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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe
Autoren: Max Kruse
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erhebe dich!« Und sie vernahmen es immer noch, als sie schon hoch über dem Ozean dahinsegelten und die kleine Stadt Irgendwo — Verzeihung: Neulöwenburg — nur noch winzig am Horizont zu sehen war.
    Lange flog der Rabe Ra neben ihnen her. Schließlich krähte er: »Es scheint sich nichts Aufregendes zu ereignen, ich kann euch unbesorgt ziehen lassen. Lebt wohl und kommt bald wieder!«
    Damit wendete er und flog zurück. Jetzt schwebten die drei wirklich allein. Und das war schade. Denn wenn Ra noch ein klein wenig weiter neben dem Teppich hergeflogen wäre, hätte er die Ankunft des Flamingos miterlebt, den sie zunächst für eine winzige rosarote Wolke am blauen Himmel gehalten hatten, und der jetzt aus großer Höhe pfeilschnell herabsegelte. Ra wären dann Dinge zu Ohren gekommen, die er bestimmt in Neulöwenburg berichtet hätte — und wer weiß, ob Kim und Pips dann nicht vergessen hätten, daß die Ferien zu Ende waren.

Prinz Panja

    »Welch schöner Gast!« rief der Sultan und klatschte sich erfreut auf den Oberschenkel, als der bezaubernde Vogel neben ihm auf dem fliegenden Teppich landete.
    Der Flamingo schien sehr erschöpft zu sein. Er schwankte ein wenig. Dann legte er seinen Hals auf eigentümlich verschlungene Weise vor die Brust, schaute den Sultan, Löwe und das Kamel mit seinen gelben Augen scharf an, öffnete seinen nach unten gebogenen Schnabel und stieß atemlos hervor: »Ihr seid es!«
    Löwe richtete sich interessiert auf, und das Kamel schien geschmeichelt zu lächeln, als es leise schnaubte: »Er kennt uns.«
    Aber der Sultan hieß sie schweigen.
    »Ihr müßt wissen«, sagte der Flamingo, indem er eines seiner langen Stelzbeine zusammenknickte und unter den Bauch zog, »daß sich Prinz Panja in großer Gefahr befindet und daß ich ausgeflogen bin, um euch zu suchen und um Hilfe zu bitten.«

    »Wer ist dieser Prinz Panja?« fragte der Sultan.
    »Ach«, antwortete der Flamingo, »ihr kennt Prinz Panja nicht? Nun, das wundert mich eigentlich nicht, denn wir leben in einem Land, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Es liegt im Schatten des mächtigen Berges Dadapoetel, umschlungen von den Armen der Ströme Nexapel und Gurguntua. Urwälder verbergen es vor allen Blicken. Es heißt Nekaragien, und seine Hauptstadt ist Burugel.«
    »Nie gehört«, brummte der Sultan. »Das ist wirklich merkwürdig. Und in was für einer Gefahr befindet sich euer Prinz Panja dieses Nekaragelburugelreiches?«
    »Mir ist nicht zum Scherzen zumute«, seufzte der Flamingo.
    »Verzeihung«, murmelte der Sultan.
    Der Flamingo wechselte das Standbein und fuhr fort: »Wir lieben Prinz Panja. Er ist ein göttergleicher Knabe, eben zwölf Jahre alt. Er kann nur Gutes denken und tun. Aber er hat keine Mutter mehr, und sein königlicher Vater ist vor kurzem auch gestorben. Nun lebt er allein auf Schloß Firifalo auf dem Hügel über der Stadt Burugel. Er zieht sich vor der Welt zurück und vergräbt sich in seiner Einsamkeit. Genau gegenüber liegt die Burg Machatofel seines Onkels Rao, eines grausamen und hartherzigen Mannes. Er ist Oberbefehlshaber der Armee. Wir meinen, daß er die Macht an sich reißen und Prinz Panja vernichten will. Er hat nämlich bisher den Treueid noch nicht abgelegt. Der Prinz glaubt uns aber nicht. Er zeigt kein Interesse an seinem Schicksal und an dem seiner Untertanen. Er wendet seine Gedanken ganz von dieser Erde ab. Deshalb breitet sich um ihn Unsicherheit aus. Niemand weiß, was werden soll. Lüge und Verrat gedeihen. Viele seiner Freunde verlassen ihn — aus Angst vor Rao. Vor kurzem erst verließ uns die Riesenschildkröte Kolossalis.«
    »Von einer Schildkröte kann man nichts Besseres erwarten«, schnaubte das Kamel empört.
    »Genauso schlimm wie Rao ist sein Burgrat, der gespenstische Affe Gibbon. Unheimlich und gefährlich. Die beiden residieren in der fast uneinnehmbaren Burg Machatofel und bereiten alles vor, den Prinzen zu überwältigen, wenn nicht noch etwas Schlimmeres. Dann wird eine schreckliche Zeit über Nekaragien hereinbrechen. Frieden und Freiheit werden unbekannte Begriffe sein. Nur die Liebe, die Prinz Panja von den Nekaragiern entgegengebracht wird, und nicht zuletzt unsere Treue haben bisher verhindert, daß Rao uns auf Schloß Firifalo überfallen hat.«
    »Wer ist >uns    »Die kluge Kobra, der weiße Elefant und ich« sagte der Flamingo. »Ach«, seufzte er, »was für schöne Zeiten haben wir früher erlebt. Jetzt aber streut Rao
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