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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit
Autoren: S Collins
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fragte sein Vater.
    »Seit Weihnachten«, sagte Gregor. »Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Ich mache mir Sorgen, wenn ich den Eindruck habe, dass du etwas vor mir verbirgst«, sagte sein Vater. »Versprichst du mir, dass du das nicht noch mal machst?«
    Gregor nickte. Sein Vater öffnete die Rolle, um sie zu lesen, und guckte verdattert.
    »Sie ist in Spiegelschrift geschrieben«, sagte Gregor. »Aber ich kann sie auswendig.« Er sagte die Prophezeiung auf.
    »Von Blut zu Blut gelangt das Leiden. Das hört sich nicht gut an«, sagte sein Vater.
    »Nein, das hört sich so an, als ob viele Leute krank werden«, sagte Gregor.
    »Vikus meint also, du müsstest noch mal da runter. Du weißt, dass das mit deiner Mutter nicht zu machen ist«, sagte sein Vater.
    Ja, das wusste Gregor. Er konnte sich gut vorstellen, wie entsetzt seine Mutter sein würde, wenn sie von der Prophezeiung erfuhr. Als sein Vater damals verschwunden war, hatte sie endlose Nächte allein am Küchentisch gesessen. Zuerst hatte sie noch geweint, dann war sie verstummt … hatte mit den Fingern das Muster der Tischdecke nachgezeichnet. Am Ende war sie völlig erstarrt. Und als Gregor und Boots verschwanden, war es wahrscheinlich noch schlimmer gewesen. Konnte er ihr das wirklich noch einmal antun? Nein, dachte er. Dann sah er plötzlich seine Freunde aus dem Unterland vor sich. Wenn er nicht ging, würden sie womöglich sterben, alle miteinander.
    »Ich muss wenigstens hören, was Vikus zu sagen hat«, sagte Gregor mit vor Aufregung erstickter Stimme. »Ich muss wissen, was da los ist! Ich kann den Brief doch nicht einfach zerreißen und so tun, als hätte ich ihn nie gekriegt!«
    »Na gut, einverstanden, wir gehen runter und hören uns an, was Vikus zu sagen hat. Ich will nur nicht, dass du ihm etwas versprichst, was du hinterher nicht halten kannst«, sagte sein Vater.
    Sie baten Mrs Cormaci, für eine Weile rüberzukommen, angeblich, weil sie ins Kino gehen wollten. Sie freute sich darüber, Gregors Schwestern und seine Großmutter besuchen zu können. Mit einem Quartettspiel und einer Schale Popcorn bewaffnet, schickte sie Gregor und seinen Vater weg. »Geht ihr ruhig. Nur Vater und Sohn, das muss auch mal sein.«
    Da hatte sie vielleicht recht. Aber nicht so .
    Bevor sie gingen, holte Gregor eine gute, starke Taschenlampe. Er sah, dass sein Vater ein Brecheisen unter die Jacke steckte. Erst dachte Gregor, er wollte es zur Verteidigung benutzen, aber sein Vater flüsterte: »Für den Stein.« Die Stelle, an der Ares Gregor immer absetzte, lag am Fuß einer Treppe unter dem Central Park. Sie war mit einer Steinplatte bedeckt. Bei diesem Wetter war die Platte garantiert festgefroren.
    Wenn sie um vier Uhr bei Vikus sein wollten, mussten sie ein Taxi zum Park nehmen. Gregor glaubte sowieso, dass der Weg zur U-Bahn für seinen Vater zu anstrengend wäre. Und tatsächlich war dieser dann auch schon nach dem kurzen Weg bis zu der Steinplatte zwischen den Bäumen erschöpft.
    Bei dem eisigen Wetter war der Central Park fast menschenleer. Ein paar Leute eilten mit eingezogenen Köpfen vorbei, die Hände tief in die Taschen vergraben. Niemand achtete auf Gregor, als er die Steinplatte hochstemmte und zur Seite schob, um den Eingang freizulegen.
    »Wir sind ein paar Minuten zu früh dran«, sagte Gregor und starrte hinunter in die Dunkelheit.
    »Vielleicht kommt Vikus ja auch etwas früher. Los, wir gehen runter. Dann sind wir wenigstens vor dem Wind geschützt«, sagte sein Vater.
    Sie ließen sich hinab in die Öffnung. Gregor vergewisserte sich, dass er das Brecheisen mitgenommen hatte –bestimmt fror der Stein sofort wieder an, und er wollte nicht unter der Erde festsitzen. Er schob die Steinplatte zurück und sperrte das Tageslicht aus. Es war stockdunkel. Er schaltete die Taschenlampe ein und richtete den Strahl auf die lange Treppe.
    »Ares setzt mich immer unten ab«, sagte Gregor und machte sich an den Abstieg. Langsam und vorsichtig folgte ihm sein Vater.
    Die Treppe führte in einen großen, von Menschen erbauten Tunnel, der verlassen wirkte. Die Luft war schwer, kalt und feucht. Keine Geräusche drangen aus dem Park nach unten, aber an den Wänden war das leise Trippeln winziger Mäusefüße zu hören.
    Als Gregor die letzten Stufen erreichte, schaute er über die Schulter zurück zu seinem Vater, der erst auf halber Strecke war. »Lass dir ruhig Zeit. Er ist noch nicht da.«
    Die Worte waren kaum heraus, als ihn ein harter
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