

    Kontrollverlust:
    »Aus Schnell-mal-Schauen wird meist dann doch fast eine Stunde.«
    17, weiblich
    |35| Toleranzentwicklung:
    »Die Zeit geht oft megaschnell vorbei, und ich merke dann nach ein paar Stunden, dass ich gar nicht so lange drauf sein wollte. Ich habe mir auch schon überlegt, einen Timer zu stellen, sodass man auch noch Zeit für andere Dinge hätte.«
    19, männlich
    Entzugserscheinungen:
    »Ich verspüre den konstanten Drang, auf Facebook zu gehen und zu checken, was passiert ist und ob ich irgendwelche Nachrichten erhalten habe.«
    21, weiblich
    Negative soziale und personale Konsequenzen:
    »Ich bin wegen Facebook schon oft zu spät zu meinen Verabredungen gekommen.«
    17, weiblich
    Grundsätzlich waren die meisten StudienteilnehmerInnen dem 3 0-Tage -Facebook-Entzug gegenüber positiv eingestimmt:

    »Wie eine Art Saftkur: verzichten und gesünder herauskommen! Ich erhoffe mir Heilung.«
    31, männlich
    |36| »Ich freue mich auf die Chance, denn ich bin nicht glücklich über meine Abhängigkeit.«
    23, weiblich
    »Ich hoffe, in dem Monat wieder etwas mehr zu mir selbst zu finden.«
    28, weiblich
    »Wie werde ich mit der Einsamkeit umgehen?«
    31, weiblich
    »Ich freue mich auf diese Zeit, es gibt mir das Gefühl, irgendwie frei zu sein. Ich fühle mich durch Facebook auf eine Art überlastet.«
    19, männlich
    Aber es gab auch Ängste, nicht nur vor der Langeweile:
    »Gefühl, nicht mehr dazuzugehören, aus dem Kreis raus zu sein.«
    31, männlich
    »Ich habe von vielen Leuten gar keine Handynummer oder Mailadresse!«
    23, weiblich
    »Es wird mir sehr fehlen, dass ich meinen Voyeurismus nicht mehr ausleben kann.«
    23, weiblich
    |37| Die Passwort-Übergabe
    Meine StudienteilnehmerInnen mussten mit ansehen, wie ich ihr Allerheiligstes, das Passwort,
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