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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Rita Falk
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fassungslos, stellt die Pfanne mit dem Frühstücksspeck beiseite und geht dann direkt auf ihn zu.
    Fast schon wie in Zeitlupe.
    Sie bleibt vor ihm stehen und schaut ihn an. Minutenlang. Dann hebt sie langsam die Hand und fasst ihm ganz sanft ins Gesicht. Es ist, als würd sie ihm jede Pore einzeln abtasten. Der Papa steht daneben wie ein Ölgötz und hat dabei den Mund ziemlich weit offen. Das schaut echt scheiße aus. Und ich persönlich weiß beim besten Willen nicht, was hier abgeht. Aber ich hab den sonderbaren Eindruck, dass ich den Alten von irgendwoher kenne. Kann ihn aber ums Verrecken nicht verorten.
    »Paul!«, sagt die Oma dann plötzlich. Ihre Stimme ist vollkommen ungewöhnlich. Leise, heiser und einfach irgendwie komisch.
    »Ihr kennt euch?«, fragt der Papa.
    »Ja«, sagt der Alte, und auch seine Stimme klingt irgendwie heiser. »Aber das ist schon sehr lange her.«
    Die Oma nimmt die Hand aus dem fremden Gesicht, geht rüber zum Schrank und holt ein weiteres Gedeck heraus. Dann schenkt sie Kaffee ein. Ihre Hand zittert. Aber das soll in diesem Alter ja vorkommen.
    »Na gut, Paul«, sag ich, um die Situation ein bisschen aufzulockern. »Ich bin der Franz. Haben Sie auch einen Nachnamen?« Ich streck ihm die Hand entgegen, die er umgehend schüttelt.
    »Ja, den hab ich. Aber ich bin der Paul und wir können unsgern duzen«, sagt er mit einem seltsamen Akzent. Schon irgendwie bayerisch. Aber dennoch nicht wirklich. Vielleicht ist was Schweizerisches mit drin? Oder was Französisches? Keine Ahnung.
    »Schön, Paul. Dann erzähl mal. Woher kennst du die Oma denn eigentlich? Also, die Leni.«
    Er schaut sie an, lange und schweigsam, und plötzlich kriegt er ganz feuchte Augen. Das muss jetzt aber wirklich nicht sein, dass er hier das Flennen kriegt.
    »Das ist eine lange Geschichte, Franz. Und es ist auch eine sehr alte Geschichte. Ich … ich bin seit gestern Morgen unterwegs und drum etwas müde …«
    »Kein Problem«, sag ich. »Ein andermal dann. Hast du denn vor, länger hier zu bleiben?« Ich steh auf und bring mein Geschirr rüber zur Spüle, weil’s eh Zeit ist für die Arbeit.
    »Ja, das hatte ich vor.«
    »Hast du schon eine Unterkunft? Ich meine, die Mooshammer Liesl, die vermietet nämlich …«
    »Er wohnt hier bei uns«, unterbricht mich die Oma. »Ich werd ihm ein Zimmer herrichten.« Manchmal frag ich mich echt, wie sie das macht. Dass sie nix hört und trotzdem immer über alles Bescheid weiß. Sie steht auf und geht hinaus.
    Bei dem ganzen Drumherum hab ich den Papa ganz vergessen. Der sitzt auf seinem Platz, hat noch keinen Bissen gegessen und hört nicht auf, unseren Gast anzustarren.
    »Ist irgendwas?«, muss ich ihn fragen.
    »N…nein, alles bestens«, sagt er und beißt endlich in sein Honigbrot, ohne jedoch den Paul auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Was glaubt der eigentlich? Dass der Paul hier die Oma entführt? Und vergewaltigt? Oder unseren Hof abfackelt?
    Ich fahr dann mal lieber ins Büro.
    Schon wie ich mittags zur Tür reinkomm, merk ich, dass etwas nicht stimmt. Es riecht nicht nach Essen, die Küche ist verwaist und die Verwandtschaft weit und breit nicht zu finden. Hinten im Garten treff ich aber wenigstens auf den Papa. Er hockt in seinem alten Schaukelstuhl unter den Obstbäumen, schaut in die Sonne und raucht einen Joint. Von ihm erfahr ich dann auch, dass es nix zum Essen gibt. Rein gar nix. Weder jetzt noch später. Weil die Oma es nämlich vorgezogen hat, mit ihrem alten Spezi Paul zum Essen zu gehen, statt uns was zu kochen. Da schleichen sich ja Unsitten ein, das kann man kaum glauben.
    »Was will denn der überhaupt hier?«, fragt der Papa jetzt brummig. »Und woher kennt sie ihn eigentlich?« Ich zuck mit den Schultern. Schließlich bin ich auch nicht schlauer als er. Na gut, schlauer natürlich schon. Nur nicht besser informiert, was die aktuelle Lage betrifft.
    »Ich hol uns ein paar Warme beim Simmerl«, sag ich noch so und steh auf.
    »Mach das! Ja, mach das, bevor wir wegen diesem egoistischen Weibsbild noch verhungern, wir zwei«, brummt er hinter mir her. Und so mach ich mich auf den Weg.
    »Servus, Franz. Lass mich raten … sechs Leberkässemmeln mit Händlmaier?«, fragt mich der Metzger, kaum, dass ich zur Tür drin bin.
    »Bist du ein Hellseher, oder was?«, frag ich ihn und entlock ihm damit ein breites Grinsen.
    »Nein, ich hab bloß zuverlässige und redselige Kundschaft«, sagt er, während er die Semmeln aufschneidet. »Die
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