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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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oder erdrosselt worden?»
    «Nein, das ist sicher auszuschließen. Die Todesursache ist Strangulation durch Erhängen.»
    «Dann verstehe ich das mit dem Gift nicht so ganz. Meinst du, sie hat sich zusätzlich noch vergiftet, um auf Nummer sicher zu gehen?»
    «Vielleicht, aber Atropin wäre da sehr ungewöhnlich. Sie war Krankenschwester, musst du bedenken. Sie kannte sich bestimmt aus und konnte auch an alles rankommen, was gut und teuer ist. Barbiturate zum Beispiel, oder Digitalis. Vielleicht hat ihr ein anderer das Zeug gegeben. Aber ich will mich nicht festlegen, ich muss erst einmal wissen, um welches Gift es sich genau handelt und wie es wirkt. Also, warten wir’s ab.»
    Toppe legte den Hörer auf und blickte vor sich hin.
    Keiner sagte etwas. Breitenegger kratzte seine Pfeife aus.
    «Gut», Toppe räusperte sich, «sieht ja so aus, als sei die Soko komplett.»
    «Ich hör immer Soko.» Berns richtete sich auf.
    Toppe gab kurz Bonhoeffers Befund wieder.
    «Zwei Hinweise unabhängig voneinander, dass dies hier kein Selbstmord sein kann, reichen mir. Wir sollten uns alle dranmachen und das absolut sicher abklären. Norbert, erzähl mal.»
    Van Appeldorn griff zu seinem Block.
    «José Bruikelaer, 27 Jahre alt, 1,60 m groß und schlank. Kurzes aschblondes Haar, blaue Augen, Holländerin. Seit einem guten Jahr Vollschwester in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Emmerich. Wohnt im Schwesternwohnheim. Ihre Eltern haben einen Fahrradhandel in Nimwegen. Sie hat keine Geschwister. Die Kolleginnen und Kollegen beschreiben sie als fleißig, zuverlässig und selbstbewusst. Einen festen Freund hatte sie zurzeit nicht.»
    «Wer hat die Tote gefunden?»
    «Eine Kollegin, Barbara van Gimborn, mit der sie sich für 22 Uhr zum Essen beim Griechen am Geistmarkt verabredet hatte.»
    «So spät?»
    «Die Kollegin hatte Spätschicht. José Bruikelaer war am letzten Wochenende für den Frühdienst eingeteilt. Frau van Gimborn wunderte sich, dass José nicht kam, und ging so gegen halb elf zum Wohnheim, um nachzusehen, ob irgendwas passiert war. Sie klopfte an die Tür, aber niemand öffnete. Sie sagt, sie hätte gesehen, dass Licht brannte, und außerdem spielte das Radio, und da machte sie sich ernsthaft Sorgen. Sie lief rüber zum Krankenhaus und holte den Technischen Dienst, Herrn Küppers, der schließlich die Tür öffnen konnte. Die beiden haben dann die Tote gefunden.»
    «War die Tür vom Wohnheim abgeschlossen?»
    «Von außen ist die Tür nur mit einem Schlüssel zu öffnen, innen ist eine Klinke. Das heißt, man kann immer raus, rein kommt man aber nur, wenn man den passenden Schlüssel hat oder wenn einem jemand öffnet.»
    «Und wer hat den Tod festgestellt?»
    «Der diensthabende Internist vom Krankenhaus, ein Dr. Schulte-Wigges.»
    «Konnte der was über den vermutlichen Todeszeitpunkt sagen?»
    «Nicht konkret», hakte Berns ein. «Aber der Junge war auch ein bisschen überfordert mit der Geschichte, wie mir schien. Jedenfalls hatte die Totenstarre schon eingesetzt, war aber noch nicht vollständig ausgeprägt. Ich schätze also mal so zwischen 16 und 19 Uhr.»
    «Wann ist das Mädchen zum letzten Mal gesehen worden?»
    «In dem Punkt habe ich meine Ermittlungen noch nicht abgeschlossen», gab van Appeldorn zu.
    «Schöner Satz», bemerkte Heinrichs trocken.
    «Habt ihr einen Abschiedsbrief gefunden?», fragte Toppe weiter.
    «Nein», antwortete van Appeldorn zögernd. «Aber so was hatten wir doch schon öfter.»
    «Und hielten die Kollegen und Bekannten das Mädchen für selbstmordgefährdet?», beharrte Toppe.
    «Nein, eigentlich waren sie ziemlich überrascht.»
    «Sonst irgendwas Auffälliges?»
    «Nein, eben nicht, sag ich doch. Bis auf den Stuhl standen alle Möbel an ihrem Platz. Das Zimmer war aufgeräumt. Es gab keinerlei Hinweise, dass es in diesem Raum zu einer Gewalttat gekommen sein könnte.»
    «Lässt du das Radio laufen, wenn du dich umbringen willst?», fragte Toppe.
    «Was weiß ich.» Van Appeldorn zuckte gleichgültig die Schultern. «Ich war noch nie in der Situation.»
    Jemand klopfte energisch an die Tür.
    «Ja, herein», rief Toppe.
    Ein älteres Paar trat ins Zimmer. Die Frau war klein und zierlich und trotz des stark geschminkten Gesichts ein wenig unscheinbar. In der linken Hand hielt sie ein zerknautschtes rosa Taschentuch. Der Mann war groß und schlank, hatte grau meliertes, zurückgekämmtes Haar und hellblaue Augen.
    Er schloss die Tür fest hinter sich und blickt
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