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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay
Autoren: Das zweite Spiel
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Mittagsredakteure saßen an den Seiten, und die Reporter hielten die übrigen Stühle besetzt. Er hatte die Leute jahrzehntelang nicht gesehen, doch Jeff erkannte den Ort, die Situation augenblicklich wieder: die tägliche Redaktionskonferenz, auf der das Nachrichtenangebot des Tages geplant wurde, soweit das im voraus möglich war. Gene Collins, der diensthabende Mittagsredakteur, runzelte vor ihm besorgt die Stirn.
    »Fühlst du dich auch bestimmt gut? Wir könnten bald Schluß machen; es gibt nicht mehr viel zu diskutieren.«
    »Mach nur weiter, Gene. Es wird schon gehen.«
    »Also… Okay. Jedenfalls soviel zu den Hauptstadtnachrichten und dem Lokalen. Auf der nationalen Seite haben wir dieses Shuttle, das heute startet, und…«
    »Welches?« krächzte Jeff.
    »Was?« fragte Gene verwirrt.
    »Welches Shuttle?«
    »Die Discovery. Mit dem Senator an Bord, weißt du.«
    Wenigstens dafür sei Gott gedankt; so unmittelbar nach Pamelas endgültigem Tod war Jeff sich nicht sicher, ob er mit einer Neuauflage des Chaos und der Niedergeschlagenheit im Nachrichtenraum mit der ChalIenger-Katastrophe fertiggeworden wäre. Er hätte es bei etwas klarem Nachdenken jedenfalls wissen müssen; Reagan hatte Bitburg im Frühjahr 1985 besucht. Dann wäre es jetzt gegen Mitte April des gleichen Jahres, also neun oder zehn Monate, bevor das Shuttle explodieren würde.
    Alle am Tisch blickten ihn merkwürdig an, fragten sich, warum er so zerstreut schien, so desorientiert. Zur Hölle damit. Sollten sie denken, was immer sie wollten.
    »Machen wir Schluß, Gene, in Ordnung?«
    Der Redakteur nickte, begann die verstreuten Papiere einzusammeln, die er zur Konferenz mitgebracht hatte. »Die einzige andere gute ausbaufähige Story ist diese Berufungsgeschichte wegen Vergewaltigung in Illinois. Dotson kommt heute wieder ins Gefängnis, während sein Anwalt einen Einspruch vorbereitet. Das war’s. Hat jemand noch Fragen?«
    »Es sieht so aus, als würde die Tagung der Schulbehörde heute lange dauern«, sagte einer der Reporter. »Ich weiß nicht, ob ich das bis um zwei schaffen kann. Die Sache mit den Feuerwehr-Orden. Soll ich früher aus der Schulbehörde abhauen, oder wollt ihr lieber jemand anders auf die Orden ansetzen?«
    »Jeff?« fragte Collins, sich zu ihm vorbeugend. »Ist mir gleich. Entscheide du.«
    Gene runzelte erneut die Stirn, setzte an, etwas zu sagen, tat es aber nicht. Er drehte sich wieder zu den Reportern um, die zu brummein angefangen hatten. »Bill, bleib bei der Schulbehörde solange wie nötig. Charlie, du gehst zur Feuerwehrfeier, nachdem du mit dem Bürgermeister gesprochen hast. Gib uns eine Liveeinspielung von Koch und Bitburg in einem. Dann kannst du das Rumfeilen solange aufschieben, bis die Ordensverleihung vorbei ist. Ach, und Jim, Mobil Vier ist in der Werkstatt; du nimmst Mobil Sieben.«
    Die Versammlung brach ruhig auf, ohne die üblichen Witzeleien und ohne rauhes Gelächter. Die Reporter und der nach Hause gehende Frühredakteur marschierten aus dem Konferenzraum, wobei sie Jeff rasche, versteckte Blicke zuwarfen. Gene Collins blieb zurück, stapelte seine Blätter und ordnete sie wieder neu.
    »Möchtest du drüber reden?« fragte er schließlich.
    Jeff schüttelte den Kopf. »Gibt nichts zu bereden. Ich sagte doch, mit mir wird’s schon wieder.«
    »Hör mal, wenn es Probleme mit Linda gibt… Ich meine, ich versteh’ dich. Du weißt, was für eine harte Zeit Carol und ich vor ein paar Jahren hatten. Du hast mir dabei eine Menge geholfen – Gott weiß, wie oft ich dir in den Ohren gelegen hab’ –, deshalb sag mir einfach Bescheid, wenn du dich mit mir über einem Bier zusammensetzen möchtest.«
    »Danke, Gene. Ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen, das tue ich wirklich. Aber das ist etwas, womit ich selber fertigwerden muß.«
    Collins zuckte die Achseln, erhob sich vom Tisch. »Das ist deine Sache«, sagte er. »Aber wenn dir danach ist, deine Probleme irgendwo abzuladen, kannst du ruhig an mich denken. Das bin ich dir schuldig.«
    Jeff nickte kurz, dann verließ Collins den Raum, und er war wieder allein.

20
    Jeff kündigte, tätigte genügend Wetten und kurzfristige Investitionen, um Lindas Auskommen für die nächsten drei Jahre zu sichern. Es blieb keine Zeit mehr, eine größere Hinterlassenschaft für sie aufzubauen; er erhöhte die Deckungssumme seiner Lebensversicherung auf das Zehnfache und ließ es dabei bewenden.
    Er zog in ein kleines Apartment in der Upper West Side um,
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