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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally
Autoren: Margot Berger
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1.« »Kamera ab.«
    Sally galoppierte, als ob sie allen zeigen wollte, dass sie nur mit Jule im Sattel springen mochte. Wie eine Einheit flogen die beiden über das Hindernis. Jules Haare wehten unter der grünen Falknerkappe, angestrahlt von Lampes Scheinwerfern. Sanft setzte Sally auf der anderen Seite auf.
    Applaus brandete auf. Bär Feddersen ließ sich aufatmend auf seinen Regiestuhl fallen. »Dass dieser Film jemals fertig werden würde«, sagte er und strahlte hinter seiner dunklen Brille, »damit habe ich schon nicht mehr gerechnet.« Er überlegte einen Moment. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns heute Abend auf dem Reiterhof treffen und das Video angucken?«
    In das zustimmende Indianergeheul rief er noch: »Aber natürlich ungeschnitten. Mit sämtlichen Aufnahmen, auch mit den schlechten.«
    »Egal«, jubelten die Gerlach-Zwillinge, die sich bisher zurückgehalten hatten. »Wir kennen ja noch gar nichts«, ergänzte Imke Zavelstein vorwurfsvoll.
    »Aber keine kranken Scherze«, warnte Conny und zog sich das Jutekostüm über den Kopf.
    So hatte es noch nie auf dem Heuboden des Reiterhofs Birkenhain ausgesehen. Die Mitte war frei geräumt. Wie ein Hufeisen umrahmten Heu- und Strohballen ein Tischchen mit Fernseher. Es duftete nach Heu und über-backenem Käse.
    Die Mitspieler aus dem Stall und das Filmteam hockten Seite an Seite auf den Ballen. Alle aßen Pizzas. Blaumann, der Stallkater, strich Linse und Lampe maunzend um die Beine, um ein Stück Thunfischpizza zu ergattern. Der Kater stand sonst im Mittelpunkt. Aber heute musste er sich die Aufmerksamkeit mit Jule teilen. Natürlich war ihr Sprung Gesprächsthema Nummer eins.
    »Video läuft«, verkündete Bär Feddersen feierlich und schob die Kassette ein.
    Ein vielstimmiges »Aaah« begleitete die ersten Bilder. Es fing gleich lustig an - mit Kalles Attacke. Das Fjordpferd trabte entschlossen zum Regiezelt. Kalles Angriff war zwar nicht mehr im Bild - aber jeder erinnerte sich genau daran, wie er dem Regisseur den Kopf vors Schienbein gerammt hatte. In das allgemeine Gelächter mischte sich Bär Feddersens Seufzer: »Das Bein ist immer noch blau.«
    Szene 7, Klappe 3. Sally galoppiert mit Robin Hood auf den Lottbach zu. Alle hielten den Atem an, denn jeder wusste, was nun folgte: Robin Hood fliegt im hohen Bogen ins Wasser. »Oha«, sagte Herr Jensen, »das sieht ja jetzt viel gefährlicher aus als am Mittwoch.«
    Szene 10, Klappe 5. Ein blauer Schatten fegt durchs Bild. Blaumann, der hinter einer Waffelfolie herjagt. Dann Luisas schönster Versprecher: »Fliederbeer-schuss...«
    Luisa fand das nicht so komisch wie die anderen. Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und hielt sich die Ohren zu, bis endlich die nächsten Bilder erschienen.
    Zum Schluss die Aufnahmen vom Morgen - Jules Auftritt mit Sally. In Großaufnahme fliegen die beiden über das Hindernis.
    »Olympiareif.« - »Irre!« Sogar die Gerlach-Zwillinge klatschten spontan. Bär Feddersens tiefer Bass übertönte den Beifall. »Respekt, Respekt, Jule! Das war super. Daran ist nicht zu rütteln.«
    Jule machte sich ganz klein. Unangenehm, hier auf dem Heuboden plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. »Bedanken Sie sich bei Sally«, sagte sie mit roten Ohren.
    Sally, die Hauptperson, bekam von alledem nichts mit. Die Holsteiner Stute stand zufrieden in ihrer Box unter dem Heuboden und verputzte genüsslich ein paar große Möhren. Endlich herrschte Ruhe im Stall. Ihr Pferdeleben nahm wieder seinen gewohnten Lauf. Wie jeden Abend würde Jule nachher mit ihr zum Grasen gehen - und das war besser als alle Filme der Welt! Daran war nicht zu rütteln ...
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