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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn
Autoren: Karl Bleibtreu
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Genius Deutschlands beten zu seinen Göttern, wie beim Morgengrauen jener ersten Entscheidungsschlacht der germanischen Race:
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    »Schon sprengt Wuotan mit dem Rabenpaar, auf seinem Sleipnir, dem achthufig bunten, den Siegesspeer des Morgensterns hochschwingend, hin über seines Regenbogens Brücke. Es stieben seines Rosses goldige Hufen und goldige Funken sprühen an den Himmel. Schon streut auch Freya auf des Gatten Grab die Rosen hin und zarte Götterthränen benetzen ihrer Trauer holde Zeichen. Denn sieh, dort glüht es schon am Wolkenrande wie einer Jungfrau wechselndes Erröthen, und Morgenthau glänzt Erd und Himmel an.
    Du großer Geist, der auf des Sturmes Mantel durch greise Eichen fährt! Du, der da lispelt im reifen Korn, das deine Tritte segnen, fahr jetzt hernieder im Gewittergrollen! Mit deiner Blitze rothem Flammenschwert schmettre der Feinde stolzen Helmbusch nieder! Stoß in dein Horn, dein Donnerhorn, o Herr, daß der Legionen frechen Tubaruf die Furcht erstickt! Dann spende milden Regen, daß die zertretnen Früchte freien Wirkens aufs neu entsprießen deinem Segensthau!
    Schon stampft auch meines Rosses Huf, o Herr, auf des Geschickes schwanker Himmelsbrücke. Beseel' mich deines Sleipnir Festigkeit, daß ich hinüberfliege unversehrt und hinter mir der Erzfeind niedertaumelt, der listig nachsetzt Deutschlands freiem Roß.
    Hier steh ich, Wodan. Schon zu meinen Füßen schlummert der Drache, dem mein Zauberlied die wachen Sinne schlafbedürftig machte. Nun, Drache Rom, weckt dich das Gjallarhorn, Verderben dröhnend von Walhalla nieder.
    An jenem Tempel, den ich bauen will auf aller deutschen Stämme Säulen hier, durch Opferblut gekittet Stein an Stein, mag ich als Grundstein selber fallend dienen. Mag ich, vergessen bald und unbeweint, des Meisters Hammer einem Andern reichen und der dem Nächsten – was bekümmert's mich? Nie schnallt die Gattin mir den Panzer ab, mein Bett soll sein von mir befreite Erde, und Undank meines Lebens Pfühl. Doch nimmer wird Hermann sterben, ewig lebt er fort in deutschem Blut für alle Folgezeit, und schwebt siegkündend um die deutschen Banner.
    O Weser, du des Varus Styx heut Nacht! Durchs grüne Rohr wie eine Sense blitzend, wenn sie geschwungen niederfährt! O Erde, nie fürder sollen fremder Rosse Hufen dein Grünen niederstampfen!
    Und o Himmel, gerüstet stehe ich vor deinem Auge? und hebe meine Rechte auf zu dir: Ich will befreien Donar, schlage uns der Lanzen Eisenspitze scharf dein Hammer!
    Ha, was vernimmt mein Ohr? Schon nahen sie! Schon lenkt Freya den goldborstigen Eber, golden strahlt die Sonne, ihr Brustgeschmeide. Schon schirrt Donar an die flammenden Böcke, um die Lenden den Stärkegürtel schnürt er, Krafthandschuhe wappnen seine Fäuste. Lodernd rollt sein Auge, die Zähne knirschen, laut laut bläset sein gewaltiger Odem, daß Blitzfunken stieben vom brennenden Barte. Der Mondweg dröhnt, aufheulen die Klüfte der Hela, der Hammer fliegt, die wälschen Adler fallen! Har! Sie fallen!«
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    Er blickte gen Himmel, erhobenen Hauptes und mit leuchtenden Augen.
    Noch lag eine Zukunft vor ihm : die That. Mannesthat in welterschütterndem Kampfe.
    Unser Wissen ist Stückwerk und und unser Weissagen ist Stückwerk.
    Haltet euch bereit, denn die Zeiten nahen. In Bereitschaft sein ist Alles.
     
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