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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Rita Falk
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waren noch ein bisschen spazieren«, schreit uns die Oma rotbackig entgegen.
    Wir nicken.
    »Jetzt gibt’s gleich einen feinen Kaffee«, schreit sie weiter und verschwindet in der Küche. Der Paul wandelt durch die Wiese hindurch und schnurstracks auf uns zu.
    »Was genau wollen Sie eigentlich jetzt hier bei uns?«, fragt ihn der Papa, kaum dass er bei uns eingetroffen ist. Dass er auch immer gleich so direkt sein muss.
    »Ich besuche die Leni«, sagt der Paul ganz ruhig und setzt sich in den Stuhl dem Papa genau vis-à-vis.
    »Soso. Und wie lang gedenken Sie die Leni so zu besuchen?«
    »Also, Papa!«, sag ich, weil es einfach nur peinlich ist. Der Paul hebt die Hand zum Beschwichtigen. »Solange die Leni damit einverstanden ist«, sagt er.
    Dann watschelt die Oma übern Hof. Sie hat ein Tablett dabei. Der Paul erhebt sich, geht ihr entgegen und befreit sie von der Last.
    »Da vergeht dir ja wirklich alles. Sogar der Kaffee«, sagt der Papa und geht.
    »Was hat er denn schon wieder, der alte Depp?«, fragt mich die Oma. Ich zuck mit den Schultern. Ein Apfelkuchen liegt auf den Tellern. Ein Traum. Ein Apfelkuchen mit ganz viel Streuseln. Und mit vollem Mund soll man sowieso nicht reden.
    Tags drauf möchte die Oma zum Einkaufen. Sie hat keine gescheiten Klamotten mehr, sagt sie. Von Unterwäsche ganz zu schweigen. Und wenn die Oma zum Einkaufen will, muss der Franz natürlich ran, keine Frage. Also fahren wir nach Landshut, weil Niederkaltenkirchen, sagen wir mal, modetechnisch jetzt nicht so der Brüller ist. Und weil mir heut irgendwie so gar nicht nach fleischfarbenen Hüfthaltern ist, lass ich die Oma beim Karstadt aussteigen. Und ich geb ihr zu verstehen, dass sie schon mal vorgehen soll und ich so in ein, anderthalb Stunden in die Wäscheabteilung nachkomm. Sie nickt und entwindet sich dem Wageninneren. Hüpft über die Straße wie ein Kleinkind, und ich drück aufs Gas und fahr in die PI rein.
    »Servus, Karl!«, sag ich gleich, wie ich zur Tür rein komm. Der Stopfer lungert über der Tageszeitung, genauer über dem Teil mit den Kleinanzeigen, und ist offensichtlich mordskonzentriert. Es reißt ihn direkt, wie er mich vernimmt.
    »Servus! Servus, Franz«, sagt er und steht gleich auf. Er reicht mir die Hand und seine Wangen färben sich rötlich.
    »Ja, lass dich mal anschauen. Seit wann trägst denn du einen Vollbart?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Magst vielleicht einen Kaffee?«, fragt er, und schon eilt er zur Maschine.
    »Gern«, sag ich, setz mich in seinen Stuhl und überflieg die Lektüre. »Suchst du was Bestimmtes, Karl?«
    »Ja, mehr oder weniger schon«, sagt er und reicht mir das Kaffeehaferl rüber. »So was wie ›Alleinunterhalter hat noch Termine frei‹ oder in der Art halt. Wir brauchen ja unbedingt noch Musik für unsere Hochzeit, weißt.«
    »Aha«, sag ich, weil mir weiter nix einfällt, und nippe am Kaffee.
    Dann hören wir Schritte im Gang. Zackig und rasch. Und schon schaut ein Kopf rein zur Tür. Genauer gesagt ist es ein Schädel. Der Schädel vom Arschl.
    »Ah, was für eine Ehre … der Eberhofer! Helfen Sie dem Stopfer etwa ein bisserl beim Zeitunglesen? Sehr nobel!« Er lacht ein dreckiges Lachen. »Ja, immer schwer beschäftigt, die werten Herrschaften, gell.«
    Dann tritt er ein und beäugt unser Tagblatt.
    »Aha … aha. Kleinanzeigen … sollten Sie die eigentlich nicht besser in Ihrer Freizeit lesen, meine Herren? Schließlich kostet das unsere Bürger einen ganzen Haufen Geld, wenn Sie’s in Ihrer Arbeitszeit tun.« Er schüttelt ein bisschen theatralisch den Kopf, zückt sein Notizheft, blickt kurz auf die Uhr und notiert was. Dann verlässt er den Raum. Der Karl ist jetzt rot wie ein ganzes Mohnfeld und klappt nervös die Zeitung zu. Ein weiterer Kollege schaut zur Tür rein.
    »Ah! Servus, Franz«, sagt er freundlich. »Sag bloß, du suchst auch einen Alleinunterhalter, der noch Termine frei hat?«, fragt er und lacht.
    »Nein«, sag ich. »Ich such eher einen Auftragskiller, der noch Termine frei hat.«
    Und dann muss ich auch direkt schon wieder los. Schließlich muss ich die Oma abholen. Weil: wenn ich nämlich nicht pünktlich bin, dann: mein lieber Schwan!
    »Jungs, haltet’s schön die Ohren steif und lasst euch von diesem Wichser nicht unterkriegen«, sag ich noch, und schon bin ich draußen. Das heißt, so ganz draußen bin ich eigentlich noch nicht, eher werd ich kurzfristig in eine dunkle Ecke gedrängt.
    »Ich wix dir gleich was, mein Freund«, hechelt
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