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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally
Autoren: Margot Berger
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diesmal nicht der Grund, warum Rocky ausgeschlossen wurde. Herr Jensen zeigte auf seinen Kopf. »Du siehst doch selbst, wie zierlich er wirkt. Wie ein Vollblut. So sieht doch kein Räuberpferd aus.«
    Rocky begann sich mit dem linken Hinterhuf hinterm Ohr zu kratzen. Wahrscheinlich fand er das Kompliment angemessen, aber nicht den Zusatz, dass er als Räuberpferd nichts taugte. Der Traber setzte den Fuß wieder ab, legte seinen schwarzen Kopf auf Connys Schulter und schnaubte vorwurfsvoll.
    »Rocky sagt, dass er immer noch in der Lage ist, ein paar alberne Waffelbesitzer in die Flucht zu schlagen«, übersetzte Conny. »Vollblut hin, Vollblut her. Sie möchten sich doch bitte mal daran erinnern, wie Furcht erregend er aussieht, wenn er die Ohren zurücklegt und nach anderen Pferden schnappt.«
    Reitlehrer Jensen seufzte tief. Diese Conny. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte man sie kaum davon ab. »Meinetwegen«, brummte er. »Nun aber los.«
    Die erste halbe Stunde der Geländestrecke kannten alle Reiter im Schlaf. Schließlich ritten sie die Sandwege bei gutem Wetter oft. Diesmal bogen sie aber hinterm Birkenwald vom offiziellen Reitweg ab, um zum Erlen-moor zu gelangen.
    Paarweise trotteten die Pferde hintereinander her. Erst gelangweilt, dann aber hellwach, sobald sie den alten Trampelpfad verließen. Die ausgedehnten Äcker und Wiesen, gesäumt von Holunder und Heckenrosen, gingen in eine wellige Landschaft über. Die Vierbeiner kannten die Gegend nicht; aufmerksam drehten sie ihre Köpfe nach links und rechts. Mal blieb Sally fast stehen, als ein unbekannter Teich vor ihr auftauchte, dann sprang Rocky zur Seite, als ihm eine durchsichtige Libelle um die Nase schwirrte, jetzt tänzelte Cherie plötzlich hin und her. »Rechts ran und anhalten.« Herr Jensen, der auf Ankum saß, hatte sich umgedreht. »Auto von hinten.«
    »Sieht nicht wie ein Bauer aus«, bemerkte Jule mit verrenktem Hals. Sie stützte sich mit der linken Hand auf Sallys Rücken, um beim Umdrehen besseren Halt zu haben. »G-r-o-ß-w-e-r-b-e«, entzifferte sie mühselig auf dem Kleinbus, der durch die tiefen Schlaglöcher des Feldweges rumpelte.
    »Das sind sie!«, teilte sie den anderen aufgeregt mit. Der schwarze Wagen hoppelte näher und hielt neben Herrn Jensen an. Ein gebräuntes Gesicht mit modischer Sonnenbrille beugte sich aus dem Fenster und wedelte mit einer Landkarte. »Bär Feddersen«, stellte sich die Sonnenbrille vor. »Ich bin der Regisseur. Dahinten links müsste es sein, richtig?« Und dann noch: »Schöne Pferde.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, hüpfte der Wagen mit dem Filmteam an den Pferden vorbei.
    »Bär, Bär«, wiederholte Herr Jensen kopfschüttelnd. »Was ist denn das für ein Name?« Egal. Solange einer schöne Pferde auf den ersten Blick erkannte, konnte er seinetwegen ruhig Bär heißen. Genauso gut wie Karl-Heinz. Kai Jensen ritt mit Ankum wieder an und erreichte schon nach der nächsten Biegung den schwarzen Wagen der Großwerbe, der unter einer mächtigen Eiche geparkt war.
    Idealer konnte der Hintergrund für einen Überfall nicht aussehen! Am Ende der Äcker, ungefähr achthundert Meter entfernt, lag eine kreisrunde Senke, in der sich Wasser gesammelt hatte. Aus dem Tümpel, etwa so groß wie die Reithalle, streckten Erlenbäume ihre schwarzen Zweige in den Abendhimmel. Ein niedriger Wall mit Büschen und abgestorbenen Birken umgab den Teich an einigen Stellen. Dahinter ahnte man die tief stehende Frühlingssonne. Einzelne Strahlen fanden den Weg durch die Astgabeln der Erlen und tauchten die Teichlandschaft in ein kupferrotes Licht. Gespenstisch. »Unheimlich, nicht?« Conny schüttelte sich und sprang aus Rockys Sattel. Die meisten anderen Reiter standen schon neben ihren Pferden und lockerten den Bauchgurt, damit die Pferde ohne Satteldruck fressen konnten. Zwei junge Männer mit Pferdeschwanz, bewaffnet mit Belichtungsmessern, kamen bereits von einer Erkundungstour zurück und gingen neugierig auf die Pferdegruppe zu.
    »Lampe«, stellte sich der mit den blonden Haarsträhnen vor und grinste breit. »Ich bin der Beleuchter.«
    »Linse«, sagte der Dackelbraune und grinste ebenfalls gewinnend. »Kameramann.«
    »Heißen Sie wirklich so?«, wollte Jule erstaunt wissen, während Sally sofort neugierig den Belichtungsmesser beschnüffelte.
    »Quatsch«, sagte Linse und brachte sein teures Instrument vor Sallys Nüstern in Sicherheit, »wir nennen uns nur so. Das können sich die Kunden
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