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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John
Autoren: Der Anw
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sich
zu rühren. Davor drei oder vier Studenten, ebenfalls nackt oder dabei, sich
auszuziehen. Kyle erinnerte sich vage an die Situation, hatte das Video jedoch
nie gesehen. Bei Beta, der Studentenverbindung, hieß es, es sei vernichtet
worden. Die Polizei in Pittsburgh hatte es gesucht, aber nicht gefunden. Es war
verschwunden, vergessen, tief vergraben im letzten Winkel der Erinnerung der
Beteiligten.
     
Plant und Ginyard hatten sich erneut simultan vorgebeugt, auf die Ellbogen
gestützt, und starrten ihn mit durchdringenden Blicken an.
    "Was
für ein Video?", brachte Kyle mühsam hervor, doch es klang so gezwungen
und wenig überzeugend, dass er es sich selbst nicht abnahm.
     "Das
Video, das Sie und Ihre Kumpels vor den Cops versteckt haben", antwortete
Plant, dessen Lippen sich kaum bewegten. "Das Video, das Sie am Ort des
Verbrechens zeigt. Das Video, das Ihr Leben ruinieren und Sie für zwanzig Jahre
hinter Gitter bringen wird."
    Ach,
das Video.
     "Ich
habe keine Ahnung, wovon Sie reden." Erneut trank Kyle einen Schluck
Wasser. Übelkeit überkam ihn, und er glaubte, sich übergeben zu müssen.
    "Ich
denke, schon", sagte Ginyard.
    "Haben
Sie dieses Video gesehen?", fragte Kyle. Die beiden nickten.
     "Dann
wissen Sie, dass ich das Mädchen nicht angerührt habe."
     "Vielleicht,
vielleicht auch nicht", antwortete Ginyard. "Aber Sie waren da. Sie
haben sich der Beihilfe schuldig gemacht."
      
Um zu verhindern, dass er sich übergeben musste, schloss Kyle die Augen und
rieb sich die Schläfen. Das Mädchen war ein wildes kleines Luder gewesen, das
mehr Zeit im Haus von Beta als in seinem Zimmer im Studentenwohnheim verbracht
hatte. Ein Groupie, das sich jedem an den Hals warf, keine Party ausließ und
massenhaft Geld von einem reichen Daddy zugesteckt bekam. Die Beta-Mitglieder
reichten sie herum. Als sie behauptete, vergewaltigt worden zu sein, beteuerten
alle ihre Unschuld. Da sich die Aussage des Mädchens in den Einzelheiten als
unzuverlässig erwies, gaben die Cops irgendwann auf. Es wurde nie Anklage
erhoben. Später verließ sie die Duquesne University und verschwand
glücklicherweise spurlos. Das große Wunder war, dass die unschöne kleine
Episode wirklich komplett begraben wurde. Weitere Leben wurden nicht zerstört.
     "In
der Anklageschrift werden Sie und drei andere erwähnt", sagte Ginyard.
     "Es
hat keine Vergewaltigung gegeben." Kyle rieb sich noch immer die Schläfen.
"Ich versichere Ihnen, wenn sie Sex hatte, hat sie es freiwillig
getan."
    "Nicht,
wenn sie bewusstlos war", erwiderte Ginyard.
    "Wir
sind nicht hier, um uns mit Ihnen zu streiten", warf Plant ein.
"Dafür gibt es Anwälte. Wir sind hier, um zu einer Einigung beizutragen.
Wenn Sie mitspielen, verschwindet das Problem. Zumindest soweit es Sie
betrifft."
    "Was
für eine Einigung?"
    "Dafür
ist Detective Wright zuständig."
     
Kyle lehnte sich langsam zurück und legte den Kopf an das rote Kunststoffpolster
in seinem Rücken. Er wollte betteln, flehen, ihnen erklären, wie unfair das
alles sei, er stehe kurz vor dem Examen und der Anwaltszulassung. Kurz vor dem
Beginn einer steilen Kartiere. Seine Zukunft war vielversprechend. Er hatte
eine weiße Weste. Fast.
     
Aber das wussten sie bereits, oder? Er blickte auf den Rekorder und beschloss,
den beiden gegenüber nichts mehr zu sagen. "In Ordnung. Ich gehe
hin."
     
Ginyard beugte sich noch weiter vor. "Ihnen bleibt noch eine Stunde. Wenn
Sie telefonieren, bekommen wir das mit. Und wenn Sie abhauen, folgen wir Ihnen.
Keine Dummheiten, McAvoy. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, das
versichere ich Ihnen. Bleiben Sie dabei, dann sind Sie das Problem bald
los."
    "Ich
glaube Ihnen nicht."
    "Sie
werden sehen."
     
Kyle ließ sie vor ihrem bitteren Kaffee und den kalten Sandwiches sitzen. Er
schaffte es zu seinem Jeep und fuhr zu seiner Wohnung, die drei Straßenecken
vom Campus entfernt lag. Im Bad seines Mitbewohners fand er eine
Valium-Tablette. Er schloss sich in seinem Zimmer ein, schaltete das Licht aus
und streckte sich auf dem Fußboden aus.
     
    Kapitel
3
          
Das Holiday Inn stammte aus den Sechzigern, einer Zeit, als an Highways und
Durchgangsstraßen Hotels großer Ketten, Motels und Filialen von Fastfood-Riesen
wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Kyle war hundertmal an dem Holiday
Inn vorbeigekommen, ohne es bewusst wahrzunehmen. Dahinter befand sich ein
Pancake- Restaurant, nebenan die Niederlassung eines großen Discounters
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