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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John
Autoren: Der Anw
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werden, und hier in der Stadt
haben wir ausgezeichnete Kontakte. Allerdings haben wir nicht die Absicht,
strafrechtlich gegen Mr McAvoy vorzugehen." Die Betonung lag auf
strafrechtlich. "Das könnte mehr schaden als nutzen. Wir wollen nicht,
dass sich unsere Mandanten Sorgen wegen der Geheimhaltung machen, und die
Presse würde sich auf diese kleine Episode stürzen."
     
Wilson Rush funkelte Kyle wütend an, während Peckham mit seinem Notizblock
spielte. Er war nur anwesend, weil er Kyles direkter Vorgesetzter war und weil
die Kanzlei Leute brauchte, eine finstere Demonstration der Stärke in diesem
unglückseligen Augenblick. Kyle beobachtete Peckham, ignorierte Rush und fragte
sich, wie viele von den sechs Partnern auf der anderen Seite des Tisches Trylon
das doppelte Stundenhonorar in Rechnung stellten, weil sie an einem Sonntag
hatten erscheinen müssen.
     
Abrechnungen, Abrechnungen und noch mehr Abrechnungen. Hoffentlich bekam er nie
wieder einen Abrechnungsbogen zu Gesicht, musste nie wieder Stunden in Zehntel
teilen, am Monatsende seine Stunden zusammenzählen und hie und da ein wenig
aufrunden, wenn ihm ein paar zu zweihundert fehlten.
    "In
ethischer Hinsicht handelt es sich jedoch um einen schweren Vertrauensbruch
gegenüber einer Mandantin", fuhr Meezer fort. "Eigentlich müsste der
Disziplinarausschuss des Bundesstaates informiert werden."
      
Er legte eine Pause ein, damit die Gegenseite reagieren konnte.
    "Ich
dachte, Sie wollten Aufsehen vermeiden", erwiderte Roy Benedict.
"Solche Verfahren sind prinzipiell geheim, aber es gibt immer wieder
Lecks. Falls Mr McAvoy abgemahnt wird oder seine Zulassung verliert, wird das
öffentlich bekannt. Ein Mitarbeiter von Scully & Pershing verliert seine
Zulassung als Anwalt, weil er sich vertrauliche Akten angeeignet hat. Wollen
Sie das im New York Lawyer lesen?"
     
Mindestens vier der sechs Partner schüttelten bedächtig den Kopf, und Kyle
wurde allmählich klar, dass sie ebenso nervös waren wie er. Ihr guter Ruf stand
auf dem Spiel. Eine wichtige Mandantin würde ihnen möglicherweise das Mandat
entziehen. Andere mochten folgen. Scullys Konkurrenten würden sich mit
Vergnügen überall in der Wall Street über die Sicherheitslücke auslassen.
     "Haben
Sie vor, in New York zu bleiben, Mr McAvoy?", fragte Meezer.
     "Nein,
das kann ich nicht", erwiderte Kyle auf Benedicts Nicken.
    "Nun
gut. Wenn Sie sich verpflichten, auf jegliche Anwaltstätigkeit im Staat New
York zu verzichten, werden wir über die Ethikverstöße hinwegsehen."
     "Einverstanden",
sagte Kyle vielleicht ein wenig zu schnell, weil er es gar nicht erwarten
konnte, die Stadt zu verlassen.
     
Meezer blätterte in seinen Notizen, als wäre noch ein Dutzend schwierige Fragen
zu klären, aber im Grunde war die Besprechung zu Ende. Die Zusammenkunft war
wichtig, damit die Kanzlei Kyle offiziell entlassen, ein wenig auf ihm herumhacken
und sich seine Entschuldigung anhören konnte, bevor sich beide Seiten
erleichtert voneinander verabschiedeten. "Wo ist diese blaue Box?",
wollte Wilson Rush wissen.
    "Sie
ist unter Verschluss in meinem Büro", erwiderte Roy Benedict.
    "Und
sie enthält nur Akten der Kategorie A?"
    "Richtig",
bestätigte Benedict.
    "Ich
möchte, dass sich unsere Sicherheitsleute diese Box ansehen."
    "Jederzeit."
    Aber
wir wären gern dabei", warf Delano ein. "Falls dieser Wright jemals
gefasst wird, ist die Box unser wichtigstes Beweis mittel. "
     Irgendwelche
Fortschritte bei der Suche?", fragte Meezer, was wohl nicht im Drehbuch
stand.
     
Delano, der natürlich nicht sagen konnte, dass es keinerlei Fortschritte gab,
entschied sich für die Standardantwort. "Wir gehen allen Hinweisen nach
und sind nach wie vor zuversichtlich."
    Also
nein.
     
Auf der Seite der Kanzlei wurde erneut in Papieren geblättert, und die Partner
rutschten unbehaglich hin und her. "Mr McAvoy, in Ihrer Schilderung
sprechen Sie weitere Sicherheitsprobleme bei Scully & Pershing an. Könnten
Sie uns das erläutern?"
     
Roy Benedict nickte, und Kyle begann. "Ja, aber zunächst einmal möchte ich
mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für
meine Beweggründe, aber es war trotzdem falsch. Dafür möchte ich mich
entschuldigen. Was die Sicherheitsprobleme angeht, so habe ich mich während
meiner Zeit in New York zehnmal mit diesen Gangstern getroffen. Das erste
Treffen fand im Februar statt, das zehnte letzten Dienstagabend. Ich habe jede Besprechung
ausführlich dokumentiert
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