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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ihn haben.» Toppe fischte nach einem Zettel. «Lasst uns mal einen Zeitplan machen. Ich denke, wir lösen uns im Sechsstundentakt ab.»
    «Mit Ihrem Fuß fallen Sie aber aus», meinte Astrid freundlich.
    «Blödsinn. Ich kann auch im Auto sitzen und die Augen offen halten. Dazu braucht man keine Füße.»
    «Und wenn Küsters auftaucht, schleichst du dich von hinten an und brätst ihm eins mit der Krücke über.» Van Appeldorn lachte. «Nee, nee, lass mal. Das kriegen wir auch ohne dich hin.»
    Van Appeldorn würde ab Mitternacht übernehmen, dann Heinrichs. Sie notierten den Zeitplan und gingen schließlich.
    Warten – das konnten sie auch zu Hause.

[zur Inhaltsübersicht]
    Fünfundzwanzig
    Das heiße Bad und das viel zu reichliche Essen hatten ihn so müde gemacht, dass er die Augen kaum noch offen halten konnte.
    Hier draußen auf der windgeschützten Terrasse war es immer noch angenehm warm.
    Die Jungen saßen drinnen und sahen sich «Wetten, dass ..?» an, die Geräusche vom Fernseher drangen nur gedämpft zu ihnen hinaus.
    Er trank einen großen Schluck von seinem Bier, streckte sich und verschränkte die Hände im Nacken. Gabi erzählte von der Vernissage und was er so alles verpasst hatte.
    «Du, die Karin Hetzel ist unheimlich nett. Ich hab sie für Montag mit ihren Kindern zum Kaffee eingeladen.»
    «Prima», antwortete er.
    Am jungen Kirschbaum vor dem Küchenfenster zeigten sich schon die ersten Knospen.
    Es könnte richtig friedlich sein, dachte er, wenn diese elende Warterei nicht wäre.

    Die Sonne schien ihr mitten ins Gesicht und weckte sie. Es war spät geworden gestern Abend, und sie fühlte sich überhaupt nicht ausgeschlafen, aber das war sie nie, wenn sie bei Klaus übernachtete.
    Er war schon aufgestanden, sie hörte plätschernde Geräusche aus dem Badezimmer.
    Selbst am Wochenende hielt es ihn nicht länger als bis acht Uhr im Bett. In dieser Hinsicht passten sie überhaupt nicht zusammen.
    Sie kroch aus dem Bett und tapste nackt, wie sie war, ins Bad. «Morgen.»
    Er lag ausgestreckt in der Wanne und betrachtete sie wohlwollend. «Morgen. Kommst du mit rein?»
    «Nee, lass mal.» Sie ging zum Waschbecken und schaufelte sich mit beiden Händen kaltes Wasser ins Gesicht. «Ich mach schon mal Frühstück.»
    Van Gemmerns Küche war winzig. An der Tischplatte, die er an die Wand geschraubt hatte, fand neben seinem Stuhl gerade noch ein kleiner Hocker Platz, auf dem sie sitzen konnte, wenn sie aßen.
    Er kam nur in Shorts und mit nassem Haar.
    Sie goss Kaffee ein.
    «Was ist mit dir?», fragte er. «Du bist so schweigsam.»
    Sie musste lachen, denn das war sonst immer ihre Textzeile. «Eigentlich ist nichts. Ich muss bloß immer an diesen Küsters denken.»
    Er bestrich eine Scheibe Toast mit Butter und schwieg.
    Sie sah auf ihre Uhr. «Viertel vor elf. Um zwölf muss ich Heinrichs bei der Martini ablösen.»
    Er sah sie ernst an. «Also richtig ist das nicht, dass du als Praktikantin da eingesetzt wirst.»
    «Ich habe selbst darum gebeten», gab sie schnippisch zurück.
    Er lächelte nachsichtig und goss sich Kaffee nach.

    «Also, jetzt reicht’s mir aber endgültig! Wir fahren sofort zum Krankenhaus.» Mit zornigem Gesicht stand Gabi über ihm.
    Toppe war beim Duschen ausgerutscht und hatte versucht, sein nicht unbeträchtliches Gewicht mit dem verletzten Fuß abzufangen. Jetzt saß er – nackt und nass – halb in der Duschwanne, halb auf dem Kachelboden, rieb sich den Knöchel und stöhnte laut.
    «Komm, ich helf dir beim Anziehen, und dann fahren wir.»
    Er dachte nicht mehr an die Fahndung, nicht an Küsters.
    Sein Fuß tat so höllisch weh, dass ihm die Zähne aufeinanderschlugen.

    Van Appeldorn hielt Marion fest und wiegte sie hin und her. Sie schluchzte trocken. Ihre Augen waren völlig zugeschwollen.
    Sie hatte die ganze Nacht geweint und nachgedacht, höchstens eine Stunde geschlafen.
    Seit er um halb sieben von Anne Martinis Wohnung zurückgekommen war, hatten sie geredet, gedacht und geredet.
    Seit einer Stunde saß Anna, Marions Tochter, nun schon vor dem Fernseher und sah einen evangelischen Vespergottesdienst, von dem sie nicht eine Silbe verstand. Ganz laut hatte sie den Ton gestellt und sich tief zwischen die bunten Sofakissen verkrochen. Sie hörte es trotzdem noch. Immer wenn Mama aufschluchzte, hielt sie sich die Ohren zu. Norbert hatte sie schon dreimal aus dem Schlafzimmer rausgeschmissen.
    «Mama!», rief sie jetzt, so laut sie konnte.
    «Ich komme gleich,
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