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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John
Autoren: Der Anw
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Dale ein. Sie war von zwei Agenten zum Hotel
gefahren und durch einen Lieferanteneingang ins Haus geschmuggelt worden. Als
sie allein waren, fing Kyle mit der vorgetäuschten Grippe an und holte dann
weiter aus. Es war eine lange Geschichte, und sie lauschte ebenso ungläubig,
wie es Roy Benedict und John McAvoy getan hatten. Sie ließen sich auf
Staatskosten Hummer und einen feinen weißen Burgunder aufs Zimmer bringen und
redeten beim Essen weiter. Er würde die Kanzlei verlassen, hatte aber noch kein
klares Ziel. Sie plante ebenfalls den Absprung, hatte sich jedoch bereits einen
netten Posten bei einer Kanzlei in der Innenstadt von Providence gesichert. Er
wollte über ihre Zukunft reden, und sie war fest entschlossen, mit seiner
Vergangenheit abzuschließen. Sie fand die Sache faszinierend, unglaublich und
beängstigend.
     "Warum
hast du mir nie was erzählt?", fragte sie immer wieder.
     "Ich
habe keinem was gesagt." Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
     
Sie redeten bis weit nach Mitternacht. Es war mehr ein Gespräch unter guten
Freunden als der Austausch eines Liebespaares, selbst wenn ihre Beziehung eher
locker gewesen war. Sie verabschiedeten sich mit einem langen Kuss und dem
ernsthaften Versprechen, sich in ein paar Wochen zu treffen, sobald Kyle
verschiedene Punkte geklärt hatte.
      
Um ein Uhr morgens rief er unten an und teilte seinen Bewachern mit, dass er
schlafen gehe.
    Am
Sonntag um zwölf Uhr mittags betrat Kyle McAvoy zum letzten Mal die opulenten
Büroräume von Scully & Pershing. Begleitet wurde er von den Herren Roy
Benedict, Mario Delano vom FBI und Drew Wingate vom Justizministerium. Sie
wurden in ein Besprechungszimmer im vierunddreißigsten Stock geführt - noch ein
Raum, den Kyle nie zu Gesicht bekommen hatte. Dort wurden sie von einem halben
Dutzend Partner der Kanzlei empfangen, die allesamt sehr düster dreinblickten.
Steif stellte sich jeder vor. Lediglich Doug Peckham zeigte Kyle gegenüber
einen Anflug von Herzlichkeit, und auch das dauerte nur einen Augenblick. Sie
ließen sich auf entgegengesetzten Seiten des Tisches nieder wie feindliche
Heere, die auf dem Schlachtfeld in Stellung gehen. Kyles Partei gegenüber saßen
Howard Meezer, der geschäftsführende Partner, Peckham, Wilson Rush, der
besonders aufgebracht wirkte, Abraham Kintz, ein legendärer Jurist im
Ruhestand, sowie zwei jüngere Partner aus dem Geschäftsführungsausschuss, denen
Kyle noch nie begegnet war.
      
Spät am Samstagabend hatte Roy Benedict ihnen eine fünfundzwanzigseitige
ausführliche Zusammenfassung von Kyles großem Abenteuer geschickt, und es
konnte keinen Zweifel daran geben, dass alle sechs Partner jedes Wort gelesen
hatten - und nicht nur einmal. An die Schilderung hatte er Kyles Kündigung
angehängt.
     
Meezer begann mit einem liebenswürdigen "Mr McAvoy, Ihre Kündigung wurde
einstimmig angenommen".
     
Nicht nur angenommen, sondern einstimmig angenommen. Kyle nickte wortlos.
     "Wir
haben die von Ihrem Anwalt verfasste Zusammenfassung gelesen", fuhr Meezer
bedächtig und methodisch fort. "Eine faszinierende, beunruhigende
Geschichte, die eine Reihe von Fragen aufwirft. Ich schlage vor, wir arbeiten
sie ihrer Priorität nach ab."
    Ja,
ja, alle am Tisch waren einverstanden.
     "Zunächst
einmal zu Ihnen, Mr McAvoy. Bei allem Verständnis für Ihre Beweggründe: Was Sie
getan haben, war Diebstahl. Sie haben sich vertrauliche Unterlagen einer
wichtigen Mandantin für Zwecke angeeignet, die von dieser Kanzlei nicht
autorisiert waren. Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass das strafrechtlich
verfolgt werden müsste."
     
Kyle hatte Anweisung, den Mund zu halten, sofern ihm Roy Benedict keine
anderslautenden Instruktionen erteilte.
    "Eine
strafrechtliche Verfolgung ist möglich", gab Benedict zu. "Aber davon
hat keiner was. Der Kanzlei ist keinerlei Schaden entstanden."
    "Das
ist auch nicht erforderlich, Mr Benedict."
    "Rein
formal haben Sie Recht. Aber denken wir doch mal praktisch. Mr McAvoy hatte
nicht die Absicht, die Dokumente weiterzugeben. Er hat sie nur in seinen Besitz
gebracht, um schweren Schaden von dieser Kanzlei und ihrer Mandantin
abzuwenden."
    "Das
FBI wird eine strafrechtliche Verfolgung nicht unterstützen, Mr Meezer",
schaltete sich Delano ein, das Schwergewicht von der Bundesbehörde.
    "Das
Justizministerium auch nicht", ergänzte Wingate. "Danke",
erwiderte Meezer. "Aber wir brauchen Ihre Unterstützung nicht. Diebstahl
kann von den Behörden des Bundesstaates verfolgt
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