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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally
Autoren: Margot Berger
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einfach besser merken.« »Und der Regisseur? Bär???«
    Lampe guckte nach hinten, um sicher zu sein, dass Bär Feddersen nicht zuhörte. »Bernfried heißt er richtig.« Er schirmte seinen Mund mit der Hand ab. »Aber das findet er zu spießig.«
    »Und wer sind Sie?«, fragte Conny den Mann um die fünfunddreißig, der jetzt näher kam. Unentwegt zupfte er an seinem langen Schnurrbart, der lustlos herunterhing und ihm das Aussehen eines gereizten Walrosses gab. »Winkelmann, Tontechniker.«
    »Genannt Winkel?«, fragte Jule und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Oder Mikro, von Mikrofon?« »Vielleicht auch Walross«, wisperte Conny, die das Gleiche gedacht hatte wie ihre Freundin.
    »Meine Name ist Herr Winkelmann«, antwortete der Tonmeister steif. Er mochte Kinder nicht besonders. Schon gar nicht so kesse wie Jule und Conny.
    »Jule, reite mal mit Sally hinüber zur Senke.« Kai Jensen, der sich mit Bär Feddersen über den Werbespot unterhalten hatte, zeigte auf den Tümpel. »Robin Hood soll über den Wall in den Teich springen und durchs Wasser galoppieren. Guck doch mal, ob das überhaupt geht. Ich habe da so meine Zweifel.«
    Sally sollte später mit dem Robin-Hood-Darsteller an dieser Stelle springen. Die Holsteiner Stute war nun mal das sicherste Springpferd auf dem Reiterhof Birkenhain, daran gab es nichts zu rütteln.
    Jule trabte im leichten Sitz los. Geschmeidig passten sich ihre Bewegungen dem leichtfüßigen Trab von Sally an.
    Für den kurzen Weg hatte Jule ihre Kappe nicht wieder aufgesetzt und ihr offenes Haar glühte in der Sonne wie Holzscheite im Lagerfeuer.
    »Das Mädchen ist ja der Wahnsinn«, sagte Bär Fedder-sen bewundernd. »Zu ärgerlich, dass ich schon einen Robin Hood gebucht habe.«
    Kai Jensen machte eine abwehrende Handbewegung. »Jule dürfte nie und nimmer in Ihrem Film reiten«, sagte er. »Sie ist erst zwölf und ihre Eltern sind sehr streng.« Als Jule sich dem Teich näherte, zerriss ein schmetternder, trompetenartiger Vogelruf die Stille, der gleich darauf von einem Vogelpartner genauso durchdringend beantwortet wurde.
    »Kraniche«, sagte Herr Winkelmann und zwirbelte erstaunt seine Schnurrbartenden. »Wusste gar nicht, dass es hier oben welche gibt.«
    Kraniche!
    Conny Clasen riss wie elektrisiert den Kopf hoch. Rocky, der neben ihr Grashalme abzupfte, stieß nach Connys hastiger Bewegung ein röchelndes Schreckschnauben aus. »Alles in Ordnung.« Beruhigend klopfte das Mädchen seinem Traber den Hals. Nein, nichts war in Ordnung. Wenn im Teich ein Kranichpaar brütete, durfte hier kein Film gedreht werden. Kraniche standen unter Artenschutz, so viel wusste sie von ihrem Vater. »Sind Sie sicher, dass das Kraniche waren?«, bohrte sie nach. Hier in Schleswig-Holstein waren die Vögel vom Aussterben bedroht.
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, knurrte Herr Winkelmann beleidigt. Bei Geräuschen machte ihm keiner etwas vor. Als Tonmeister kannte er sich aus, auch mit Vogelstimmen. Misstrauisch verfolgte er, wie Conny nach seiner Antwort eilig zu Herrn Jensen hinüberging und sich von ihm ein Handy geben ließ.
    Connys Gedanken schlugen Purzelbäume. Sie hatte gerade im Schutz des schwarzen Busses ihren Vater angerufen und von den Kranichrufen berichtet. Ulli Clasen wollte sofort mit Jens Witt sprechen, dem Leiter des Vogelbundes. Wenn es Kraniche am Erlenmoor gab, musste der das wissen. Connys Vater meinte aber, dass nur weiter nördlich fünf Kranichpaare brüteten, bei Kleinmoorstedt.
    Sie hielt das Handy fest umklammert. Endlich klingelte es. »Ja, Vati? Irre! Kommst du? Ja, stimmt, mit dem Mountainbike geht es schneller.«
    Conny holte tief Luft und schlenderte zu den friedlich grasenden Pferden hinüber. Herr Jensen war mit der Filmmannschaft ins Gespräch vertieft. Die Sonne stand jetzt so niedrig, dass sie die Köpfe in geheimnisvolles Licht hüllte. Eine feierliche Stille lag über der Landschaft. Plötzlich kam Conny sich wie ein Spielverderber vor. Dieser Drehort war wirklich klasse. Und sie verdarb alles mit ihren Kranichen. Aber konnten vielleicht die Vögel ihr Nest einpacken und woanders weiterbrüten? Eben nicht. Ja, sie musste eingreifen.
    ».. . und dann stürzen sich die Reiter am Teich auf die
    Postkutsche . . .« Bär Feddersen beschrieb mit erhobenen Händen die Szene in der Luft und schloss entspannt seine Augen. »Robin Hood galoppiert...«
    »Sie können hier nicht drehen«, sagte Conny. Widerstrebend öffnete der Regisseur ein Auge und fuhr
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