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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally
Autoren: Margot Berger
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Luisa tippte auf ein paar Namen, »die gehen doch auf Klassenreise. Die sind dann sowieso zehn Tage weg.«
    »Und die Damenreitgruppe will ans Meer fahren«, fiel Bastian ein. »Habe ich von der Vogel gehört.«
    »Stimmt, der übliche Maiausflug.« Kai Jensen erinnerte sich auch wieder. »Na, dann fällt ja gar nicht so viel aus.« Geräuschvoll klappte er die Kladde zu. »Eine Bedingung habe ich noch. Montagnachmittag werden eure Dressurstunden in der Halle gestrichen. Dafür ...«
    »Oh, wie blöd.« - »Warum denn schon Montag?« Empörte Zwischenrufe prasselten auf Herrn Jensen herunter und schnitten ihm das Wort ab. »Montag werden die Pferde doch noch gar nicht gebraucht!« - »Wo doch endlich die Halle fertig ist!«
    »Nun lasst mich doch zu Ende sprechen.« Kai Jensen schmunzelte über seine aufgebrachten Mädchen. » . . . dafür machen wir einen Ausritt zum Drehort. Um 17 Uhr ist Treffpunkt am Erlenmoor. Mit der ganzen Filmmannschaft.«

2. Kapitel
    Gespenstische Szene

    Ausgerechnet am Montag schrieben Conny und Jule eine Klassenarbeit in Mathematik. Wie sollte man bloß Winkel berechnen, wenn sich ständig das Bild von wilden Räubern auf Schulpferden vor das Geodreieck schob?
    Überhaupt fiel dieser Werbefilm in die denkbar ungünstigste Zeit, schulmäßig. Es war Mai und das Schuljahr ging bald zu Ende. Das Wort Zeugnis tauchte verstärkt auf. Ungemütliche Wochen lagen vor einem. Selbst anständige Eltern verwandelten sich um diese Zeit nach Ansicht ihrer Kinder in gnadenlose Sklaventreiber. Eine schlechte Mathearbeit hieß vermutlich Stallverbot und Lernen. Jedenfalls bei Jule Ahrend. Conny Clasen, die in ihre Parallelklasse auf dem Gymnasium ging, konnte vielleicht auf Verständnis hoffen. Ihr Vater war selbst Lehrer an der Gesamtschule, Deutsch und Bio. Ulli Clasen drückte eher ein Auge zu als Jules Vater, ein spröder Bankangestellter.
    Nachsicht war an diesem Montag wirklich nötig, denn Conny verschwendete keinen Gedanken mehr an Winkel und Grundlinien, sobald sie ihr gemütliches Backsteinhaus betreten hatte. Gezielt pfefferte sie die Schultasche in eine Flurecke und griff sich den Stallrucksack. »Keine Schularbeiten?« Stimrunzelnd beobachtete Ulli Clasen seine Tochter, die eilig eine Banane in den Mund stopfte, während sie mit der freien Hand trockenes Pferdebrot in den Rucksack schob.
    Conny winkte ab. »Später, Vati! Heute reiten wir doch zum Erlenmoor.« Natürlich hatte sie zu Haus haarklein von den bevorstehenden Ereignissen berichtet. Dass sie heute überhaupt nicht mehr zu Schularbeiten kommen würde, konnte Conny in diesem Moment noch nicht ahnen.
    »Dass die dort eine Drehgenehmigung gekriegt haben«, wunderte sich der Biolehrer, »da fängt doch fast das Naturschutzgebiet an.« Ulli Clasen arbeitete in seiner Freizeit in der Großmoorstedter Umweltgruppe und kannte sich aus mit Schutzgebieten.
    »So weit draußen ist das längst nicht«, beruhigte Conny ihn, »der Drehort liegt ein ganzes Stück vor Kleinmoor-stedt.« Die Bananenschale flog in den Biomülleimer. »Ich muss los! Hörst du? Unser Klingelzeichen!«
    Schon war Conny aus der Tür. Draußen lieferten sich Jule, Luisa und Bastian mit ihren Fahrradglocken eine Klingelschlacht. Dreimal lang, zweimal kurz, zweimal lang. Für Eingeweihte hörte sich das an wie »Vor-der-f uß-wu r-zel-ge-lenk«.
    »Nun aber los«, lachte Conny, ein Satz, den Herr Jensen bei jeder Gelegenheit sagte, und sauste mit den anderen den kurzen Weg zum Stall hinunter.
    »Wir nehmen die gebuchten Pferde mit«, ordnete Herr Jensen an, »dann können die sich gleich an die Landschaft gewöhnen. Also« - er hakte die Namen auf seiner Liste ab -»die beiden Friesen, dann Sally, King Louis, Kalle und Ole. Luisa, versuch's mal mit dem Ole, der ist ja brav.«
    Kai Jensens Zeigefinger glitt weiter über seine Aufstellung. »Außerdem sollen Cherie und Lotta mit.« Ohne aufzusehen, sagte er: »Conny, mach du dir mal die Lotta fertig.«
    »Lotta?« Conny jaulte auf wie Buddy, der Hund des Schmieds, wenn man ihm auf die Pfoten trat. Die behäbige Mutterstute sollte sie nehmen, die meistens für Anfänger eingesetzt wurde? Sicher, Lotta war auch süß, aber ihr Lieblingspferd hieß nun mal Rocky. Mit hängenden Mundwinkeln ließ Conny Striegel und Kardätsche sinken, mit denen sie gerade den schwarzen Traber bearbeitete. »Warum denn nicht Rocky?«
    »Der Traber! Das fehlte noch, dass dieses nervöse Hemd dabei ist.« Aber sein unberechenbares Temperament war
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