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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen
Autoren: Leigh Bardugo
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Bedingungen«, erwiderte einer der Shu-Han zornig.
    Â»Er wird keinen Bestand haben«, polterte ein Fjerdan.
    Der Dunkle ließ seinen Blick über die Männer gleiten und erwiderte gelassen: »Ein Friede zu meinen Bedingungen. Oder Eure herrlichen Gebirge und Eure von allen Heiligen verlassenen Steppen werden bald nicht mehr existieren.«
    Mit niederschmetternder Klarheit wurde mir bewusst, dass er es ernst meinte. Die Botschafter hofften vielleicht, dass es nur leere Drohungen waren, glaubten möglicherweise, dass seiner Gier Grenzen gesetzt waren, aber der Dunkle würde sie bald eines Besseren belehren. Er kannte kein Zögern. Er kannte keine Skrupel. Seine Dunkelheit würde die ganze Welt verschlingen, ohne dass er dabei mit der Wimper zuckte.
    Der Dunkle kehrte den verblüfften und wütenden Männern den Rücken zu. Dann sagte er zu Grischa und Soldaten: »Berichtet allen, was ihr heute erlebt habt. Berichtet allen, dass die Tage der Angst und der Unsicherheit gezählt sind und dass die Zeit der ewigen Kriege ein Ende hat. Berichtet allen, dass ihr Zeuge des Beginns eines neuen Zeitalters geworden seid.«
    Die Besatzung des Skiffs jubelte. Ein paar Soldaten flüsterten miteinander und einige Grischa wirkten verdrossen. Aber die meisten Gesichter strahlten vor Begeisterung und Freude.
    Mir wurde klar, dass sie erleichtert waren. Obwohl sie gemerkt hatten, wozu der Dunkle im Stande war, obwohl sie den Tod ihrer Landsleute miterlebt hatten. Der Dunkle schenkte ihnen nicht nur das Ende des Krieges, sondern erlöste sie auch von ihrer Schwäche. Nach all den Jahren des Schreckens und des Leidens schenkte er ihnen etwas, das immer in weiter Ferne gelegen hatte: den Sieg. Und dafür liebten sie ihn, obwohl sie ihn zugleich fürchteten.
    Der Dunkle gab Iwan, der hinter ihm stand und auf Befehle wartete, ein Zeichen. »Holt den Gefangenen.«
    Angst durchzuckte mich und ich riss den Kopf hoch, als Maljen mit gefesselten Händen durch die Menge zur Reling geführt wurde.
    Â»Wir kehren nach Rawka zurück«, sagte der Dunkle. »Aber der Verräter bleibt hier.«
    Was dann geschah, ging so schnell, dass ich es kaum begriff: Iwan stieß Maljen vom Skiff und die Volkra kreischten und ließen ihre Flügel klatschen. Ich rannte zur Reling. Maljen lag auf der Seite im Sand, befand sich aber noch unter der schützenden Kuppel meines Lichts. Er spuckte Sand aus und stemmte sich mit seinen gefesselten Händen hoch.
    Â»Maljen!«, schrie ich.
    Ich wirbelte, ohne nachzudenken, zu Iwan herum und schlug ihm mit Wucht gegen den Unterkiefer. Er taumelte gegen die Reling, wo er kurz verblüfft stehen blieb. Dann stürzte er sich auf mich. Gut, dachte ich, als er mich packte. Wirf mich auch über Bord.
    Â»Halt«, befahl der Dunkle mit eisiger Stimme. Iwan, der vor Wut und Scham rot angelaufen war, schaute finster drein. Er lockerte seinen Griff, ohne mich ganz loszulassen.
    Ich konnte die Verwirrung der Besatzung spüren. Niemand wusste, was hier vor sich ging, warum sich der Dunkle mit einem Fahnenflüchtigen abgab und warum seine wertvollste Grischa gerade den stellvertretenden Befehlshaber geschlagen hatte.
    Zieh das Licht zurück . Der Befehl hallte in mir und ich sah den Dunklen voller Entsetzen an.
    Â»Nein!«, sagte ich, aber ich konnte nichts tun – die Kuppel aus Licht begann sich zusammenzuziehen. Maljen sah zu mir auf, während die Finsternis immer weiter gegen das Skiff vordrang, und hätte Iwan mich nicht gehalten, dann wäre ich angesichts der Liebe und des Bedauerns, die in Maljens blauen Augen lagen, in die Knie gegangen. Ich kämpfte mit allem, was ich in mir trug, rief jedes bisschen Kraft auf, alles, was Baghra mich gelehrt hatte, kam aber nicht gegen die Macht an, die der Dunkle über mich ausübte. Rings um das Skiff schrumpfte das Licht unaufhaltsam.
    Ich packte die Reling, schrie vor Wut und Leid, und Tränen strömten über meine Wangen. Maljen stand jetzt ganz am Rand der leuchtenden Kuppel. Ich sah die Silhouetten der Volkra im wogenden Dunkel, spürte ihre Flügelschläge. Maljen hätte wegrennen, weinen oder sich an die Bordwand des Skiffs klammern können, aber er tat nichts dergleichen. Er stand tapfer vor der anrückenden Finsternis.
    Nur ich hatte die Macht, ihn zu retten – und zugleich war ich machtlos. Einen Atemzug später wurde er von der Dunkelheit verschluckt. Ich
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