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(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle
Autoren: Katja Krieglstein
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war, dass ich natürlich nicht alle wegwarf sondern die meisten in mich hineinstopfte und somit aus den Nähten ging. Ich glaube, es muss ungefähr nach der zwanzigsten Tüte gewesen sein, als ich die Dinger nicht mal mehr riechen konnte. Aber inzwischen – ich weiß nicht, ob es vielleicht an meinem verdrehten Magen lag, der mir aufs Hirn schlug – hatte ich mich bis über beide Ohren in diesen Gummibärchenfresser verknallt. Was für ein sensibler Mann! Dieser kindliche Süßigkeitenwahn weckte in mir den Mutterinstinkt, und ich konnte nicht anders, als ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ich sammelte ihm sogar seine geliebten roten Bärchen vorher raus und stellte immer eine volle Schale davon in sein Büro, so wie andere jeden Tag frische Blumen. Die Reste verteilte ich, meiner Figur zuliebe, an Kollegen und Nachbarskinder. Tja, so sah ich ihn jeden Tag mit großen dämlichen Kuhaugen an und nach, und wer weiß was noch alles! Und er, er schaute mich gar nicht mehr an! Nicht mal, als er mir zum Nikolaus eine Schachtel Pralinen auf den Tisch stellte. Ekel!!! Er war zwar ein Großkotz, aber ein studierter und vor allem ein so unheimlich gutaussehender!
    Es musste etwas passieren und zwar schnell, sonst wäre ich vermutlich verrückt geworden, aber wahrscheinlich war ich das schon längst. Ich saß abends zu Hause und erzählte meinem kleinen weißen Kater von dem schönen großen Mann, der nicht bei mir war, sondern bei irgendeiner Frau, die wahrscheinlich schön war, klug und wichtig fürs Geschäft. Dazu muss man sagen, dass Stefan sich immer sehr zuvorkommend um Damen kümmerte, die einen Auftrag für ihn haben könnten – wie weit er dabei ging, ließ sich erahnen!
    U ngefähr zwei Monate nachdem unser Chef die Zügel an seinen Sohn abgegeben hatte, hielt ich es nicht mehr aus. Ich schmiedete mit Ursula zusammen einen Plan, wie man die Aufmerksamkeit des Juniorchefs auf mich lenken könnte. Dabei holten wir ganz schön weit aus und verstrickten uns in etwas, was wir bald selber nicht mehr überschauen konnten.
     
     
     

Die Idee
     
    Ursula hatte einen sehr netten alten Bekannten, Siegfried Tolski, ein Schulfreund ihres Bruders; und dieser Siegfried wiederum hatte eine Schwester, mit der zusammen er eine Firma aufgebaut hatte. Diese Firma hieß: S&S Bio-Leckereien! Wie sollte es auch anders sein, die gute Schwester trug den schönen Namen Sieglinde.
    Sieglinde war in meinem Alter, Größe und Gewicht stimmten auch. Ich sollte nämlich ihre Rolle übernehmen.
    Siegfried hatte Ursula gegenüber einmal erwähnt, dass er die Verpackungen für die Müsliriegel und die Frühstücksflocken ändern wolle, aber bis jetzt noch keine Firma gefunden habe, die ihm für Kartons aus Recyclingpappe ein günstiges Angebot gemacht hätte.
    Sieglinde übrigens hatte kaum noch etwas mit der Firma zu tun, sie war vor einigen Jahren nach Kanada gezogen und hatte geheiratet. Allerdings, und das war gut für unseren Plan, hat te ihr Mann ihren Namen angenommen.
    Siegfried ü berließ das Angebote einholen also mir! Das heißt, mir in Gestalt seiner Schwester. Er hatte vorher einige Male mit seiner Schwester telefoniert, um ihre Erlaubnis einzuholen, und Sieglinde war von der ganzen Sache so angetan, dass sie uns sogar einen Ausweis von sich schickte damit das Ganze auch wirklich echt wirkte.
    Ich hatte also Sieglindes Ausweis und sollte als Sieglinde Tolski in die Firma Reinhardt und Sohn gehen und unserem Juniorchef ein supergünstiges Angebot aus den Rippen kitzeln. Deshalb hatte Siegfried sich überhaupt darauf eingelassen . Ursula hatte so lange auf ihn eingeredet, bis er davon überzeugt war, auf keine andere Art günstig an seine Kartons zu kommen, als durch Flirterei mit dem Chef. Und da er einsah, dass er selber Stefan Reinhardt keine schönen Augen machen konnte, durfte ich diese Aufgabe übernehmen.
    Ich, Sarah Wentland, bin also Sieglinde Tolski. Da Sieglinde mir ihren Ausweis geschickt hat, in dem selbstverständlich auch ein Foto von ihr prangte, musste ich mein Äußeres etwas verändern. Gut, das hätte ich ohnehin gemusst, ganz blind ist mein süßer Chef ja nun auch wieder nicht, aber so hatte ich eine konkrete Vorlage.
    Sieglinde war blond, ein ganz helles Wasserstoffblond, lang und offen trug sie die Haare. Die Frisur war kein Problem, ich war zwar nicht blond sondern brünett, aber meine Haare waren lang , und Färben ist keine aufwändige Sache. In der Firma trug ich die Haare grundsätzlich
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