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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Rita Falk
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in Ordnung ist, sondern im Gegenteil eine Zumutung sondergleichen, ist der Dienststellenleiter. Der Barschl. Ein Korinthenkacker vor dem Herrn. Paragraphenreiter Dreck dagegen. Spioniert jedem hinterher, notiert Arbeitszeiten, Privatgespräche und stoppt dir die Uhr beim Stuhlgang. Der würde seinen eigenen Bruder anzeigen, wenn der falsch parken tät. Ja gut, das würd ich wohl auch. Aber wurst. Nein, der Barschl ist die Mensch gewordene Beulenpest, gar keine Frage. Saudummerweise ist er aber mein direkter Vorgesetzter, wenn ich in Landshut arbeite. Und dann ist er auch noch jünger als ich. Was ja im Grunde überhaupt nicht geht. Nein, gar nicht. Soll ich mir vielleicht von so einem Rotzlöffel sagen lassen, wo der Bartl den Most holt? So weit kommt’s noch! Drum war es also unumgänglich, mit ihm dann und wann ein wenig aneinanderzugeraten. Einmal zum Beispiel bei unserem Spezialtraining. Wir machen da nämlich so alle paar Wochen ein Training für eventuelle Amoklagen. Weil’s halt in unserem wunderbaren Land nun schon öfters mal passiert ist, dass ein frustrierter Schüler die Pumpgun aus dem elterlichen Schlafzimmer entwendet und damit hinterher die halbe Belegschaft seiner Schule ausradiert hat. Selbstverständlich werden in so einem Fall die Kollegen gerufen. Und bis noch vor kurzem waren die quasi völlig überfordert mit der Gesamtsituation. Deshalb, um eben auf die Verhaltensweise solcher Vollpfostenvorbereitet zu sein, drum machen wir halt jetzt regelmäßig dieses Training. Damit wir den Irren im schlimmsten Fall das Hirn wegblasen können, bevor die es bei anderen tun. Das ganze Szenario findet immer in einer alten Hauptschule in der Nähe von der PI statt. Die ist schon vor Jahren evakuiert worden. Wegen gefährlich hoher Asbestbelastung. Da kann man freilich jetzt schon keine Kinder mehr unterrichten, weil alles verseucht ist. Polizisten schon.
    Gut. Wie ich also an besagtem Tag hinkomm, merk ich sofort, dass der Barschl das Kommando hat, und das hebt meine Stimmung immens. Weil der dann nämlich den Täter mimt und somit zum Abschuss frei ist. So zieh ich also pfeifend meine uralte Dienstjacke an, die ich zu diesem Zweck immer trag. Und die vor lauter Farbspritzern schon vielmehr ausschaut wie eine Smarties-Röhre. Dann lad ich die Waffe mit Farbmunition, FX genannt. Ich entscheid mich für Rosa. Der Stopfer Karl gesellt sich zu mir her, und ich verkünde gleich die frohe Botschaft.
    »Der Barschl ist heute der Amokschütze«, sag ich. Der Karl grinst ein wenig in sich rein.
    »Übertreib’s aber nicht, Franz. Sonst gibt’s bloß wieder Ärger«, sagt er ein bisschen angespannt. Als hätt ich in meinem ganzen Leben schon ein einziges Mal übertrieben. Der Barschl kommt und stellt sich mittig zwischen die Kollegen. Er erklärt uns kurz die Amoklage, und dann geht’s auch schon los. Und was soll ich sagen? Weil ich halt von Haus aus ein so dermaßen geschickter Schütze bin, ist der mutmaßliche Amokläufer freilich im Nullkommanix liquidiert. Auch beim zweiten und beim dritten Mal. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass der Barschl so wahnsinnig deppert vorgeht, das kann man kaum glauben. Nie im Leben würde sich ein potentieller Kamikaze so dämlich verhalten. Aber er ist tapfer, das muss man schon sagen. Gibt keinen Laut von sich.Obwohl jeder Treffer alles andere als angenehm ist. Beim vierten Mal lass ich mir ein bisschen Zeit, weil’s einfach mehr Spaß macht. Dann aber streck ich ihn nieder. Im Kugelhagel könnte man sagen. Und dieses Mal quietscht er sogar. Ganz leise zwar, aber immerhin. Mittlerweile schaut er aus wie der rosarote Panther und seine Stimmung ist ziemlich hinüber. Die Kollegen lachen. Alle. Zwar hinter vorgehaltener Hand, aber das gilt trotzdem. Unserem Dienststellenleiter kann man die Wut direkt ansehen. Er scharrt förmlich schon mit den Hufen. Das fünfte Mal wird er vom Karl abgeknallt. In Grün. Und da reißt ihm die Leine. Er nimmt den Schutzhelm vom Schädel, knallt ihn auf den Boden und wirft sich mit dem ganzen Körper auf den wehrlosen Stopfer.
    »Das hier ist kein Kinderspiel, verstanden! Ich werd euch zeigen, dass man sich nicht lustig macht über mich! Und dich bring ich um, wenn du nicht zu grinsen aufhörst!«
    Wobei der Karl gar nicht grinst. Nicht die Bohne. Ganz im Gegenteil. Er versucht sich krampfhaft von der Last zu befreien und wimmert ständig nur: »Bitte … bitte!«
    Ein Weilchen schau ich mir das an und greif schließlich ein. Zerr den
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