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Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Titel: Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Autoren: Suzanne Collins
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einen Korb mit Plastiktieren auf dem Teppich auskippte und sie zu einer Parade aufstellte. Dann hielt sie eine kleine schwarze Fledermaus hoch, die sie letztes Jahr zu Halloween bekommen hatte, und rief: »Guckt mal! Ares!«
    Gregor konnte nichts sagen, während sie die Fledermaus über ihrem Kopf kreisen ließ.
    Seine Eltern kamen etwa zehn Minuten später herein, und obwohl Gregors Mutter vor Erschöpfung fast umfiel, wollte sie gleich nach der Großmutter sehen. Sie wusste ja noch gar nicht, dass die Großmutter nicht da war. Gregors Vater hatte es ihr erst zu Hause sagen wollen. »Es ist ihr Herz, Grace. Sie liegt im Krankenhaus. Morgen früh besuchen wir sie als Erstes«, sagte er.
    Sie gingen alle sofort ins Bett. Gregor zog sich nicht mal einen Schlafanzug an. Er zog sich einfach aus bis auf die Unterhose und kroch unter die Decke. Sie hatte den vertrauten staubigen Geruch. Ein Wagen mit laufender Sirene fuhr vorbei. Musik dröhnte aus einem Autoradio und verstummte gleich darauf wieder. Eine Klospülung rauschte. Bei den alten tröstlichen Geräuschen von New York schlief Gregor ein …
    Im Tunnel war es dunkel. Die Taschenlampen gingen schon lange nicht mehr. Gregor verließ sich ganz auf Ultraschallortung. Es war idiotisch gewesen, diesen Weg zu nehmen. Ripred hatte es ihm gesagt, aber er hatte nicht auf ihn gehört. Jetzt hatten sie ihn entdeckt. Während er rannte, merkte er, dass einige Ratten keuchten, da drehte er sich um, holte aus und zerschnitt mehrere Gesichter, bespritzte sich mit Blut. Aber dann passierte etwas mit seinem Schwert. Es wurde weich wie Gummi und schmolz in seiner Hand. Er versuchte weiterzurennen, doch der Boden zerbröselte unter seinen Füßen und dann fiel er, tiefer und tiefer, in eine schwarze Grube hinein. Er schrie nach Ares, aber da war kein Ares, und er sah die spitzen Felsen, die unten auf ihn warteten, er spürte den Schmerz, als sie ihm die Brust durchbohrten.
    Gregor fuhr im Bett hoch, er war schweißgebadet und sein Herz raste, die rechte Hand hielt er auf die pochende Brust. Warer von seiner eigenen Stimme aufgewacht? Aber niemand kam ins Zimmer gerannt. Niemand rief ihn. Die Schreie mussten in seinem Traum geblieben sein.
    Seit er Ares gehabt hatte, waren die Albträume vom Fallen, die ihn immer gequält hatten, ausgeblieben. Jetzt waren sie wieder da und Ratten und Blut gab es noch dazu.
    In der Stadt brach gerade erst der Tag an. Gregor hatte nur ein paar Stunden im Bett gelegen. Eigentlich hätte er wieder einschlafen sollen. Aber der Albtraum war zu real gewesen. Er ließ sich wieder aufs Kissen sinken und sah zu, wie das Sonnenlicht heller wurde, bis es ihm in den Augen stach.
    Gregor machte das Fenster auf und atmete die abgasgetränkte Luft tief ein. Was war heute für ein Tag? Was für ein Monat? Er hatte keine Ahnung. Seit Hazards Geburtstag war er nicht mehr zu Hause gewesen. Das war im Hochsommer gewesen. Jetzt war die Luft frisch. Plötzlich wollte er unbedingt wissen, wie viel Zeit vergangen war, er musste sich irgendwie erden. Der Kalender in der Küche nützte nichts, aber er könnte den Fernseher einschalten … Nein, davon wachten alle auf … Er könnte runterlaufen und das Datum auf einer Zeitung nachsehen. Er warf die Decke zurück – und erstarrte, als er seinen Körper zum ersten Mal bei Tageslicht sah.
    »Oh nein«, sagte er. Er wusste, dass er im Unterland ganz schön zugerichtet worden war, aber die Wunden waren ja alle verheilt und er hatte sich nicht mehr darum gekümmert. Er hatte nicht bedacht, dass sich seit seinem ersten Besuch im Unterland unzählige Narben angesammelt hatten. Narben von Tintenfischsaugnäpfen, von Ranken, Zangen, Zähnen und Krallen.Dann noch die Wunden an seinen Händen, die er sich selbst zugefügt hatte, als er Sandwichs Schwert zerbrochen hatte. Seine Haut war wie eine Landkarte, auf der man alles Schreckliche ablesen konnte, das er erlebt hatte.
    Die Unterländer hatten ihm noch mehr von der Fischsalbe mitgegeben. Vielleicht half sie ja. Aber manche Wunden … wie der Abdruck der fünf Krallen, den der Fluch ihm auf der Brust verpasst hatte … die würden nicht so leicht verblassen. Sie gehörten jetzt für immer zu ihm. Wie sollte er sie je erklären? Sollte er sagen, er hätte einen Autounfall gehabt? Oder er wäre durch eine Glasscheibe gefallen? Hätte mit ein paar Tigern gekämpft? Wenn er sie nicht erklären konnte, musste er sie verbergen. Also nicht an den Strand, kein Schulsport, nicht mal ein
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