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Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Titel: Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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»Barnes and Noble« oder »Borders«. Irgendwie hatte das etwas Tröstliches.
    Lucy schloss ihren Regenschirm und ließ den Blick über die goldenen Wände und die Kunden schweifen, die auf harten Holzstühlen an braunen Tischen saßen. Kein Mann mit roter Baseballmütze. Hardluvnman war spät dran.
    Lucy schob ihren Regenschirm in den Ständer an der Tür und ging zur Theke. Als er sie per E-Mail um eine Verabredung bat, hatte er geschrieben, sein richtiger Name sei Quinn. Trotzdem nannte Lucy ihn im Geiste lieber Hardluvnman. Sie wollte weder ihn noch sonst eine dieser Verabredungen als richtige Menschen sehen. So fiel es ihr leichter, sie ins Jenseits zu befördern.
    Sie bestellte ihren Latte ohne Sahne und nahm an einem runden Ecktischchen Platz. Dann knöpfte sie ihren Blazer auf und rückte den Rollkragen ihres marineblauen Pullis zurecht.
    Es warf ein trauriges Licht auf ihr Liebesleben, dass die einzigen Verabredungen, die sie in letzter Zeit gehabt hatte, nicht einmal echte Verabredungen gewesen waren, überlegte sie. Der einzige Grund, dass sie sich Männern wie Bigdaddy182 aussetzte, war, dass sie für ihren neuen Krimi dead.com recherchieren musste.
    Lucy führte ihren Kaffee an die Lippen und trank vorsichtig einen Schluck. Sie brauchte nur noch ein letztes Opfer für ihr Buch. Selbst wenn Hardluvnman sich als anständiger Kerl entpuppte, der nicht zu sterben brauchte, war Lucy fertig mit Internet-Kaffeeverabredungen. Sie hatte genug von Männern, die sich aufführten, als sei es ihre Aufgabe, ihnen nachzulaufen. Als müsste sie sie davon überzeugen, sie um eine zweite Verabredung zu bitten. Wenn dieses letzte Date ein Riesenreinfall wurde, musste sie sich etwas anderes
überlegen. Wie sich, zum Beispiel, der gesamten armseligen Charaktereigenschaften all ihrer lügenden, betrügenden Exfreunde zu bedienen und sie zusammenzumixen. Doch das hatte sie schon öfter getan, und sie befürchtete, ihre Leserinnen würden irgendwann spitzkriegen, dass die Opfer in all ihren Büchern immer denselben wiederaufbereiteten Verlierertypen ähnelten.
    Nein, es war Zeit für neue Verlierertypen. Es gab diverse faszinierende Gründe, warum sie sich unter den vielen potenziellen Kandidaten ausgerechnet Hardluvnman für ein Treffen ausgesucht hatte. Erstens war sein Foto auf der Dating Site so unscharf, dass man nur schwer sagen konnte, wie er wirklich aussah. Das Bild vermittelte nur den allgemeinen Gesamteindruck einer düsteren, intensiven Ernsthaftigkeit, die sie irgendwie geheimnisvoll fand. Zweitens stand in seinem Profil, dass er Klempner war und sein eigenes Geschäft hatte. Was durchaus eine Lüge sein konnte, wahrscheinlich aber die Wahrheit war, denn wer würde schon anderen vorlügen, Klempner zu sein. Und drittens fiel Hardluvnman nicht in die Kategorie der noch nie verheiratet gewesenen oder geschiedenen Fünfunddreißig- bis Vierzigjährigen, sondern war Witwer. Was durchaus die Wahrheit sein konnte oder bloß ein schäbiger Trick, um Sympathiepunkte zu sammeln und Frauen ins Bett zu kriegen. Wenn Letzteres der Fall war, hatte Lucy ihr letztes Opfer gefunden. Voilà!
    Die Ladentür schwang auf, und ein Mann mit schütter werdendem Haar trat ein. Lucy erkannte ihn sofort. Er hieß Mike, alias Klondikemike. Er war ihre erste Kaffee-Verabredung gewesen, und ihr erstes Mordopfer. Er steuerte auf
eine Blondine zu, die am Regal mit Kaffeetassen stand, und sie gingen gemeinsam zur Theke. Mike musterte sie von Kopf bis Fuß und zahlte für zwei Kaffee und eine Tüte Kaffeebohnen mit Schoko-Überzug. Als die beiden sich den Weg zu einem Tisch ein paar Meter von Lucy entfernt bahnten, fing Mike Lucys Blick auf und sah schuldbewusst weg. Er hatte ihr nach ihrem Treffen keine E-Mails mehr geschrieben, aber sie hätte ihn beruhigen können. Sie hatte sowieso kein Interesse an einem Typen, der sie erbarmungslos zutextete und dabei Kaffeebohnen einwarf wie Amphetamine, und ihm gleich im ersten Kapitel mit einer Plastiktüte über dem Kopf den Garaus gemacht.
    Sie wischte den roten Lippenstift vom Rand ihrer Tasse und sah sich an den anderen Tischen um. Sie war überrascht, dass die kürzlich in Boise geschehenen Morde nicht zu einer Flaute in der Dating-Szene geführt hatten. Überrascht, aber erleichtert, da es ihren eigenen Zwecken diente.
    In den vergangenen Monaten waren drei Männer in ihren Wohnungen erstickt worden. Mit einem der Opfer, Lawrence Craig, alias Luvstick, hatte sie sich sogar im Moxie Java auf einen
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