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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe
Autoren: Max Kruse
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sagte er gleichgültig. »Vielleicht... vielleicht auch nicht. Wenn es mir Vergnügen macht. Aber erwarte nichts... Denn es ist unwahrscheinlich. Und es kann sehr lange dauern... Wer weiß es?« Schon war er mit mächtigen Flügelschlägen dem Flamingo weit entrückt, und dieser segelte entmutigt und erschöpft zum Schloß zurück.

Vergeblich

    Inzwischen war die Kobra auf geheimen Wegen bei der Burg Machatofel angelangt. Nur eine Wache war an der Brücke zurückgelassen worden. Geschickt schlüpfte die Schlange an ihr vorbei, rasch glitt sie zum Vogelgehege, das jetzt Löwes Käfig war.
    Sie zischte leise: »Sei ganz ruhig, laß es dir nicht anmerken, daß ich gekommen bin.« Löwe gähnte und streckte sich so auf den Leintüchern aus, als ob er schlafen wollte.
    Die Kobra wand sich außen an den Eisenstäben empor und bog ihr Schwanzende unten um einen Querstab des Türgitters. Kopf und Hals schlang sie oben über den Rand des Käfigs. Und dann versuchte sie unter Anspannung aller Muskeln, die Falltür emporzuheben, heraufzuziehen.

    Vergeblich. Nichts rührte sich. Das Gitter war zu schwer. Nach vielen verzweifelten, vergeblichen Anstrengungen mußte es die Kobra aufgeben. Entmutigt ließ sie sich auf die Steine fallen.
    Löwe betrachtete sie besorgt mit schiefgelegtem Kopf. Was würde nun wohl aus ihnen allen werden?
    »Ich muß unseren Freunden berichten, daß mein Plan mißglückt ist«, zischte die Kobra. »Hoffentlich gelang es wenigstens dem Flamingo, den Kondor zu unserem Verbündeten zu machen.«
    Die klirrenden Schritte des wachhabenden Blechbüchsensoldaten näherten sich. Er machte seine vorgeschriebene Runde im Hof. Rasch schlängelte sich die Kobra davon. Sie wollte die Burg über die Mauer verlassen.
    Aber schon auf dem Wehrgang verließen sie ihre Kräfte. Wie in Totenstarre ausgestreckt blieb sie dort liegen.
    Die Wache stocherte mit der Lanze in den Käfig und neckte Löwe: »Na, du famoses Gespenst, wo wirst du heute nacht spuken?«
    Löwe knurrte und zeigte die Zähne. Die Blechbüchse hielt es für besser, sich zurückzuziehen.

»Hinlegen! — Roll!! — Roll!!!«

    Mutig erwarteten die Freunde den andrängenden Feind, der jetzt mit Trommelschlag und Tamtam die Stadt Burugel verließ.
    Es war eine mächtige Heerschar. Die Blechbüchsen glänzten wie frischgeputzt in der Sonne. Helmbüsche wehten, ein Wald von Lanzen starrte in den Himmel. Wehe, wer sie zu spüren bekam!
    Der Korporal ließ unter dem Schloßberg zum Sammeln blasen.
    »Letzter Kriegsrat!« befahl Rao. Er und der Gibbon standen unter der Pinie am Fuß des Abhangs. Von hier aus wollten sie den Kampf verfolgen und den Berg erklettern, wenn der Sieg errungen war. »Korporal!« schnarrte der bärtige Bösewicht. »Es wird im Sturmschritt mit eingelegter Lanze hinauf gestürmt. Jeder Widerstand wird gebrochen, das Schloß wird besetzt, wer nicht gefallen ist, wird gefangen. Die Fahne mit meinem Wappen wird vorangetragen. Jeder hat heldenhaft zu kämpfen. Ist das Schloß eingenommen, laß die Trompete blasen. Dann folge ich mit dem Burgrat Gibbon.«
    »Und werde ich dann General?« fragte der Korporal.
    »So wahr ich König werde!« lachte Rao.
    Da ließ der Korporal die Trommeln so heftig rühren, daß die Kalbfelle fast platzten.
    »Ich werde beißen und um mich schlagen!« wieherte das Kamel. Es zeigte seine Zähne und sah wirklich bösartig und gefährlich aus. Aber wo sollte es hinbeißen, bei soviel Blech?
    Der Elefant riß einen Baum mit der Wurzel aus, den er wie eine mächtige Keule mit dem Rüssel schwenkte. Die Schildkröte Kolossalis flüsterte heiser: »Ich kann zwar mit nichts um mich hauen, aber ich lasse mich wie einen Felsbrocken hinunterkollern und versuche so viele Blechbüchsen wie möglich umzureißen.«
    Der Flamingo stolzierte aufgeregt herum und äugte entweder in die Höhe — ob der Kondor nicht endlich zu einem Entschluß gekommen sei — oder zur Burg. Aber auch von Löwe war nichts zu sehen.
    Der Sultan hatte ein türkisches Krummschwert in der Waffenkammer gefunden, das schwang er prüfend in beiden Händen, wie wenn er einen Wald damit fällen wollte. Auch Prinz Panja hatte sich mit Pfeil und Bogen bewaffnet, nur General Blech hielt sich noch verborgen, obwohl er von der Fußspitze bis zum Haarwirbel gepanzert war. Wollte er sein Wort brechen?
    Darüber nachdenken und nach ihm suchen konnte aber niemand. Denn jetzt setzte sich unten die Blechbüchsenarmee in Bewegung.
    Das Banner wehte. Dumpf dröhnten
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