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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John
Autoren: Der Anw
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ungeöffnete Akte, in der Mitte ein Notizblock mit einem schwarzen Stift
darauf.
    "Schalten
Sie die Kamera ein", sagte Kyle. Als Wright auf eine Taste drückte,
erschien auf dem Monitor sein Konterfei. Er schaute sich an und sah nichts als
Angst.
     
Wright ging energisch zur Sache und zog die erforderlichen Unterlagen hervor,
als wollte Kyle eine Kreditkarte für Studenten beantragen. Dann lagen die
richtigen Papiere vor ihm auf dem Tisch. "Zuerst muss ich Sie über Ihre
Rechte aufklären."
    "Nein",
entgegnete Kyle leise. "Zuerst müssen Sie mir Ihre Dienstmarke und
irgendein Dokument mit Foto zeigen."
     
Das schien den Detective zu verärgern, aber nur kurz. Wortlos zog er eine
braune Brieftasche hervor und öffnete sie. "Mittlerweile schleppe ich das
Ding seit zweiundzwanzig Jahren mit mir rum."
     
Kyle studierte die bronzene Dienstmarke, die in der Tat ziemlich alt zu sein
schien. Benjamin J. Wright, Pittsburgh Police Department, Nummer 6658.
"Ihren Führerschein, bitte."
     
Wright riss die Brieftasche zurück, öffnete ein anderes Fach, blätterte ein
paar Plastikkarten durch und präsentierte dann einen Führerschein mit Foto aus
Pennsylvania. "Jetzt zufrieden?", fragte er gereizt.
     
Kyle gab das Dokument zurück. "Warum ist das FBI in diesen Fall
involviert?"
     
Wright ordnete die Papiere. "Können wir nicht erst das mit den Rechten
abschließen?"
    "Meinetwegen.
Ich kenne meine Rechte."
    "Da
bin ich mir sicher. Ein aufgeweckter Student, ein sehr intelligenter junger
Mann mit einem Studienplatz an einer unserer renommiertesten juristischen
Fakultäten." Kyle las mit, während Wright sprach. "Sie haben das
Recht, die Aussage zu verweigern. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen
Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, sich einen Anwalt zu nehmen. Sollten
Sie sich keinen leisten können, bekommen Sie einen Pflichtverteidiger. Noch
Fragen?"
    "Nein."
Kyle unterschrieb die beiden Formulare und schob sie Wright zu. Dann
wiederholte er seine Frage. "Warum ist das FBI involviert?"
    "Glauben
Sie mir, Mr McAvoy, das FBI ist Ihr geringstes Problem." Wrights Hände
waren stark behaart und lagen mit verschränkten Fingern ruhig auf dem
Notizblock. Er sprach langsam und mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel
daran ließ, wer hier das Sagen hatte. "Ich mache Ihnen einen Vorschlag.
Wir haben viel zu besprechen, und die Zeit vergeht schnell. Haben Sie mal Football
gespielt?"
    "Ja."
    "Dann
lassen Sie uns annehmen, dieser Tisch wäre ein Footballfeld. Das ist vielleicht
kein perfekter Vergleich, aber für unsere Zwecke ausreichend. Sie stehen hier,
und dies ist die Torlinie." Er zog mit der linken Hand vor dem Laptop eine
imaginäre Linie. "Bevor Sie mit heiler Haut aus diesem Hotelzimmer
herauskommen, haben Sie noch hundert Meter vor sich, und Sie müssen punkten, um
zu gewinnen." Neben der umfangreichen Akte markierte er mit der Rechten
eine zweite Torlinie. Seine Hände waren weit gespreizt. "Hundert Meter, Mr
McAvoy. Spielen Sie besser mit, okay?"
    "Okay."
     
Wright legte die Hände zusammen und tippte auf den Notizblock.
"Irgendwann, so etwa bei fünfzig Metern, zeige ich Ihnen das Video, den
Ausgangspunkt dieses ganzen Schlamassels. Es wird Ihnen nicht gefallen, absolut
nicht. Ihnen wird übel werden, Sie werden ein ganz mulmiges Gefühl im Magen
haben. Aber wenn wir dazu in der Lage sind, setzen wir unseren kleinen Marsch
zur Torlinie fort, und wenn wir die erreichen, werden Sie ganz schön
erleichtert sein. Dann können Sie sich wieder als den Goldjungen sehen, einen
attraktiven jungen Mann mit einer vielversprechenden Zukunft und einer
makellosen Vergangenheit. Spielen Sie mit, Mr McAvoy. Wenn Sie erlauben, werde
ich der Boss sein, der Trainer, derjenige, der die Richtung vorgibt. Gemeinsam
werden wir es schaffen, das Gelobte Land zu erreichen." Er tippte auf die
Torlinie.
    "Was
ist mit der Anklageschrift?"
    Wright
berührte die Akte. "Ist hier drin."
    "Wann
sehe ich sie?"
     "Hören
Sie auf, Mr McAvoy, die Fragen stelle ich. Sie haben hoffentlich die
Antworten."
      
Es war kein spanischer Akzent. Vielleicht ein osteuropäischer und manchmal kaum
wahrnehmbar.
     
Wrights Rechte berührte die Torlinie vor dem Laptop. "Gut, lassen Sie uns
mit den Standardfragen anfangen. Nur ein paar Hintergrundinformationen,
okay?"
    "Meinetwegen.
"
     
Wright zog einige Papiere aus der Akte, studierte sie einen Moment lang und
griff dann nach seinem Stift. "Sie wurden am 4. Februar 1983 in York in
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