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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens
Autoren: Michael Lutz
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Lauf und gab
sich geschlagen.
    Ein anderer, von dem man es nicht erwartet hätte, wollte nicht so
schnell klein beigeben. Der Referent des Innenministers war es gewohnt, im
Schatten zu stehen und es möglichst jedermann recht zu machen. Doch
ausgerechnet in diesem Moment entwickelte er ein Eigenleben. Plötzlich sprang
er auf und rannte zur Tür. Nicht etwa, dass er Hilfe holen wollte - obwohl ihm
das wohl auch noch eingefallen wäre. Ihm ging es zunächst nur darum, sein
eigenes Leben in Sicherheit zu bringen.
    Aber er hatte nicht mit Lisa gerechnet.
    Mit einem optimal aufgesetzten Fauststoß zum Solarplexus setzte
sie den jungen Mann schachmatt, als er eben an ihr vorbeieilen wollte. Dem
unsportlichen Assistenten des Bundesinnenministers kam es vor, als sei ihm in
einem einzigen Augenblick alle Luft aus dem Körper gepresst worden - er klappte
zusammen wie ein Bügelbrett. Gnädig fing Lisa ihn auf und bugsierte seinen
steifen, unbeholfenen Körper zurück auf seinen Platz.
    Dann zog sie ihren Dienstausweis und reichte ihn dem Innenminister,
der ihn vorsichtig entgegennahm, ohne den Blick von ihr zu wenden:
    »Mein Name ist Lisa-Marie Delius. Mein Partner dort drüben heißt
Michael Gromek. Wir sind Angehörige der Sektion-4 und müssen Sie
in einer dringenden und streng vertraulichen Angelegenheit sprechen, die keinen
Aufschub mehr duldet. Es geht um Leben und Tod. Daher diese ungewöhnliche
Kontaktaufnahme, für die wir uns in aller Form bei Ihnen und Ihren Gästen
entschuldigen möchten.«
    Gromek nickte ihr anerkennend zu.
    Entgeistert und völlig perplex starrten der Minister und seine Gäste
erst Lisa, dann ihren Ausweis und zuletzt Gromek an, bevor ihre Blicke zu der
fremden Frau zurückkehrten. Nur zu gern hörten sie, dass keinem von ihnen etwas
zustoßen sollte. Allein, glauben wollten die Männer es bis dahin noch nicht.
    »Sie sind also keine Terroristen?« fragte Hubertus Steinhammer, um
eine neutrale Tonlage bemüht. Lisa schüttelte den Kopf. »Ja, aber wieso dann
dieser Überfall?!«
    Während Gromek die beiden Leibwächter, von denen er genau wusste, dass
sie nach wie vor auf ihre Chance hofften, unter Kontrolle hielt, führte Lisa
den Minister etwas abseits zu einem großen offenen Kamin.
    »Herr Innenminister, mein Partner und ich haben nicht viel Zeit.
In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse überschlagen. Es war uns
nicht möglich, mit ihrem Büro Kontakt aufzunehmen - genauer gesagt, es wäre für
meinen Partner und mich zu gefährlich gewesen.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Das werde ich Ihnen gleich erklären, Herr Minister. Zunächst das
Allerwichtigste: Ist Ihnen bekannt, dass die Ihnen unterstellte Sektion-4 über ein eigenes Assassinen-Programm verfügt?«
    »Was sagen Sie!? Ein Assassinen- ...!?« Dr. Hubertus Steinhammer
traute seinen Ohren nicht. Gleichzeitig aber, und das war für ihn das eigentlich
Beunruhigende, sah er keinen Anlass, an Lisas Worten zu zweifeln. Sie
formulierte klar und präzise und machte alles andere als einen verwirrten oder
fanatischen Eindruck auf ihn.
    »Die Führung von Sektion-4 «, fuhr Lisa unbeirrt fort,
»hat anscheinend beschlossen, diese spezielle Abteilung, von der Ihnen mein
Partner sagen kann, wie lange sie schon existiert, aufzulösen - indem sie ihre
Agenten anweist, sich gegenseitig zu liquidieren.«
    »Aber mein liebes Fräulein«, versuchte Innenminister Steinhammer
zu protestieren. »Diese Führung der Sektion-4 - ich kenne Herrmann
von Eckersdorff seit 35 Jahren. Was Sie mir da erzählen, ist doch völlig
ausgeschlossen. Da ginge es ja um ... um beamtete Mörder - so etwas gibt es
doch überhaupt nicht!«
    Lisa schwieg, was den Innenminister zu irritieren schien.
    »Haben Sie denn Beweise für diese ungeheuerliche Behauptung?«
    Nervös sah Lisa zur Tür, dann zu Gromek, ehe sie sich wieder dem
Minister zuwandte.
    »Mein Partner und ich sind der Beweis. Wir sind, soweit wir wissen,
die letzten, die noch übrig sind. Ihr vor kurzem ermordeter Referent Stephan Freiherr
von Hohenfels-Selm war ebenfalls ein Sektion-4 -Agent. Genau wie
der Mann, von dem er beseitigt worden ist. Das war der Beginn der Aufräumaktion,
in die Wege geleitet von Direktor von Eckersdorff und Abteilungsdirektor Kilar.
Warum ihnen das gerade jetzt eingefallen ist, haben wir bisher nicht in
Erfahrung bringen können«, schloss sie bitter.
    Innenminister Steinhammer schluckte hörbar. Sollte sich die
Darstellung der zwei Sektion-4 -Beamten als richtig
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