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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Autoren: Lorna Freeman
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ausstieß. »Was zur Hölle tust du da?«
    »Wenn Sie heute unpässlich sind, Mylord«, warf Rodolfo schnell ein, »können wir uns gern an einem anderen Tag treffen.« Er packte Roseas Arm und trat von mir zurück. »Vielleicht morgen, oder wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind.«
    Selbst durch das Feuer und den Wind spürte ich, wie mich etwas berührte. Ich schlug danach, doch es huschte davon, nur um im nächsten Moment zurückzukehren. Die Schmetterlinge flatterten auf und umkreisten aufgeregt meinen Kopf, als der Wind stärker wurde und zu heulen begann. Gleichzeitig zogen dunkle Wolken am Himmel auf, und es donnerte. Blitze zuckten, schlugen in meinen Stab ein und umhüllten mich in dem plötzlich einsetzenden Wolkenbruch mit einem knisternden Flammenschleier. Taubheit kroch von der Rune meinen Arm hinauf.
    »Verdammt Hase, hör auf damit!«, brüllte Arlis durch den heulenden Wind, den prasselnden Regen, die Schreie und das Gebrüll der Menschen auf dem Marktplatz.
    Dieses Etwas, das mir zusetzte, entzog sich allen Versuchen, es zu vertreiben, glitt zu meiner Stirn, verharrte dort kurz, legte sich dann über meine Augen, Nase und Mund, zuckte meine Kehle hinab und drohte mein hämmerndes Herz zu packen. Ich knurrte, täuschte eine Finte an und attackierte von der anderen Seite. Es gelang mir, etwas zu fassen zu bekommen, das sich wie eine Hand anfühlte. Ich drückte zu, drehte es um und hörte, eingeschlossen in meinen kleinen, privaten Wirbelwind, das Knacken von Knochen und einen leisen Schmerzensschrei. Im selben Moment löste sich die Phantomhand in meinem Griff auf. Mit gefletschten Zähnen wartete ich einen Augenblick, aber wer auch immer mich belästigt hatte, kehrte nicht mehr zurück.
    Die Betäubung ließ nach, und meine Hand prickelte plötzlich vor Hitze.
    Ich keuchte, als hätte ich gerade fünfzehn Runden mit dem örtlichen Dorfrüpel gerungen, ließ Wind, Regen und Feuer ersterben und sah mich um. Ich zuckte zusammen. Jeff, Arlis und ich standen mitten auf einem nahezu leeren Platz. Was von den Erntefest-Dekorationen noch übrig war, war zerfetzt und vollkommen durchnässt. Die Zweige der Bäume waren abgeknickt, die Scheiben der Fenster zerborsten.
    Und zwischen den fallen gelassenen Paketen, Körben, Umhängen und anderen durchnässten Habseligkeiten, lagen Menschen, die von den Fliehenden umgerempelt und niedergetrampelt worden waren.
    »Du willst doch wohl jetzt nicht aufhören,« ertönte Arlis’ ätzende Stimme, als er sich Regentropfen von den Lidern wischte. »Du hast Erdbeben, Lavaströme und Flutwellen ausgelassen.«
    Jeff sagte nichts, musterte mich aber böse durch sein nasses Haar, das in seinem Gesicht klebte. Hinter ihm sah ich, wie einige grimmige Stadtwachen sich uns im Laufschritt näherten. Und in der Ferne schmetterte wieder eine Trompete, während sich die Wolken auflösten. Unaufhörlich trafen Adlige ein, um das Gedränge in Freston und seiner Garnison noch weiter zu vergrößern.
    Ich dagegen brauchte mir keine Sorgen zu machen, dass ich meine Koje mit dem Bewaffneten irgendeines hochnäsigen Lords würde teilen müssen. Ich schloss die Augen, als die Wachsoldaten uns umringten, der Wind sanft murmelte und die Schmetterlinge sich wieder auf meiner Schulter niederließen. Ich würde in ein neues Quartier verlegt werden … in das Stadtgefängnis.

2
     
    Freston ist eine kleine Stadt in der Mulde eines schüsselförmigen Tals; sie liegt an der Kreuzung der Königsstraße und zweier Berghandelsrouten. Die dortige Garnison hat offiziell die Aufgabe, Händlerkarawanen vor jenen Subjekten in den nördlichen Gemarkungen zu beschützen, die so verzweifelt sind, dass sie ihren Lebensuntehalt als Wegelagerer verdienen. Deshalb patrouillieren mehrere Einheiten entlang der Königsstraße, aber nur eine in den Bergen, wo diese Banditen ihre Stützpunkte haben. Einer der Jungs in der Garnison nannte das einmal Armeeintelligenz. Ich erinnerte mich an die Erfahrungen meines Pas in unserem Weiler und erwiderte, dass die Regierungskonzile die gleiche Seuche hätten.
    Nur die zähesten und entschlossensten Händler schafften es bis Freston, weil unsere Nachbarstadt Cosdale eigentlich ihre bevorzugte Anlaufstelle war. Sie lag weiter südöstlich und etwas tiefer in den Bergen, wo der Winter nicht so hart und lang war. Außerdem war Cosdale größer, hatte mehr Geschäfte, Herbergen und Tavernen und einen Theaterplatz mit zwei Spielhäusern, was die Soldaten der dortigen Garnisonen
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